Welche Methode führt zum Ziel?

Akkomodieren, Fusionieren, Lichtbaden, Lichtblitzen, Palmieren, Visualisieren u.a.

Beitragvon Martin/T. » 08.04.2012 21:56



Ja, und als Erklärung wird dann angeführt, der Tränenfilm oder eine sogenannte "negative Akkommodation", von der man immer nur dann hört, wenn es etwas zu erklären gibt, was es eigentlich nicht geben darf, während normalerweise das als genauso lächerlich dargestellt wird wie die Idee von der Beeinflussbarkeit der Augapfelform durch die äußeren Augenmuskel.

Um es spät am Abend kurz zu machen: "ich gähn gleich". Wenn mal jemand anfängt, die monokularen Doppelbilder und deren extreme Abhängigkeit vom Entspanntheitsgrad der Augenmuskeln besser zu erklären als Flo das ausgehend von Bates' Theorie der Hüllakkommodation geleistet hat, oder überhaupt erst einmal ernst zu nehmen, dann hör ich wieder hin.

Nichts für ungut Moobe, danke für eine belustigende Lektüre. (Nicole hat dann wahrscheinlich ihren "Tränenfilm kultivieren gelernt", als sie über 1 dpt. dauerhaft besser geworden ist). Wer braucht da noch Kontaktlinsen?

:wink:
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Beitragvon moobe » 08.04.2012 22:22

Martin/T. hat geschrieben:


Ja, und als Erklärung wird dann angeführt, der Tränenfilm oder eine sogenannte "negative Akkommodation", von der man immer nur dann hört, wenn es etwas zu erklären gibt, was es eigentlich nicht geben darf, während normalerweise das als genauso lächerlich dargestellt wird wie die Idee von der Beeinflussbarkeit der Augapfelform durch die äußeren Augenmuskel.

Um es spät am Abend kurz zu machen: "ich gähn gleich". Wenn mal jemand anfängt, die monokularen Doppelbilder und deren extreme Abhängigkeit vom Entspanntheitsgrad der Augenmuskeln besser zu erklären als Flo das ausgehend von Bates' Theorie der Hüllakkommodation geleistet hat, oder überhaupt erst einmal ernst zu nehmen, dann hör ich wieder hin.

Nichts für ungut Moobe, danke für eine belustigende Lektüre. (Nicole hat dann wahrscheinlich ihren "Tränenfilm kultivieren gelernt", als sie über 1 dpt. dauerhaft besser geworden ist). Wer braucht da noch Kontaktlinsen?

:wink:


:o Hätte nicht gedacht, dass das alles eine Lüge ist. Das mit dem Tränenfilm muss man einfach ignorieren, aber das andere kann man doch nicht fälschen, oder? Also man kann doch davon ausgehen, dass die wissen, wie man so ein Ding benutzt, von daher hätte ich der "Studie" beinahe geglaubt.

Also ist ja doch alles in Lot, war nur ein falscher Alarm :D
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Beitragvon Nicole » 08.04.2012 22:34

Martin/T. hat geschrieben:(Nicole hat dann wahrscheinlich ihren "Tränenfilm kultivieren gelernt", als sie über 1 dpt. dauerhaft besser geworden ist).


:wink:

Bemerkenswert finde ich vielmehr, dass viele Leute, die sich in irgendeneiner Form mit Augentraining beschäftigen, diese "klaren Momente" haben.

ICH hatte die vorher NIE, obwohl ich oft ganz ohne Sehhilfe war................... :roll:

MIR hat es gezeigt, DASS ich völlig klar sehen KANN. :D
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Beitragvon Martin/T. » 09.04.2012 08:11

@moobe:
Tja, das ist schwer zu verstehen, wenn man jung ist (du bist noch in der Schule, nicht). Wenn man älter wird, wird man zwar nicht (notgedrungen) weiser, aber um einiges desillusionierter. Ich kann mir inzwischen schon vorstellen, dass einfache straight-forward Methoden in einer Situation, die dogmatisch schon völlig festgezurrt ist, nicht mehr (richtig) zum Einsatz kommen oder einfach ignoriert werden. Es sollte nicht so sein, ist aber so. Akademische Autorität zählt viel mehr als akademische Leistung, geschweige denn unkonventionelles, pfiffiges logisches Denken und echter Forschungseifer.

