September Films/The Biography Channel, 2008
Bei Stephen Wiltshire (* 24. April 1974 in London), auch genannt "die lebende Kamera", wurde im Alter von drei Jahren Autismus diagnostiziert. Im Alter von vier Jahren wurde Stephen an die Queensmill School in London geschickt, wo durch Zufall seine Leidenschaft für das Zeichnen entdeckt wurde. Seine Zeichnungen dienten ihm als Ventil zur Entlastung von angestauten inneren Spannungen, die sich bis dahin meist in unkontrollierter und unartikulierter Weise Bahn brachen, verbesserten in ungeahnter Weise seine Fähigkeit zur Kommunikation mit anderen Menschen und wurden für ihn zu einem begehbaren "Weg in die Welt der anderen".
Das Lehrpersonal der Schule und betreuende Psychologen förderten seine Begabung. Mit ihrer Hilfe lernte Wiltshire im Alter von neun Jahren auch das Sprechen. Im Alter von zehn Jahren erstellte Wiltshire eine Serie von Zeichnungen, genannt London Alphabet, eine Reihe von Londoner Sehenswürdigkeiten, jeweils eine Zeichnung pro Buchstabe. Heute ist Wiltshire ein berühmter Künstler. Seine Fähigkeit ermöglicht es ihm, Objekte zu betrachten und dabei sehr genaue und detailreiche Bilder von ihnen in sein Gedächtnis aufzunehmen und sie dann später präzise anhand dieser Erinnerungen zu Papier zu bringen. Auf diese Weise zeichnete er bereits komplette Stadtansichten von London, New York, Rom, Hongkong, Frankfurt am Main und anderen Städten, zum Teil nach nur einem kurzen Hubschrauber-Rundflug.
Seine Leidenschaft linderte darüberhinaus seine autistischen Symptome enorm und ließ Stephen nach Aussage seiner Verwandten und langjährigen Freunde regelrecht aufblühen. Wiltshires Schaffen ist Bestandteil mehrerer TV-Dokumentationen, der Neurologe Oliver Sacks widmete ihm außerdem ein Kapitel in seinem Buch Eine Anthropologin auf dem Mars ("An Anthropologist On Mars"). Ebenso finden seine Zeichnungen, Gemälde und Drucke international höchste Wertschätzung. Im Jahr 2007 wurde Stephen in Anerkennung seiner Leistungen durch Königin Elisabeth II. zum Member of the Order of the British Empire (MBE) ernannt.
Diese Dokumentation befasst sich mit seinem Leben und seinen Werken. Sie zeigt außerdem die Unternehmung des Künstlers, nach einem nur 15 Minuten langen Hubschrauberflug über London in nur fünf Tagen aus dem Gedächtnis ein vier Meter großes Vollpanorama der Londoner City inklusive des Umlandes in außerordentlich hoher Detailschärfe zu zeichnen.
Sehr empfehlenswert, wenn ihr das Glück (oder die Findigkeit) besitzt, diese Dokumentation irgendwo für euch aufzutreiben.
Gruß,
Flo