Hallo Ruth,
rroettge hat geschrieben:Die erste Woche ohne Seminarleiter und die Gruppe liegen nun hinter mir, und es ist in der Tat nicht leicht, die Disziplin für so viel Training aufzubringen.
Danke für deinen anschaulichen Bericht. Ja, die Integration in den Alltag ist immer die Nagelprobe bei solchen Kursen. Der Antrieb muss nun allein von innen kommen, keine Anleitungen mehr, keine energiespendende Gruppe. Alles droht zu verblassen.
Der Vorteil hier ist bestimmt der, dass man sich nicht an irgendwelche abstrakte Kursinhalte erinnern muss, sondern eigentlich nur an zwei Dinge, die sowieso immer da sind: Haltung und Stimmung. Ich muss mich "nur" noch daran erinnern, ihnen Beachtung zu schenken und ihnen die Richtung zu weisen.
Nach meiner eigenen Erfahrung gibt es bei der Arbeit an der aufrechten Haltung mit der Zeit eine gewisse Gewohnheit. Die neue Haltung ersetzt allmählich die alte, so dass ich nicht mehr ständig darauf achten muss. Es gibt zwar Rückfälle in alte Haltungsmuster, aber sie fallen sofort auf. Ganz anders bei der Stimmung. Eine schlechte Stimmung fällt nicht auf. Sie rechtfertigt sich jeweils durch die Umstände. Und die Umstände sind nicht immer zum lachen. Es gälte also, sich von den Umständen unabhängig zu machen, etwas in sich zu entwickeln, das sich mit den Umständen nicht identifiziert: das Lachen eben.
Hier stellt sich dann die vielleicht wichtigste Frage: kann ich das Norbekov-System insoweit akzeptieren, dass sie den normalen Lernprozess umdreht und das Ziel gleich an den Anfang setzt? Die Siegerpose und die gute Stimmung sind, wie du in deinem Bericht ausführst, normalerweise das Endprodukt einer erfolgreich geleisteten Arbeit. Hier beginnt die Arbeit aber vom Ziel aus. Ich muss mir die gute Stimmung und Haltung nicht jedes mal durch entsprechende Arbeit abverdienen, sie sind vielmehr meine Grundhaltung. Kann ich das gutheissen oder erscheint das wie Manipulation? Darüber lohnt sich sicher nachzudenken, ansonsten der Zweifel jederzeit zuschlagen kann.
Liebe Grüsse
Gisander