Das gesagt habend, muss ich aber dennoch anfügen, dass ich auch von der (schmalen) pro-Bates-Seite nicht völlig überzeugt bin. Sie sind sowieso aus dem akademischen Geschäft raus; da gibt's also nichts mehr zu verlieren. Warum gehen da nicht einige Pioniere voran und wiederholen seine Experimente, erweitern sie vielleicht um einige neue Fragestellungen und stellen ihre Ergebnisse ins Internet?

Na ja, verlangen kann man viel, wenn man selber nicht dran arbeitet.


@Nicole:
Genau so sehe ich es auch, und es ist das, was den Akademikern einfach nicht in die Köpfe will. Augentraining ist keine "Medikation", sondern hängt entscheidend am inneren Engagement. Von daher ist es methodisch schon von vornherein außerhalb dessen, was wir heutzutage an Maßstäbe an "objektive" Studien legen. Man muss den "Dreh" raushaben, nicht einfach nur unterkorrigieren.

Bei mir kamen die ersten scharfen Bilder "hinter dem Fernpunkt" auch erst nachdem ich mich mit Lesebrille vor den Monitor (also Leseprobe in mittlerem Abstand, durch die Brille auf Ferne transformiert) gesetzt habe, und mir einfach gesagt habe, ICH AKZEPTIERE NICHT, dass das für mein (kurzsichtiges) Auge unerreichbar sein soll. War das erst mal im Kopf, fand ich auch die (zuerst noch eher gewaltsamen) Methoden, an die passende Augeneinstellung heranzukommen. Aber wie soll das in einer Studie überprüft werden, die von Leuten geleitet wird, die von vornherein sagen, wenn wir das herausfänden, müssten wir es zurechtbiegen, denn es kann ja anatomisch gar nicht sein?!

Dasselbe erlebe ich jetzt übrigens wieder am Nahpunkt, wo ich schon dreimal zu stärkeren Minusbrillen gehen konnte (um an sinnvollen Leseproben zu testen und zu üben). Es kommt zentral darauf an, dass man vergisst, was einem die Experten sagen: im Fall des Nahpunkts das "großen Anstrengung"; Pustekuchen, das Gegenteil ist der Fall: die richtige Einstellung auch in der Nähe ist der Kniff der großen (aber "potenten", durchdringenden) Leichtigkeit.

Ich hatte dann auch für einige Zeit (wieder in Zweifel fallend) gedacht, alles läge am Tränenfilm. (oder war es aus Hoffnung, auf einen schnellen Abschluss(?)) Der Zusammenhang mit dem Blinzeln scheint dafür zu sprechen. Habe dann mal probeweise wie wild getropft, und festgestellt, dass das nichts zum Positiven wendet. Ist auch kein Wunder, Tränenfilm hilft momentweise, wenn das Auge (chronisch) trocken ist. Ist meins nicht. Dann gibt es die drastischen Ausrutscher zum Schlechteren, wenn mal zufällig ein Schmierfilm entsteht. Kennt jeder Normalsichtige auch, passiert alle huntert Blinzler einmal; wird neu geblinzelt und gut ist wieder.

Aber die guten Momente des Kurzsichtigen haben damit nichts zu tun, denn wenn man genau hinspürt (glaubt einem natürlich kein Mediziner), merkt man eben sehr deutlich, dass das Blinzeln etwas an der Muskelansteuerung verändert, und nicht nur irgendwas Unfühlbares am Tränenfilm bereinigt.


