Hallo
Ich habe mal ein bisschen Bates (Kap 9+10) ausgeschnippelt und zusammengepuzzelt - so ergibt sich eine interessante Anleitung für die Praxis des 'Wieder-richtig-Sehen-lernens':
Praktisch heißt das zuallererst, die Ursache für undeutliches Sehen
nicht im Auge selbst zu suchen und sich darüber aufzuregen. Die Sehstörung
ist vielmehr als Denkanstoß zu werten, als natürlicher und nützlicher
Hinweis von Seiten des Gehirns auf eine abzustellende Primärursache,
die zumeist völlig außerhalb des Auges liegt. Das Gehirn bedient
sich lediglich des optischen Systems als eines Signalpfads, wenn
es die Störung in das Sehfeld1 projiziert. [1 vgl. Anhang 4.]...
Die Ursache irgendeines Brechungsfehlers, des Schielens oder irgendwelcher
funktionellen Störung des Auges ist nichts als ein Gedanke – ein
verkehrter Gedanke – und die Heilung erfolgt so schnell, wie der entspannende
Gedanke bewußt wird...
Einerlei, von wie langer Dauer das Leiden
ist oder welchen Grad es erreicht hat, der Mensch kann erlöst
werden, wenn man ihn oder wenn er sich selbst dazu bringen kann,
seine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen und zu behalten...
Wenn wir es lernen, unser Gedanken- und Vorstellungsleben unter Kontrolle
zu halten, können wir mühelos normalsichtig werden...
Entspannung kann man jedoch nicht erzwingen. Es ist grundlegend,
daß Patienten dies begreifen lernen; denn solange sie bewußt oder
unbewußt meinen, Anstrengung könne durch andere Anstrengung beseitigt
werden, so lange wird ihre Heilung sich vertagen...
Ist die Entspannung nur vorübergehend, so wird auch das gewonnene Sehvermögen
wieder verschwinden. Kann sie dauernd erreicht werden, so
wird auch die Heilung dauernd...
Die Bewältigung der häufigsten Primärursachen (Lebensführungsfragen, schlechte Zeiteinteilung, Müdigkeit,
falsche Reaktion auf äußere Störungen) würde durch die Brille
allenfalls behindert und verzögert. Man kann eine Störung selbstverständlich
nicht dadurch beseitigen, daß man das Anzeigeinstrument
manipuliert...
In ähnlicher Weise kann es gelingen, das Auge durch allerlei Zwang
zum Sehen, ja zum besseren Sehen zu bringen, freilich niemals zu
normalem Sehvermögen. Wird aber dieser Zwang fortgesetzt, so verschlechtert
sich das Auge mit Sicherheit nach und nach bis zum Ruin.
Also: Das Bewusstsein bildet mit den Augen zusammen die Realität ab. Ist nun das Bewusstsein 'in Unordnung' geraten, gerät dementsprechend zwangsläufig auch das erzeugte Abbild in Unordnung.
Abhilfe: Korrektur der Unordnung im Bewusstsein; je vollständiger und dauerhafter ist die Heilung, egal wie gross und bereits lange bestehend der Brechungsfehler ist.
Dabei ist die 'unordentliche' Sicht als 'Anzeiger' zu sehen, als notwendiges Feedback an dem die Korrektur ansetzen und sich orientieren kann. Und zwar die Korrektur des Bewusstseins und zugleich des Sehens.
Dieser (über das Eingehen auf das Biofeedback interaktive) Transformationsprozess wird gestört oder ganz verhindert, wenn das Feedback nicht ankommt und nicht als solches wahrgenommen wird - also wenn durch das Brille-Tragen das Feedback einfach abgestellt wird. ("Manipulation des Anzeigeinstruments")
Einen ähnlichen Effekt hat der Einsatz von Anstrengung zur Erzeugung einer besseren Sicht; auch sie verhindert die korrigierend Wirkung des Feedbacks.
Solange es nicht gelingt, die Anstrengung aus dem Sehprozess herauszuhalten, kann keine dauerhafte Heilung erreicht werden.
So wie das in irgendeiner Weise gestörte Bewusstsein kein einwandfreies Bild der Realität abbilden kann, so kann das 'wieder in Ordnung gebrachte' Bewusstsein eigentlich nur ein klares, scharfes Bild abbilden - dh wenn es direkt mit dem unscharfen Abbild konfrontiert wird und es nicht in irgendeiner Weise daran gehindert wird.
Mit anderen Worten: das 'geklärte' Bewusstsein 'erträgt' keine unklare Sicht mehr und 'bringt sie in Ordnung'.
