Nach rund zweieinhalb Jahren Augentraining fange ich langsam an, mich für den Aufbau der Augen und deren Funktionsweisen zu interessieren, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ich bei der (Nah-)Akkomodation scharfe (doppelte) Hintergrundbilder über nahezu des gesamten Sichtfelds in einer Qualität produziere, die ich bei reiner Fernsicht nur selten hinbekomme. Dieses Phänomen wird sich wohl nicht so schnell und einfach begründen lassen. Siehe für ein paar Anregungen zur näheren Ergründung dieses Phänomens im "Selbst-Experiment"
hier.
Auf dem Weg zu einer Erklärung gibt es aber für mich jedenfalls einige neue Erkenntnisse. Fangen wir daher von vorn an: // Wenn man seine beiden Hände ohne Daumen etwa in Bauchhöhe nebeneinander zu einer Fläche zusammenfügt, ergibt sich bei Nomalsicht bzw. nicht allzu starker Kurzsicht ein scharfes Bild der beiden Hände. Zieht man diese etwa gut zwei Handbreiten auseinander, so geht bei gleichmäßiger Ansicht der Hände die Bildschärfe verloren. // Konzentriert man sich nunmehr stark mit dem Willen der Scharfstellung, so verändert sich die Perspektive dahingehend, dass man die Hände jetzt "von oben" aus betrachten kann, so als wenn man ein kleines Männchen wäre, das sich direkt zwischen den Augen befindet. Jetzt sollten die Hände wieder scharf zu sehen sein. Reduziert man die Hände auf jeweils nur einen Zeigefinger, so dass man nunmehr auf zwei Zeigefinger von oben schaut, so wird deutlich, dass wir uns in der Perspektive im Treffpunkt/Schnittpunkt der von den Fingern ausgehenden Lichtstrahlen befinden. Wie ist diese Schärfe von "oben" zu begründen? [...] Seit mehreren Wochen schaue ich bei meinem Augentraining oftmals auf "duale Weise". Ähnlich wie im Experiment mit den beiden Händen dargestellt, sehe ich jeweils zwei völlig frei gewählte Objekte in der Umgebung auf diese Art an. Nach vielen tausend mal Anwendung dieser Sehweise habe seit einiger Zeit das seltsame Vergnügen, wie oben erwähnt, bei der Nahansicht eines Objekts (z.B. Finger) auch den Hintergrund scharf zu sehen. Das versuche ich natürlich noch zu kären. Ich habe eine Frage dazu für das bessere Verständnis, die Du
(zum Beispiel während Du das Experiment durchführst) zumindest für Dich selbst beantworten solltest: Betrachtest Du bei "gleichmäßiger Ansicht der Hände" nach dem Auseinanderziehen diese mit Deiner
zentralen oder ("nur") mit Deiner
peripheren Sicht? Also blickst Du sie (abwechselnd?) direkt an oder nimmst Du sie nur "nebenher" wahr, während Du "eigentlich" (also mit Deinem zentralen Blick) durch die Hände hindurch (mehr oder weniger) "geradeaus" schaust?
Schaut man sich ein Modell eines Auges mit den dort durch die Pupille eintreffenden Lichtstrahlen von allen Seiten an, so erkennt man, dass je größer der Winkel der Lichtstrahlen [zur Senkrechten, die vom Mittelpunkt der Linsenoberfläche ausgeht], die von oben, von den Seiten und von unten durch die Pupille ins Innere des Auges gelangen, ist, desto näher liegt der Schnittpunkt dieser Strahlen (Brennpunkt) zur Pupille und desto weiter weg ist er vom Zentrum der Netzhaut, dem sog. gelben Fleck, in dem sich die höchste Auflösung für die größte Bildschärfe befindet. Nein, das ist ein Denkfehler. Du stellst Dir die Abbildung der Sehwelt auf die Netzhaut anscheinend fälschlicherweise so vor:
Stelle Dir stattdessen einmal vor, das Sehobjekt, welches gerade sein Abbild im (oder vor oder hinter dem) Gelben Fleck erzeugt, sei ein einzelnes "Pixel" der Sehumgebung geradeaus vor Deinem Auge in unterschiedlich großer Sehentfernung. Dann wird rasch klar, dass das scharfe Abbild dieses Pixels im Brennpunkt der
vom jeweiligen Pixel ausgehenden Strahlen
(rein qualitativ dargestellt) so entsteht:
Für alle anderen "Pixel" der umgebenden Sehszenerie kann man ebensolche Strahlengänge konstruieren, nur dass dann die jeweilige Einfallsrichtung der Lichtstrahlenbündel, die von den Pixeln ausgehen, eine jeweils andere ist und sich somit auch der Brennpunkt an jeweils anderen Stellen (im Idealfalle irgendwo auf der Netzhaut) befindet. So entsteht dann auch das Gesamtbild auf der Netzhaut als Überlagerung all dieser aus ihren verschiedenen Richtungen einfallenden (im Idealfalle gerade "passenden") Strahlenbündel.In Wirklichkeit ist es daher letztlich gerade genau andersherum, als Du schreibst: Je größer der Winkel der Strahlen
(die vom Außenbereich der Linse gebrochen werden) (oder auch: je näher sich das Sehobjekt am Auge befindet), umso weiter ist der Brennpunkt von der Linse entfernt.
Allgemein kann man daher formulieren, dass je größer der Winkel, desto unschärfer das Bild. Nein, das gilt aufgrund obiger Erläuterungen nur dann, wenn das Auge gerade auf die Ferne akkomodiert ist. Wenn es gerade auf die Nähe akkomodiert ist gilt: Je kleiner der Winkel (also je paralleler die Lichtstrahlen im in die Linse einfallenden Strahlenbündel), desto unschärfer das Bild.
Bei dem Experiment mit den Händen ist der Winkel aber schon mittelgroß und trotzdem sind die Hände scharf zu sehen.Wenn Du die Hände in diesen Augenblicken scharf wahrnimmst, dann sind Deine Augen dann logischerweise gerade eben auf genau diese Sehentfernung akkomodiert, in der sich auch die Hände befinden. Es kann (schon rein optisch-geometrisch) gar nicht anders sein. Der Winkel, unter dem sich die Hände in Bezug auf die Geradeaus-Blickrichtung befinden, ist dabei aus den oben genannten Gründen nicht maßgeblich. Dadurch wird nur festgelegt, ob das Abbild der Hände im Zentrum der Netzhaut oder in deren Peripherie entsteht.