:wink:
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Beitragvon Aniram » 09.04.2012 08:52

Ich hatte dazu auch schon ganz 'ketzerische' Vorstellungen, nämlich dass sich 'einfach' das Gehirn auf die veränderte Augapfelgrösse einstellt - so ähnlich wie bspw bei Hirn-Verletzungen die ausgefallene Funktion langsam von einem anderen Bereich im Gehirn 'erlernt' und übernommen werden kann.
(Deshalb hatte ich ganz am Anfang beunruhigt die Frage gestellt, ob es wirklich der Augapfel ist, der sich verändert, da mir eine Verkürzung des Augapfels und die damit verbundene Entlastung der Netzhaut noch wichtiger war als gute Sicht)
Es hat mir eigentlich auch nie ganz eingeleuchtet, warum unser Gehirn nicht in der Lage sein sollte, aus den - eigentlich nur falsch gebrochenen, aber doch vollständigen und klaren - Informationen, die das kurzsichtige Auge liefert, ein vernünftiges Bild aufzubauen.
Unser gesehen Bild kommt ja auch eigentlich auf dem Kopf stehend auf der Netzhaut an und wird dann im Gehirn umgedreht. Wenn man nun künstlich bei Versuchsersonen ein auf dem Kopf stehendes Bild erzeugt, reagiert das Gehirn entsprechend und sie sehen es nach einer gewissen Zeit wieder 'richtig herum'.
Und bei so ein bisschen Brechungsfehler stellt sich unser Gehirn so an :roll: :lol:
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Beitragvon Nicole » 09.04.2012 09:32

Aniram hat geschrieben:Ich hatte dazu auch schon ganz 'ketzerische' Vorstellungen, nämlich dass sich 'einfach' das Gehirn auf die veränderte Augapfelgrösse einstellt

Deshalb hatte ich ganz am Anfang beunruhigt die Frage gestellt, ob es wirklich der Augapfel ist, der sich verändert, da mir eine Verkürzung des Augapfels und die damit verbundene Entlastung der Netzhaut noch wichtiger war als gute Sicht

Und bei so ein bisschen Brechungsfehler stellt sich unser Gehirn so an :roll: :lol:


Dazu fällt mir dies ein:

Warum sind dann Kinder mit zu großem Auge noch nicht kurzsichtig?

Augengröße. In der Orinda-Studie wurde beobachtet, dass Kinder zweier kurzsichtiger
Eltern bereits vor Beginn der Kurzsichtigkeit größere Augäpfel hatten als gleichaltrige
Kontrollen.

Quelle: Frank Schaeffel

Ob der Augapfel durch Augentraining kürzer wird (und damit die Netzhaut entlastet wird) kann man nur rausfinden, indem man die Länge misst. Aber das macht ja kaum jemand. :?
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Beitragvon Martin/T. » 09.04.2012 09:47

Aniram hat geschrieben:Und bei so ein bisschen Brechungsfehler stellt sich unser Gehirn so an :roll: :lol:


Nein, nein, bei einem Brechungsfehler gehen schon Informationen verloren. Ganz objektiv. Solange das durch den Brechungsfehler verursachte Unschärfescheibchen eines Bildpunktes auf der Netzhaut kleiner als der Abstand zweier Sehzellen voneinander abgebildet wird, beeinträchtigt das nur die Kontraste und könnte mit entsprechender Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit ausgeglichen werden. Sobald es aber größer wird, gibt es auf dem Netzhautbild Überlappungen, aus denen sich auch bei optimaler Rechenleistung kein eindeutiges Urbild mehr zurückkonstruieren lässt. Die scharfen Konturen und Pukte gehen als erstes verloren. Stell Dir einen einzelnen hellen Lichtpunkt vor; er kommt als Kreiswolke auf die Netzhaut. Dasselbe könnte aber auch durch eine echte, orginale Kreiswolke im Bildraum produziert worden sein. Woher soll das Hirn das wissen, es sei denn es aus "außeroptischer" Realitätskompetenz. Mit Doppelbilder ist das was anderes: wenn deren Struktur fix wäre und sie keine Verschmierungen beinhalten (was aber nicht der Fall ist), ließen sie sich rein vom Hirn her bei Gewöhnung "ausbügeln".

