Reini hat geschrieben:Hallo Nicole!
Ich bin 20 Jahre alt und hoffe eigentlich nicht zu alt fürs Sehtraining zu sein. Es heißt doch überall, dass Sehfehler nur im Kindesalter korrigiert werden können, oder?
So ein Quatsch, ich bin 36 und jetzt schon ein Gegenbeweis dazu. Ich glaube schon, dass es im Kindes- oder Jugendalter leichter ist, aber
dieser grundsätzliche Defätismus für die Erwachsenen ist meines bescheidenen Erachtens eine Zweckdummstellerei. Ein halb vorsätzliche Betriebsblindheit. Das kann mich schon ein bisschen aufregen, besonders wenn man bedenkt, wieviel unnötige Selbstzweifel und Schwierigkeit damit für die aufgebaut werden, die es auf eigene Faust versuchen wollen. Und, - ganz nebenbei bemerkt -, dieselben Leute
, die Dir nahelegen zu denken, mit 20 seist du zu alt, erzählen dir gleichzeitig, dass das Auge später auswächst als der Körper und man bis 25, manchmal 30 mit immer weiterem "natürlichem Wachstum" in die Sehunfähigkeit rein rechnen muss.
Reini hat geschrieben:Obwohl ich muss erwähnen, dass ich seit einem Jahr völlig auf Sehhilfen verzichtet habe. Könnte es sein, dass dadurch die Augen überfordert wurden?
Da gehen die Meinungen natürlich wild auseinander. Ich kann mir das schon vorstellen, dass reine "Brillenmuffelei" nicht unbedingt hilfreich ist. Mit "reine Brillenmuffelei" meine ich ein Weglassen der Brille, das NICHT zugleich mit einem lebhaften Interesse für das Bild gerade im unscharfen Bereich einhergeht.
Das ist auch der Grund, warum ich einer Meinung durchaus Glauben schenke, dass der Stand der Forschung (was auch immer das ist in diesem stark subjektiven Bereich) der wäre, dass -- ich glaube Nicole hat das mal verlinkt --, es gerade die LEICHT unterkorrigiert Gehenden sind, die zur weiteren Verschlechterung der Augen neigen, während zwischen Vollkorrigierten und stark Unterkorrigierten kaum Unterschiede bestünden. Die leicht Unterkorrigierten sind nämlich entweder die, die ohnehin eine starke Anlage zur Progression haben (denn die hinken allein aus praktischen Gründen wohl oft hinterher) oder eben die, denen es einfach nicht so viel ausmacht, wenn sie über gut 1,50 m etwas Unschärfe dazuzubekommen. Die konzentrieren sich dann aber auch
mental eher auf den Nahbereich, und das ist - so wie ich es sehe, aus meiner Erfahrung heraus - tatsächlich Gift für die Erhaltung der natürlichen Sehkraft in der Ferne, wenn einem das Ferne auch innerlich fern wird.
Was das für Dich heißt, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht ist es einfach, wie Nicole vermutet, deine Anstrengung hat halt nicht gereicht, bzw. die Anlage war stärker. Das ist dann bitter, aber das Obige wollte ich mal gesagt haben. Was mich betrifft, ich empfehle übrigens niemand mit mehr als 1 dpt. (eher 0,75) unterkorrigiert zu gehen, bzw. zu lesen. Manche schwören darauf, aber vielleicht bist Du ja auch (wie ich) der Typ, der
leichte Unschärfe spornender findet.