Hallo Lissy,
jetzt verstehe ich erst: Du meinst wirklich die echte Weitsichtigkeit, also die Verengung der Akkommodationsspanne, die Erschwerung der (zusätzlichen) Naheinstellung, die normal (erst) mit dem Alter kommt.
Ich dachte erst, du meinst das Gegenstück zur Kurzsichtigkeit, - was man aber auch korrekter Übersichtigkeit nennt.
Die Alterssichtigkeit kommt nach offizieller Auffassung durch einen sklerotischen Prozess in der Linse, den man eigentlich überhaupt nicht beeinflussen kann. Als Augentrainierende setzen wir da schon eher auf einen Beitrag des Augengebrauchs, also der Muskel-Hirn-Koordination und der Sehgewohnheiten. Von daher ist Dein Verdacht berechtigt. Vielleicht hilft ein Vergleich: Verliert man vorzeitig seine Wendigkeit, die Fähigkeit, sich zu bücken und in die Ecken zu kriechen, wenn man schon als Jugendlicher eine sitzende Lebensweise hat? Einesteils ja, anderenteils nein.
Ich denke, es ist eine Frage des Maßes.
Ich würde keine Gegenbrille ständig tragen. Ich (Alter 37) habe aber über Monate sehr wohl Plusbrillen so eingesetzt, dass der Zeitanteil des Tages, den ich am Fernpunkt sehend (unakkommodiert) verbracht habe, gegenüber meiner sonstigen Lebensweise
drastisch angestiegen ist, an etlichen Tagen auf über 80% der Wachstunden. Einen organischen Einfluss auf meine Fähigkeit zur Naheinstellung habe ich nach all den Monaten nicht feststellen können (müssen), - was mich schon etwas gewundert hat, denn ich hätte mit einer vorübergehenden Schwächung gerechnet.
Von daher würde ich von meinen eigenen Erfahrungen her Entwarnung geben. Wenn du ganz sicher gehen willst, mach ergänzend einfach fünf Minuten am Tag gezielt Akkommodationsübungen.
Des weiteren empfehle ich aber zum Training nicht Lesebrillen, sondern (schwache) Prismenbrillen, die auf jedem Glas für sich exakt so wie die Gläser von Lesebrillen wirken, aber auch die Stellung der Augen zueinander so manipulieren, dass ein Fern-Seheindruck entsteht. Ich habe das
hier (und ff.) besprochen. Dies vor dem Hintergrund, dass ich in den Monaten vor der Umstellung (letzten Februar) von dem bis dahin praktizierten Lesebrillentragen sehr wohl einen Einfluss ausgemacht hatte (oder plötzlich darauf aufmerksam wurde), der mir sehr unangenehm war. (siehe etwa Nachtrag v. 6.3. auf dem Beitrag vor dem eben verlinkten).
Ich finde diese Prismenbrillen nach einer gewissen Eingewöhnung (am Anfang sind die allerdings heftig!)
verträglicher als die Lesebrillen. Einziger Nachteil: Um die zu bekommen, musst du wirklich mit den Optikern diskutieren. Die gibt's nicht im Internet und nicht im Supermarkt. Dummerweise.