Außerdem geht die Frage eigentlich an die zurück, die behaupten, die Erfolge von Sehtraining allein mit einer Schulung des Wahrnehmungsvermögens erklären zu können. Zumindest die Gruppe derer, die körperbetont trainiert, - und keine geistigen, "esoterischen" Methoden zur Verewigung mentaler, sensorischer oder bewusstseinsbezogener Ausnahmezustände anwendet -, sollte durch ihr Augentraining nicht mehr als die natürliche Variabilität des Visus zwischen verschiedenen "Patienten" mit gleicher Sehstärke ausmacht.

Sven zum Beispiel beweist doch, wie wenig die momentanen Schwankungen, die durch eine Konzentration seines (sicher nicht geringen, und auf jeden Fall lange geschulten) Wahrnehmungs- und Bildinterpretationsvermögens verursacht wird, wie wenig also "der Geist" gegenüber der langfristigen Entwicklung der ordentlichen (d.h. sakkadierungsfähigen) Akkommodationsfähigkeit ausmacht.

(Und dasselbe wissen auch die Schulmediziner, nämlich immer dann, wenn sie VOR einem Augentrainings befragt werden und dann natürlich abraten. Nur NACHHER wird dann anderes gedacht. :evil: )

Der Einfluss der Aufmerksamkeit ist groß, aber er ist (m.E., Sven mag leicht anders denken) größtenteils indirekt (indem er sich auf die Akkommodation auswirkt), und er lässt außerdem noch viel Raum, der durch die Regenerierung des Auge-Hirn-Zusammenspiels auch physisch erst wieder zurückgewonnen werden muss. (Hab ich nicht recht, Sven?). :!: Wer etwas anderes behauptet, wie die Schulmediziner, .... :arrow: sollte erklären können, warum selbst jemand, der wie Sven sich abhängig vom Sehen ohne Brille macht, schon lange übt und außerdem mit viel Eifer und Gedanken bei der Sache ist, allein mit Hirnleistung nicht das erreichen kann, was andere (oder auch er selber gegenüber früherer Zuständen mit mehr Myopie) mit ihrem Training schaffen, wenn (nachweislich, wodurch auch immer) die Dioptrien purzeln.

(Sorry, Sven, Dich nur zur Verdeutlichung eines Argumentes; ich denke, du verstehst, dass das jetzt keine Provokation sein sollte. :) )
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Beitragvon Aniram » 09.04.2012 10:22

Und warum schafft es dann anscheinend ein Kindergehirn doch?
Oder sind da dann die Muskeln stärker?
Oder anders gefragt: Was klappt beim Kind noch und versagt dann später und warum?

Nicole hat geschrieben:Warum sind dann Kinder mit zu großem Auge noch nicht kurzsichtig?

Augengröße. In der Orinda-Studie wurde beobachtet, dass Kinder zweier kurzsichtiger
Eltern bereits vor Beginn der Kurzsichtigkeit größere Augäpfel hatten als gleichaltrige
Kontrollen.

Quelle: Frank Schaeffel



Oder wird der 'Konstruktionsdefekt' des Augapfels durch die im Kindesalter noch grössere Flexibilität der Linse ausgeglichen - so wie man das von 'übersichtigen' Kindern sagt, die später dann irgendwann weitsichtig werden?
Also mehr oder weniger alles Zufall, wie gross bei der Geburt der Augapfel ist; erst gleicht die Linse alles aus und wenn die 'nachlässt', wird man dann weit-/kurz- oder auch, wenn man Glück hat, normalsichtig. Und wenn die Linse dann noch weniger zu leisten vermag, werden alle altersweitsichtig....

