Hallo zusammen!
Erst einmal allen ein gutes Neues Jahr mit hoffentlich viel Klarsicht, Durchblick und was wir Noch-Maulwurfsartigen für unsere Sehkraft sonst noch brauchen können.
>Wenn man nun zu einseitig immer wieder bewusst auf Entspannung achtet, kann man sich so auch selbst behindern.<
Ich weiß es nicht ...? Entspannung ist aus meiner unmaßgeblichen Sicht und Erfahrung mit Cantienica schon der Zustand, in dem und aus dem heraus der Muskel jederzeit "anspringen" und optimal das tun kann, was er soll. Entspannung im Sinne von Schlaffheit ist eigentlich keine Entspannung, sondern meist steckt eine Verspannung von Muskeln dahinter. Sie sind durch falschen Gebrauch z. B. verkürzt, dadurch "eingesperrt" und damit "lahmgelegt", was wie Schlaffheit/Schwäche wirken kann. Und andere Muskeln übernehmen dann ihre Arbeit.
Wie auch immer es sei, denke ich, dass es sinnvoll ist, immer mal wieder diesem feinen Muskelgeschehen in und um die Augen (und überhaupt im ganzen Kopf) nachzulauschen. Nur so kann man ja auf Dauer auch ein Gefühl für die unterschiedlichen Daseinszustände der Muskeln bekommen. Dann lernt man unterscheiden, was Entspannung ist und was nicht.
Aus meiner Körperarbeit kann ich zwei Sachen sagen:
a) Verspannungen an Muskeln und Muskelgruppen, die nicht gerade zu den großen, von außen leicht tastbaren Muskeln des Körpers gehören, spürt man in der Regel gar nicht, solange sie nicht dazu führen, dass Nerven geklemmt werden und Gelenke aufeinander scheuern. Zu diesen Muskeln gehört die gesamte Tiefenmuskulatur des Körpers und - so denke ich persönlich jedenfalls - die Augenmuskeln und viele Kopfmuskeln.
b) Kann man einen Muskel von "unentspannt" in "entspannt" überführen, so ist das mit einem unmissverständlichen Wohlgefühl verbunden. Man weiß dann, dass es "richtig" ist.
Beides, das Erspüren der Verspannung und das gezielte Auflösen, ist für Durchschnittsmenschen, zu denen ich mich zählen würde, eine Übungssache. Am Anfang spürt man gar nix oder wenig, ist sich auch unsicher. Es ist aber machbar, funktioniert mit der Zeit immer besser und zuverlässiger.
Wir machen im Cantienica-Training immer wieder auch Kopfmuskelsachen, vor allem mit den Augen. Da gab es neulich die folgende Übung:
1. entspannt auf dem Rücken liegen ("cantienische" Ausrichtung des Körpers natürlich idealerweise vorausgesetzt).
2. Augenlider schließen und die Augäpfel erspüren und wahrnehmen.
3. Die Innenwinkel der Augen Richtung Nasenwurzel zueinander"denken" - als wäre da so ein Goldfädchen, das sie miteinander verbindet.
4. Die Außenwinkel der Augen mit einem ähnlichen Goldfädchen um den Hinterkopf herum zueinander"denken".
Die beiden Augenwinkel jedes Auges sollen also sozusagen tendenziell voneinander weg. Wenn ihr ein angenehmes leichtes Zuggefühl spürt, ist es richtig. Wenn ihr nix spürt, ist es auch nicht schlimm, einfach alles nur vorstellen ... Das aktiviert die Muskeln auch schon.
5. Jetzt die Augäpfel in der Vorstellung Richtung Atlas bringen, also ins Kopfinnere hinein. Der Atlas ist der oberste Wirbelsäulenknochen, der die Schädelbasis trägt. Er hat zwei solche Mulden, man kann sich gut vorstellen, die Augäpfel darin "abzulegen". Damit das klappt, stellt euch vor, von diesen Mulden aus kämen zwei Hände und würden zart jeden Augapfel oben, unten, links und rechts mit den Fingerspitzen anfassen und Richtung Atlas ziehen. Dort legt ihr sie in die Mulden und lasst sie sich entspannen.
Dieses Ziehen kann man auch abwechselnd an beiden Augen durchführen, dann fühlt es sich an, als würden die Augen vor und zurück"wippen". Das tun sie natürlich nicht wirklich, aber damit bekommt man ein Gespür für die Augenmuskeln und ihre unterschiedlichen Spannungszustände.
Eine Steigerung dieser Übung ist, mit dem linken Auge (entspannt im Atlas "liegend" durch das rechte Ohr zu "schauen" und mit dem rechten Auge durch das linke Ohr, abwechselnd. Ihr könnt die Augen wirklich dorthin drehen, ist aber kein Muss. Ausprobieren, was euch besser gefällt.
Wenn es sich krampfig anfühlt: Aufhören und den entspannten "Liegezustand" der Augen neu aufbauen.
Viel Spaß!
Susa