Flo hat geschrieben:
Wenn Du schreibst, dass es schlecht wäre, wenn man diese spezielle Art der Blickstabilisier-Blickfolgebewegungen verlernen würde (was durchaus vorkommt, denk nur mal an all die armen Menschen da draußen, die unter Bewegungsschwindelgefühlen leiden ) ... sagst Du damit dann auch, dass diese Blickfolgebewegungen Deiner Ansicht nach in der frühen Kindheit durchweg erlernt werden und nicht angeboren sind?
Hallo
Wie ich oben schon schrieb, denke ich, dass diese Bildstabilisierung bei Bewegung angeboren ist, vielleicht an spezielle Situationen durch Lernen angepasst und 'verfeinert' oder 'ausgebaut werden kann (zB um bei Pirouettenfolgen im Eiskunstlauf die Orientierung nicht zu verlieren). Aber als totaler Laie auf diesem Gebiet kann ich natürlich nur mutmassen.
Bewegungsschwindel dachte ich, würde durch ein Problem im Gleichgewichtsorgan verursacht?
Wenn man im Internet mal nach Berichten über blinde Menschen sucht, die nach einer Op erstmals sehen können, scheint es so zu sein, dass Kinder relativ schnell das normale Sehen lernen können (ein Zeitraum von 6 Wochen wird einmal angegeben:
http://www.cbm.de/artikel/Mamas-Stimme- ... 02563.html )."Normalerweise dauert es sechs Wochen, bis sich das Sehvermögen eines blinden Kindes so entwickelt hat, dass es seine optischen Eindrücke mit den übrigen Sinneseindrücken verknüpfen kann", erläutert Dr. Kilangalanga.
2011 wurden fünf von Geburt an blinde Kinder, die nach einer Operation im Alter von 8 bis 17 Jahren erstmals die Sehfähigkeit erlangt hatten, in einem ähnliche Versuchsaufbau untersucht. Vor der Operation ertasteten die Kinder ähnliche Figuren aus Bausteinen und lernten diese zu unterscheiden. Nach der Operation wurde der Versuch wiederholt und ihnen die zuvor ertasteten Gegenstände zusätzlich nur zum Ansehen gegeben. Sie konnten das Gesehene dem Ertasteten primär nicht zuordnen. Im weiteren lernten sie dies jedoch sehr schnell.
( http://de.wikipedia.org/wiki/Molyneux-Problem )
Bei Erwachsenen ist das wesentlich schwieriger und langwieriger und fraglich,ob es überhaupt vollständig gelingen kann.
Wenn ich den Bericht über Mike May lese, bin ich doch sehr froh über die Fähigkeiten meiner Mehlsäcke...:
http://www.anderssehen.at/alltag/berichte/forsch.shtml
Und er scheint kein Einzelfall zu sein:
Ähnliche Berichte von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, die Jahre nach ihrer Geburt zum ersten Mal sehen weil sie zunächst blind zur Welt gekommen und später operativ geheilt wurden sind leider normal. Obwohl solche Erblindung zum Teil „nur“ auf getrübte Linsen zurückzuführen sind, und die Augen oder der visuelle Cortex ansonsten völlig unversehrt sind, haben diese „Spätsehenden“ immer Probleme ihre neu gewonnenen Fähigkeiten zu entwickeln. Zusätzlich zu den im Vergleich zu Normalsehenden verminderten Sehleistungen wird oft über emotionale Überforderung, Rückzug aus dem Alltag und Depression bei den Betroffenen berichtet. Solche Menschen sind dem Ansturm der Bilder nicht gewachsen und ertragen die Ratlosigkeit und Verwirrung, in die sie durch ihren „neuen“ Sinn versetzt werden, oft nicht [3]. Oliver Sacks, ein amerikanischer Neuropsychologe, prägt für einen seiner Patienten der nach einer Augenoperation wieder sehen konnte, aber unter allen gerade erwähnten Problemen litt, den Begriff „mentally blind“
( http://www.tg8.eu/webseiten/gehirn1.html )
Zum bisherigen Erkenntnisstand in meiner persönliche Mehlsack-Dressur:
Ich habe festgestellt, dass ein Teil der 'Schwerfälligkeit' daher kommt, dass ich mich beim 'Üben' zu sehr auf den Fernbereich konzentriere und die Augen dabei überfordere, während ich den Nahbereich und gezielten Spannungsabbau gemäss d) vernachlässige. So 'entziehen' sich die Augen der übermässigen Anforderung und 'schalten auf Erholungs-/Sparmodus', sobald die volle Aufmerksamkeit aufs Sehen nachlässt.
Selbst beim entspannten Fernsehen, wo es mir inzwischen gelingt, ein scharfes Bild - wenn auch mit Schwankungen - über den ganzen Film zu behalten (was so faszinierend ist, dass ich die Sehschärfe meistens mehr geniesse als den Film selbst), strenge ich mich noch unbemerkt so stark an, dass anschliessend sogar beim Lesen unübersehbare Doppelbilder auftreten.
Beim Radfahren habe ich genügend Zeit und Möglichkeit, mich ganz aufs Sehen zu konzentrieren; dabei nutze ich so gut es geht die Gelegenheit zu weiter Fernsicht.
Der (Halb)Nahbereich, in dem mit viel weniger 'Aufwand' eine gute Sicht erreicht werden könnte, fällt immer 'unter den Tisch', denn in der übrigen Zeit bin ich so viel mit anderen Dingen beschäftigt und die leicht verschwommene Sicht reicht ja auch 'ohne Scharfstellen' für alles gut aus...
Heute beim Radfahren habe ich gezielter zwischen den verschiedenen Entfernungsbereichen gewechselt und immer wieder Enstpannungsphasen eingebaut (weniger 'anspruchsvolle' Sehobjekte, Beschränkung auf wenige Details in angenehmer Sehentfernung und Suche nach ganz dunklen Stellen, an denen sich die Augen 'ausruhen' können...) und immer wieder zwischendurch die Aufmerksamkeit auf Sehen etwas reduziert und im scharfen Sehen Entspannung gesucht.
Das hat sich insgesamt viel besser angefühlt und ich bin gar nicht in den 'Erholungs/Sparmodus' abgerutscht. Auch wenn die Sehschärfe noch viele Schwankungen hatte - der trübe Himmel und der Kampf mit dem sehr starken Wind haben mich auch ein wenig beeinträchtigt - bin ich doch mit mit diesem ersten Versuch sehr zufrieden und werde mich in diese Richtung weiter vortasten.
Aus den Mehlsäcken sind zwar noch keine Schmetterlinge geworden, aber immerhin scheinen sie etwas an Gewicht zu verlieren...
@Moobe und Thorin:
Danke für Eure Tipps, sie helfen sicher bei noch mehr Spannungsabbau - dass ich meine Doppelbilder so schwer loswerde zeigt, wie nötig das ist...
Gruss
Marina
PS: und natürlich auch ganz herzliche Dank an Dich, Flo, fürs in die richtige (? hoffentlich) Richtung stubsen...