Dass die Natur aber auch so ein 'Ausschussproukt' fabriziert und die Evolution das immer noch nicht ausmerzen konnte... für einen gefahrlosen Gebrauch bei Sonnenschein sollen sie ja angeblich auch nicht geeignet sein.... :autsch: :nene: :lachweg:
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Beitragvon moobe » 09.04.2012 18:12

Aniram hat geschrieben:Und warum schafft es dann anscheinend ein Kindergehirn doch?
Oder sind da dann die Muskeln stärker?
Oder anders gefragt: Was klappt beim Kind noch und versagt dann später und warum?

Nicole hat geschrieben:Warum sind dann Kinder mit zu großem Auge noch nicht kurzsichtig?

Augengröße. In der Orinda-Studie wurde beobachtet, dass Kinder zweier kurzsichtiger
Eltern bereits vor Beginn der Kurzsichtigkeit größere Augäpfel hatten als gleichaltrige
Kontrollen.

Quelle: Frank Schaeffel



Oder wird der 'Konstruktionsdefekt' des Augapfels durch die im Kindesalter noch grössere Flexibilität der Linse ausgeglichen - so wie man das von 'übersichtigen' Kindern sagt, die später dann irgendwann weitsichtig werden?
Also mehr oder weniger alles Zufall, wie gross bei der Geburt der Augapfel ist; erst gleicht die Linse alles aus und wenn die 'nachlässt', wird man dann weit-/kurz- oder auch, wenn man Glück hat, normalsichtig. Und wenn die Linse dann noch weniger zu leisten vermag, werden alle altersweitsichtig....

Dass die Natur aber auch so ein 'Ausschussproukt' fabriziert und die Evolution das immer noch nicht ausmerzen konnte... für einen gefahrlosen Gebrauch bei Sonnenschein sollen sie ja angeblich auch nicht geeignet sein.... :autsch: :nene: :lachweg:


Nene, ich denke eher, dass das mit diesen Pessima zu tun hat, die die Kinder noch nicht kennen. Laut Bates kann man ja etliche Bücher lesen, hauptsache sie interessieren einen. Aber sobald etwas Uninteressantes kommt, das das Kind lesen muss, bekommt es eine Sehschwäche.

Komisch ist, dass er ja sagt, dass wenn man in der Nähe angestrengt guckt, man weitsichtig wird. Doch Bücher liest man doch in der Nähe. Heißt das nicht eher, dass wir weitsichtig werden, wenn wir Bücher lesen, die uns nicht interessieren oder verstehe ich Bates da falsch? Denn sobald ich ein Buch lese (in der Nähe), das mir nicht gefällt/interessiert, schaue ich doch angestrengt und fühle mich nicht wohl.


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Beitragvon Aniram » 09.04.2012 18:44

Ich habe noch ein wenig über den 'Elefantenrüssel' nachgedacht (weil der Sehnerv die Dicke eines Elefantenrüssels haben müsste, wenn die Umwelt 1:1 abgebildet werden sollte).
Ich denke nicht, dass es nur Platzgründe sind, weswegen wir statt unserer Sehnerven keine 2 'Elefantenrüssel' in unserem Kopf haben.Vermutlich erfordert die bewusste Verarbeitung der Seheindrücke unter Einbeziehung der Erinnerung den komplizierten Weg über das kleine Schlüsselloch der Makula mit Hilfe schneller Augenbewegungen.

