Kinder in natürlicher Umgebung (auf der Pazifikinsel Valuatu) waren bis zum 17. Lebensjahr nur zu 1-3% kurzsichtig. In städtischer Umgebung (auf der Insel Taiwan) fanden sich 28% der Grundschulkinder, 70% der Mittelschüler und 85% der Gymnasiasten kurzsichtig. Die Medizinstudenten schlussendlich waren es zu 90,5% (National Taiwan University).
peixuan hat geschrieben:Also, dass nur 90% der Medizinstudenten in Taiwan eine Sehhilfe benötigen, ist doch ein toller Fortschritt. In der Klasse meiner ältesten Tochter (13 Jahre, 2. Klasse Mittelschule in Taichung, Taiwan) gibt es kaum ein Kind ohne Sehhilfe. Bei meinen Studenten an der Uni sind solche ohne Brille oder Kontaktlinsen eine Seltenheit. An der Straße, die zum Haupteingang der Uni führt und die gerade mal 200 m lang ist, gibt es 5 Optikerläden, dicht nebeneinander. Woran das liegt? Die Kinder fangen schon im Kindergartenalter, also mit 3 Jahren, an Lesen zu lernen. Ab der 3. Klasse Grundschule geht der Unterricht bereits 3 x in der Woche von 8-16 Uhr und dann gibt es noch jede Menge Hausaufgaben. Ab der 5. Klasse sind es dann schon 4 Tage ganztags und nur noch ein Tag halbtags. In der Mittel- und Oberschule haben die Kinder ab 7:30 in der Schule zu sein. Da werden erst mal Tests geschrieben - täglich! Danach Unterricht bis um 17 Uhr - gute Schüler dürfen bis um 18 in der Schule pauken. Nach der Schule geht es zur Nachhilfe bis um 22 Uhr. Danach werden noch Hausaufgaben gemacht, häufig bis Mitternacht. Außerdem schreiben die Kinder mit ihren Nasen, d.h. der Abstand zwischen Augen und Papier ist nicht mal so lang wie ihr Bleistift. Die Lehrer achten kein bisschen auf gute Haltung und die Kinder werden vom vielen Schreiben ja auch müde und lassen ihre Köpfe immer tiefer und tiefer sinken. Wundert sich noch jemand über den hohen Anteil der Studenten mit Sehschwäche? Ich jedenfalls nicht.
Gruß aus Taiwan,
Peixuan
Warum es gut für die Augen ist, viel Zeit draußen zu verbringen, können die Wissenschaftler nicht sagen.
Die erste augenärztliche Untersuchung an Schülern fand 1845
an der Fürstenschule zu St. Afra in Meißen statt, die zu dieser Zeit eine
sehr angesehene höhere Lehranstalt war. Der Bezirks- und Schularzt
Dr. Meding befand, daß, trotz bester Lebensverhältnisse, von den 130
Schülern fast die Hälfte kurzsichtig war. Ähnliche Untersuchungen an
anderen Schulen erbrachten vergleichbare Resultate.
Ähnliche Ergebnisse erzielten die Militärärzte Dr. Veszely und
Dr. Hoor in Wien. Sie konnten 1887 anhand der Protokolle eines Garnisonsspitals feststellen, daß von den 1.405 Militärpflichtigen, die von 1881-1886 untersucht worden waren, 233 "Ungebildete", hingegen aber nur 130 "Gebildete" hochgradig kurzsichtig waren. 470 Hoor untersuchte außerdem im Zeitraum von 1891-1895 in einem Garnisonshospital in Budapest 183 kurzsichtige Wehrpflichtige aus verschiedenen Berufs- und Gesellschaftsklassen, und stellte die höchsten Grade von Kurzsichtigkeit fast ausschließlich bei Personen fest, die "zum größten Teil überhaupt keine Schule besucht hatten."
Die Häufigkeit der Myopie hat in den letzten Jahren in vielen
Ländern zugenommen und es liegen neuere Daten vor z.B. aus
den USA (Zunahme von 1972 – 2004 von 25 auf 41% [35]) sowie
aus Deutschland: Hier liegt der Anteil der kurzsichtigen
Bevölkerung bei 35% (Pfeiffer et al. ARVO 2011, #2506) bzw. bei 41,3% [19].
Warum es gut für die Augen ist, viel Zeit draußen zu verbringen, können die Wissenschaftler nicht sagen.
Also, dass nur 90% der Medizinstudenten in Taiwan eine Sehhilfe benötigen, ist doch ein toller Fortschritt. In der Klasse meiner ältesten Tochter (13 Jahre, 2. Klasse Mittelschule in Taichung, Taiwan) gibt es kaum ein Kind ohne Sehhilfe. Bei meinen Studenten an der Uni sind solche ohne Brille oder Kontaktlinsen eine Seltenheit. An der Straße, die zum Haupteingang der Uni führt und die gerade mal 200 m lang ist, gibt es 5 Optikerläden, dicht nebeneinander. Woran das liegt? Die Kinder fangen schon im Kindergartenalter, also mit 3 Jahren, an Lesen zu lernen. Ab der 3. Klasse Grundschule geht der Unterricht bereits 3 x in der Woche von 8-16 Uhr und dann gibt es noch jede Menge Hausaufgaben. Ab der 5. Klasse sind es dann schon 4 Tage ganztags und nur noch ein Tag halbtags. In der Mittel- und Oberschule haben die Kinder ab 7:30 in der Schule zu sein. Da werden erst mal Tests geschrieben - täglich! Danach Unterricht bis um 17 Uhr - gute Schüler dürfen bis um 18 in der Schule pauken. Nach der Schule geht es zur Nachhilfe bis um 22 Uhr. Danach werden noch Hausaufgaben gemacht, häufig bis Mitternacht. Außerdem schreiben die Kinder mit ihren Nasen, d.h. der Abstand zwischen Augen und Papier ist nicht mal so lang wie ihr Bleistift. Die Lehrer achten kein bisschen auf gute Haltung und die Kinder werden vom vielen Schreiben ja auch müde und lassen ihre Köpfe immer tiefer und tiefer sinken. Wundert sich noch jemand über den hohen Anteil der Studenten mit Sehschwäche? Ich jedenfalls nicht.
Gruß aus Taiwan,
Peixuan
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