Guten Tag,
möchte mich kurz vorstellen; bin 22 Jahre alt, hatte zwischen meinem 16 und 21 Lebensjahr eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (bedeutet im Klartext: keine bewusste Wahrnehmung seiner Umwelt und einschließlich sich Selbst und zusätzlich krankhafte depressive Anfälle mit totalem Blackout) - als ich mit 21 Jahren keine zukünftige Perspektive im sozialen und privaten Bereich hatte, gab es für mich nur zwei Wege, aufzustehen oder untergehen, da ich nichts mehr zu verlieren hatte, wählte ich das Leben.
Nun zu meinen Augen, mit 14 Jahren wurde eine Kurzsichtigkeit von -1 Dioptrien festgestellt - diese Tatsache brach mir fast das Genick, habe nur Kontaktlinsen getragen - von Jahr zu Jahr kamen -0,25 Dioptrien dazu und mit 20 Jahren hatte ich -2.00 Dioptrien, doch mir war das zu dem Zeitpunkt egal - ob die Augen nun rausfallen oder ganz ihren Dienst einstellen war bedeutungslos.
Als ich dann nach über einem Jahr des isolierten Lebens da saß, stand ich zum ersten Mal freiwillig auf mit 21 Jahren, setze mich auf das Rad und fuhr von Tag zu Tag immer längere Touren - irgendwann waren es 100 km und mir ging es zum ersten Mal in meinem Leben gut.
Nachdem ich nun eine muskuläre Körperwahrnehmung einigermaßen hinbekommen habe, wagte ich mich an meine Augen ran - da ich wiederum keine beruflichen oder jegliche anderen Verpflichtungen habe, konnte ich jeden Tag circa. 5 Stunden mich draußen aufhalten und bewusst auf die weiter entfernte Objekte konzentrieren - es war alles dabei; die Sonne, Flugzeuge, Schornsteine, Baumäste und Blätter, Autoschilder, Vögel, Antennen, Straßenbeleuchtungen etc. - nach 3 Monaten des tagtäglichen bewussten betrachtens, bin ich zum ersten mal nach über 6 Jahren zum Augenarzt gegangen und er meinte, dass sich meine Sehstärke zufällig um 1 Dioptrien verbesserte - die Augen regenerieren sich manchmal von alleine, ich wollte den alten Mann nicht erschrecken und nickte nur. Nach weiteren 2 Monaten des bewussten Fokussierens ist mir aufgefallen, dass ich im Endeffekt nicht die Objekte außerhalb von mir betrachte, sondern alles um mich herum in Wahrheit in mir steckt und ich nun lerne, tiefer und schärfer in mich reinzuschauen - ich fand diese Einsicht toll und der Augenarzt meinte beim zweiten Termin erschrocken, dass die Augenschwäche nun -0,25 Dioptrien beträgt und er sich die Besserung nicht erklären kann. Ich wiederum habe nur ruhig genickt und bin mit einem inneren zufriedenen Lächeln nach Hause gegangen - und auch das zum ersten Mal in meinem Leben.
Zudem habe ich seit einem halben Jahr meine Ernährung komplett auf vegetarisch tendierend zu veganisch umgestellt und mir in dieser Zeit das Jonglieren mit 3, 4 und 5 Bällen beigebracht, das Einradfahren erlernt, meine beidseitigen Tinituse durch stundenlanges bewusstes Hören klassischer Werke wegbekommen und die kyrillische Schrift erlernt.
Ich persönlich gebe mir noch maximal einen Monat und dann wird die Sehstärke wieder bei 100 % liegen.
Was ich dann mache, weiß ich nicht. Arbeit habe ich immer noch nicht. Jedenfalls möchte ich euch sagen, dass der Wille eine wichtige Angelegenheit bei dem ganzen ist und eine zeitungebundene Lebensweise. Mir ist bewusst, dass es für einen arbeitenden Menschen nicht möglich ist, mehrere Stunden jeden Tag zu wandern, doch ich habe festgestellt, dass es auch 1 Stunde des täglichen hochkonzentrierten Übens ausreicht und man kann seine -2 Dioptrien in 12 Monaten wegbekommen.
Ich drücke euch jedenfalls die Daumen und kann euch beruhigt sagen dass es tatsächlich geht - es hängt nur von der eigenen Bereitschaft ab, solch ein schwieriges Unterfangen konsequent durchzuziehen. Es ist eine extreme Geduldarbeit und jeder der sie hinbekommt, verdient den größten Respekt.
PS: wenn nähere Informationen erwünscht sind, dann schreibe ich hier gerne alles was mir während der letzten 5 Monate auf und eingefallen ist nieder.