Dazu eine interessante Geschichte:

Madison Smart Bell: [Die Hühnertheorie der Filmkunst]

Die ganze Zeit über konnte ich an nichts anderes denken als an die berüchtigte Hühnertheorie der Filmkunst. Sie stammt von Marshall McLuhan und lautet ungefähr folgendermaßen: Eine Gruppe von Anthropologen geht mit ihren Filmkameras in den Dschungel und sucht so lange, bis sie einen hinreichend unverdorbenen Eingeborenenstamm findet. Sie freunden sich mit den Leuten an und verbringen einige Wochen damit, die täglichen Verrichtungen und die festlichen Höhepunkte im Leben des Stammes zu filmen. Alles geht gut. Die Anthropologen reisen ab, um ihren Film entwickeln, schneiden und kopieren zu lassen, dann kommen sie wieder. Mit Unterstützung eingeborener Helfer errichten sie eine große Hütte, um den Film vorzuführen. Es wird Nacht, der Stamm versammelt sich, die große Show beginnt. Und ist auch gleich wieder zu Ende.

Die Eingeborenen sind auffällig wenig beeindruckt. Sie scheinen sich sogar ziemlich zu langweilen.

»Na, wie hat. euch denn der Film gefallen?« fragen die Anthropologen, oder etwas dergleichen.

»Was meinen Sie?« fragen die Eingeborenen.

»Na, euch«, sagen die Anthropologen. »Euer Alltagsleben, die Jagd, Tänze, Ackerbau und so weiter. Ihr da oben auf der Leinwand.«

»Die August-Besucher müssen verrückt sein«, sagen die Eingeborenen. »Auf der Leinwand war nichts. Nur Licht und Schatten.«

Die Anthropologen werden jetzt wütend. Sie verbarrikadieren die Hütte und erklären, sie würden den Film so lange laufen lassen, bis jemand etwas erkenne.

Und genau das machen sie auch. Wieder und wieder wird der Film vorgeführt.

Schließlich hebt ein besonders aufmerksamer Eingeborener die Hand. Die Anthropologen halten den Film an und fragen, nicht ohne innere Erregung, was er gesehen habe.

»Ich habe ein Huhn gesehen«, sagt der Mann.

Die Anthropologen sind, soweit das überhaupt noch möglich ist, jetzt noch wütender und frustrierter. Denn soviel sie wissen, gibt es in dieser Szene gar keine Hühner. Die Einstellung zeigt einen großen Tanz des ganzen Dorfes voller Leben und Farbe. Aber der Eingeborene besteht darauf, er habe ein Huhn gesehen. Sonst nichts. Die Forscher unterbrechen die Vorführung und beginnen, die entsprechende Passage des Films noch einmal von Hand abzuspulen. Schließlich entdecken sie, daß auf zwölf Einzelaufnahmen, ungefähr eine halbe Sekunde lang, tatsächlich ein Huhn sichtbar ist. Tief im Bildhintergrund, fast völlig verdeckt von zwei Reihen maskierter, heftig tanzender Männer, huscht es von einer Hütte zur anderen.

Die Anthropologen holen die Eingeborenen wieder zusammen und führen den Film erneut vor. Und richtig: Der Eingeborene, der das Huhn als erster bemerkt hat, sieht es auch diesmal, und zwar genau an der Stelle, wo es inzwischen auch die Anthropologen entdeckt haben. Mehr sieht er allerdings nicht.

Tagelang wird die Filmvorführung noch wiederholt. Allmählich sehen weitere Eingeborene das Huhn. Dann beginnen sie allmählich noch andere, völlig isolierte und scheinbar irrelevante Einzelheiten wahrzunehmen, bis sie schließlich den ganzen Film »sehen«. Sie sind erfolgreich in eine völlig neue Kultur der Illusion eingeweiht worden.

Und was bedeutet das nun? Niemand weiß es genau. Es kursiert allerdings das Gerücht, daß in allen kommerziell erfolgreichen Filmen der westlichen Welt irgendwo ein Huhn eingebaut ist, auch wenn es nur eine halbe Sekunde lang auftritt …

Eine apokryphe Geschichte wahrscheinlich.
aus: Madison Smart Bell: Ein sauberer Schnitt
München: Goldmann, 1988
S. 43–45


Wenn etwas nicht erkannt werden kann, reagiert der Kurzsichtige anders darauf als der Normalsichtige:
Das normale Auge macht niemals Sehversuche. Findet es einmal
Hindernisse, sei es durch sehr schlechtes Licht oder zu große Entfernung,
so schweift es zu einem anderen Punkt. Es wird niemals mit
Gewalt etwas herauszubringen suchen, etwa durch Hinstarren auf den
Gegenstand. Dies tut nur das kranke Auge.