Damit dieses Biofeedback seine Wirkung entfaltet, kann man ihm nur optimale Bedingungen schaffen durch den Abbau von hinderlichen Spannungen und Geduld:
Glücklicherweise ist unter gewissen Bedingungen jedermann imstande,
sich willkürlich Entspannung zu verschaffen. Bei allen nicht
komplizierten Brechungsfehlern können krampfhafte Sehversuche
augenblicklich beseitigt werden, wenn der Patient zum Beispiel ohne
Absicht, darauf etwas sehen zu wollen, auf eine weiße Wand blickt. Um
sich dauernde Entspannung zu sichern, bedarf es zuweilen langer Zeit
recht sorglosen, zuversichtlichen Abwartens. Die gleiche Methode eignet
sich nicht für jeden, denn der Arten, wie Menschen unter Zwang
sehen, gibt es unendlich viele, und dementsprechend müssen die Methoden,
den Zwang auszuschalten, auch sehr verschieden sein. Welche
Methode auch immer die meiste Erleichterung bringt, das Ende ist doch
immer das gleiche, nämlich Entspannung. Durch unaufhörliche Wiederholung
und indem es ihm häufig durch jedes nur mögliche Mittel recht
anschaulich dargestellt wird, muß dem Patienten die Tatsache fest eingeprägt
werden, daß vollkommenes Sehen nur durch Entspannung,
durch nichts anderes, erreicht werden kann. [Hervorhebung von mir]
Auch wenn Bates zT von superschnellen Heilungen spricht, war das doch auch damals schon eher eine Ausnahme und der enorm gestiegene (Leistungs-)Druck in der heutigen Zeit steht der notwendigen Entspannung noch mehr im Weg.
Unter diesen Bedingungen kann man den Heilungsprozess am ehesten mit dem langsamen Wachstum eines Pflänzchens vergleichen, den man auch nicht beschleunigen kann, wenn man nur genug daran zieht.
Keimlinge zupfen um ihnen beim Wachsen zu helfen
Zu den Zeiten der Song Dynastie lebte in China ein Bauer, der sich stets darum sorgte, dass seine Reisspflanzen nicht hoch genug wüchsen und nicht genügend Ernte trügen. So kam ihm eines Tages bei der Arbeit in seinen Reisfeldern die Idee den zarten Pflänzchen tatkräftig beim Wachsen zu helfen. Den ganzen Tag lang zog er jeden einzelnen seiner Keimlinge ein kleines Stückchen in die Höhe um die Pflanzen schneller Wachsen und Gedeihen zu lassen. Am Abend berichtete er seiner Familie stolz von seiner genialen Idee und davon wie gut die Ernte sein würde wenn er die Keimlinge nur jeden Tag ein Stückchen mehr in die Höhe zöge. Am nächsten Morgen folgten im voll gespannter Erwartung Eltern, Frau und Kinder zu den Feldern um sich am Anblick der in nur einem Tag emporgeschossenen Keimlinge zu erfreuen. Doch als sie die Reisfelder erreichten fanden sie nur tote Pflanzen auf den Feldern - nicht ein einziger Keimling ragte noch dem Himmel entgegen.
In China die "Keimlinge zu zupfen um ihnen beim Wachsen zu helfen" meint also etwa einer Sache falsch verstandenen Eifer entgegenzubringen, den Dingen nicht ihren natürlichen Lauf zu lassen oder zu versuchen ein Ziel mit ungeeigneten Mitteln zu erreichen.
(
http://www.dragonfruit.org/keimlinge-zu ... n-a-5.html )
In diesem Sinne, recht sorgloses und zuversichtliches Abwarten und
(dabei Bates lesen und richtig verstehen -> korrigiertes Bewusstsein und korrigierte Sicht)
Gruss
Marina
PS @ Flo: Habe ich jetzt damit die Mystifizierung und Esoterik wieder auferstehen lassen, von der Du Bates' Konzept 'gesäubert' hattest?
Und d) berücksichtigt die Tatsache, das vollkommen mühelose Blickpunktverschiebungen nicht immer bis hin zu den allerfeinsten Verschiebungen möglich sind. Was nach meiner Erfahrung eben die vollständige Akkomodation verhindert. Setzt man hier mit – möglichst simpler, zweckorientierter – Körperarbeit an, kann man das – wiederum meiner Erfahrung nach – gezielt, einfach und ohne tiefere Esoterik komplett beheben. Also das, was Bates auch getan hat. Nur, dass ich nun – aus meiner Sicht – das zugrundeliegende Erklärungsmodell geliefert habe und all diese Übungen damit entdogmatisiert und entmystifiziert sind.