Gestern war es dann mal wieder soweit: Ich lief ohne Brille eine Straße entlang und plötzlich konnte ich sämtliche Schriftzüge lesen... Nummernschilder, Reklame, Straßennamen...
gestochen scharf... und die Gesichtszüge der Passanten waren auch klar umrissen. Die Sonne schien und machte spontan gute Laune. Ich blieb stehen, um in aller Ruhe diese Seheindrücke zu genießen. Kurz gab es den Impuls, mit den Händen zu überprüfen, ob ich auch wirklich keine Brille trage... Ich weiß nicht, wie lange dieser Moment anhielt. Ich vermute, dass es nicht mehr als eine Minute war. Aber immerhin. Diese Momente sind wie kleine Appetit-Happen. Sie motivieren, die Unschärfe weiter auszuhalten und die Hoffnung nicht aufzugeben.
Am Abend war ich auf einer Feier, wo ich nur wenige Menschen kannte. Mit der Dämmerung setzte ich die Brille (-3.5/-3.5) auf und den Abend auch nicht mehr ab. Anfang August nahm ich an einer einwöchigen Veranstaltung teil, bei der es mir gelang, auch abends keine Brille zu tragen. Und auch dort kannte ich nur wenig Menschen. Die Atmosphäre war aber sehr vertrauensvoll und ich konnte mich ohne Brille wohlfühlen. Außerdem konnte ich dort die ganze Woche barfuß laufen, was ich sehr genossen habe.
Im Bahnhof konnte ich auf dem Bahnsteig ohne Brille die Anzeigetafel des gegenüberliegenden Bahnsteigs lesen mit den Angaben zu Zielort, Uhrzeit sowie den Stationen auf dem Weg. Die Information zur Verspätung konnte ich auch lesen.
Meine täglichen Übungen aktuell:
- keine Brille bei Aktivitäten wie Bildschirmarbeit am Stehpult, tagsüber fahrradfahren, Zugfahrten inkl. Ticketkauf am Automaten, Freunde treffen, lesen, schreiben, Einkäufe mit Selbstbedienung, ...
- unterkorrigierte Brille (-3.5/-3.5) für Aktivitäten wie Projektbesprechungen, Abend-Veranstaltungen, Kino mit Untertiteln, fahrradfahren bei Dunkelheit, Einkäufe mit Bedienung, ...
- ohne Brille den Blick in die Ferne schweifen lassen
- sich bei Schriftzügen Zeit lassen - immer öfter werden sie dann auch scharf
- mit der Sehtafel üben
- nicht täglich, aber immer wieder mal palmieren, auf dem Trampolin wippen, barfuß laufen, tanzen... und was sonst noch alles zur körperlichen Entspannung beiträgt und mir Spaß macht