(Bates S.75)

Also der Normalsichtige geht davon aus, dass ihm noch weitere Informationen fehlen und geht auf eine 'weiterführende, mühelose und spielerische Entdeckungsreise', so ähnlich wie in diesem Suchbild:

Bild

Ausgehend von einem Detail, das wie ein Stück von einem Reh aussieht, erkennt man immer mehr 'Reh-Teilstücke', bis schliesslich ganz deutlich erkennbar dort ein Reh steht, wo vorher nur ein Gewirr von Linien bzw Ästen und Stämmen erkennbar war (wer solche Bilder kennt, sieht das Reh natürlich sofort).

In der 'Seh-Realität' sieht das Erschliessen dann so aus:

Bild
( http://www.zweigstelle-berlin.de/cuerten_editionen.htm )

Das 'kranke Auge' (bzw Bewusstsein) 'sieht' den 'Fehler' nicht in fehlender Information, sondern gibt sich - überspitzt gesagt - selbst die Schuld am 'Versagen' und fällt in eine 'Schockstarre'.
Aus der mühelosen, spielerischen Entdeckungsreise wird - wieder überspitzt formuliert - eine unbewältigte, anstrengende Aufgabe mit Stress, Erfolgsdruck und Versagensangst. Das Sehen wird zu einer 'Leistung', die erbracht werden muss. Und das ist um so fataler, als durch Anstrengung das 'Reh' keineswegs besser sichtbar wird, denn hier ist Flexibilität und das Einlassen auf eine neue Perspektive gefordert...

So ähnlich ging es mir, als ich neulich auf etwas zufuhr, das ich einfach nicht identifizieren konnte und ich rätselte, was das wohl sein könnte. Ich wollte mich aber diesmal nicht anstrengen und sagte mir, "egal, wenn ich näher rankomme, werde ich's dann schon genau sehen." Und das sah ich dann auch - zugleich wurde mir aber auch bewusst, dass ich das auch als Normalsichtige nicht erkannt hätte, denn die Perspektive war zu ungünstig; aus meinem Blickwinkel musste man die Szene ganz anders interpretieren und dann passte einiges nicht zusammen und so ergab das ganze Bild keinen Sinn...

Und das, was man trotz (und wahrscheinlich sogar wegen) grosser Anstrengung nicht genau erkennen kann, wird dann wohl zum Pessimum.
Zuletzt geändert von Aniram am 10.04.2012 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Nicole » 09.04.2012 19:03

Das wäre eine "negative Akkomodation".
Angeblich gibt es sowas nicht.
Die Linse müsste noch flacher werden als im Normalzustand, um die längere Brennweite auszugleichen.

Hier ist noch eine Arbeit, in der die Augengröße/-länge angesprochen wird:
http://w3.csmu.edu.tw/~pcl/handout/opto ... myopia.pdf
Kapitel 3.2. Family correlations in school myopia

Aniram hat geschrieben:Und warum schafft es dann anscheinend ein Kindergehirn doch?
Oder sind da dann die Muskeln stärker?
Oder anders gefragt: Was klappt beim Kind noch und versagt dann später und warum?

Nicole hat geschrieben:Warum sind dann Kinder mit zu großem Auge noch nicht kurzsichtig?

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Dass die Natur aber auch so ein 'Ausschussproukt' fabriziert und die Evolution das immer noch nicht ausmerzen konnte... für einen gefahrlosen Gebrauch bei Sonnenschein sollen sie ja angeblich auch nicht geeignet sein.... :autsch: :nene: :lachweg:
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Beitragvon aarona » 09.04.2012 20:18

flo was würdest du an
m meisten trainieren um am schnellsten ans ziel zu kommen
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Beitragvon sven » 09.04.2012 21:13

Hallo Aniram,

ich finde deinen Beitrag sehr gut. Ich habe das Phänomen bei mir selbst beobachtet.

Ich vermute aber der zentrale Konflikt der Aufmerksamkeiten könnte sein:

Sehen <-> Erkennen.

Wenn der Geist nicht davon überzeugt ist, etwas sehen zu können, legt er wenig Aufmerksamkeit auf das Objekt ->
das Bild wird schlechter ->
das Erkennen bzw Meistern der Situation wird schwerer ->
noch mehr Aufmerksamkeit wird vom Sehen abgezogen und dem Erkennen zugeführt.

Ich könnte mir vorstellen, das es das ist, was mit "strain to see" gemeint ist.

LG

Sven

ps: Martin hat übrigens völlig recht. Es ist unmöglich aus einem unscharfen Bild ein scharfes zurückzurechnen, da die Informationen verloren sind.
Schoene Gruesse

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Beitragvon moobe » 09.04.2012 21:47

Hi,

@Aniram: Toller Beitrag, echt gut entschlüsselt und gut nachvollziehbarer Text, danke dafür :D

Ich wollte aber noch kurz an euch alle (evtl speziell an die "Batesianer") eine Frage stellen:

Worauf soll ich achten, wenn ich lange Zeit meine Brille trage?


Werde dies wohl nun längere Zeit tun müssen und habe keinen Ausweg (wegen Praktikum..). Ich finde wichtig, dass ich die Aufmerksamkeit nicht verliere, aber das ist wahrscheinlich eher ne Nebensache für euch. Jetzt speziell Flo, hättest du evtl ein paar Tipps für mich? Die Brille ist zwar von meiner letzten Sehprüfung noch, korrigiert meine Augen aber immer noch zu 100%, die ich aber auch brauche.



Lg Moobe


P.S: Was ganz Wichtiges:
Ich habe die Brille einfach nach langer zeit aufgesetzt und mit ihr as Spaß vor der Sehtafel geübt. Wisst ihr, was ich festgestellt hab? Das Bates mit diesem "Vorstellen" recht hatte! Nur wenn man scharf sieht, sieht man die Buchstaben NOCH VIEL DUNKLER als sonst! Das Weiß ist weißer und das Schwarz ist schwärzer! An dieser Stelle rate ich euch, das alle mal auszuprobieren: Stellt euch den Buchstaben (je größer desto leichter am Anfang) ganz scharf vor und entspannt eure Augen so gut es geht - ihr seht, dass wenn ihr die Augen öffnet DEUTLICh schärfer seht. Schärfer im Sinne von nicht "besser lesen" oder so, das konntet ihr schon vorher, aber ihr seht es einfach (um ein anderes Wort als schärfer zu benutzen) "gestochener".



Habe leider keine Zeit und dieser Post musste innerhalb kürzester Zeit geschrieben werden. Bitte probiert es aus, es ist echt ne Erfahrung wert, wenn ihr die noch nicht gemacht habt. So wie beim Optiker, wenn man am Ende mit beiden Augen sehen darf und alles entspannt ist und mans so "dunkel" sieht.

Ich hoffe ihr versteht, was ich meine, und wenn nicht, dann erklär ich morgen Abend nochmal ;)


PPS: Ich habe den Text leider nicht nochmal auf Korrektur gelesen, wer also Fehler findet, bitte nicht wundern :D
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Beitragvon aarona » 10.04.2012 08:02

das ist alles schön und gut aber wie fanden dann Bates Schüler ihr sehen .Wenn mann aus einem unscharfen Bild kein scharfes machen kann ,dann stimmt was nicht
hmmmmmmmmmmm weiß da jemand eine Antwort
aarona
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