Hallo allerseits!
Nach absolvierten 40 Tagen des Norbekov-Trainingsprogramms eine kleine Standortbestimmung. Da das Training der Augen bei Norbekov mentale, emotionale und ganzkörperliche Aspekte miteinschliesst, sollte ich meine Erfahrungen vielleicht entsprechend aufgliedern. Fangen wir mit dem für mich schwierigsten Brocken an:
Aufrechte Haltung & Lächeln
Hier zeigt sich bereits, dass die Trennung von Körper, Denken und Fühlen eigentlich fiktiv ist. Eine aufrechte Körperhaltung färbt automatisch auf das Denken und Fühlen ab. Alles hat denselben "Geschmack" (arme Sprache! die wirklich interessanten Dinge kann man immer nur andeuten).
Das permanente Lächeln stösst bei mir auf 1000 Widerstände. Diese sind zwar alle fragwürdig und im einzelnen meist leicht umzustossen, aber es gibt doch Armaden davon. Hält ein Grund fürs Nichtlächeln der genaueren Betrachtung nicht stand, zeigt sich schon der nächste, noch gewichtiger auftretende. Es gibt immer einen Grund irgendwie unzufrieden zu sein, sei es mit dem eigenen Sein oder mit den Weltläuften allgemein. Verschliesse ich mit dem dämlichen Grinsen nicht die Augen vor den Übeln dieser Welt? Bin ich ein Buddha, der die tieferen Gründe für alles Ungemach auf diesem Planeten einsieht und darob lächeln kann? Alles ist im Grunde gut? Meine Ahnung ist, dass dem zwar so ist, aber soweit zu kommen, dass aus der Ahnung Gewissheit wird, dazu reichen wohl auch 40x40 Tage nicht aus. Immerhin, dass teilweise aufgesetzte Lächeln hat doch insoweit erste Früchte getragen, dass es zu einer insgesamt fröhlicheren Grundstimmung beitrug und - fast noch wichtiger - zu einer gewissen Distanz gegenüber den sich so wichtig gebärdenden Gedankenfluten aller Art. Also, der Lächelerfolg nach 40 Tagen: ein Hauch davon.
Die Überwindung des inneren Schweinehunds
Hier geht's schon besser. Vielleicht sogar der handgreiflichste Erfolg des Trainings. Ich bin zwar immer noch ein fauler Hund, aber es fällt mir jetzt doch spürbar leichter, eine Arbeit, die ich vielleicht früher hinausgeschoben hätte, anzupacken. Und das nicht mal mit Widerwillen, sondern mit einem gewissen sportlichen Elan. Ein Energiegewinn also. Bin sogar ein bisschen stolz auf diesen Punkt.
Gelenkgymnastik
Für mich als Stubenhocker und eher unsportlicher Mensch eine gute Sache. Hier gelingt auch das Lächeln fast ohne Anstrengung. Das Körpergefühl ist insgesamt besser, irgendwie lebendiger, wacher. Letzte Woche habe ich auf einem Fest getanzt! Meine sonst latent vorhandenen Rückenbeschwerden sind fast weg. Allein das lohnte den Aufwand. Die Übungen für die Rückenwirbel scheinen besonders wirksam. Gefühlsmässig bin ich sogar etwas gewachsen. Leider habe ich es am Anfang versäumt zu messen, wie es Norbekov empfiehlt. Das Programm dauert mittlerweile 25 Minuten. Ich werd's beibehalten.
Augen
Der Profit für die Augen wird hier wohl am meisten interessieren. Meine Augen sind besser als vor 40 Tagen, ohne Zweifel, aber die Sache ist noch recht schwankend und launisch. Bei gutem Licht sehe ich auf der Norbekov-Sehtafel in Armeslänge die einzelnen Buchstaben der "Verflixt und zugenäht!"-Zeile, sowohl mit beiden Augen, als auch einzeln. Beim rechten Auge habe ich allerdings einen Schatten links unten. Die Übung "Marsbewohner mit Stielaugen" mache ich immer vom selben Fenster aus und habe somit für bestimmte Objekte Vergleichsmöglichkeiten, wie es um die momentane Sehkraft bestellt ist. Auf etwa 100 Meter Entfernung ist eine Autoreparaturwerkstatt, bei dem ein Schild mit gelber Schrift auf blauem Grund postiert ist. Dies ist meine Hauptreferenz. Je nach Licht und Laune erscheint das Schild mehr oder weniger verschwommen bzw. offenbaren sich die rätselhaften Konturen des sich darauf befindlichen Schriftzuges. FIAT. Es heisst FIAT! FIAT und darunter SERVICE. Gelegentlich blitzt es auf. Beim ersten Mal kamen mir vor lauter Freude buchstäblich die Tränen in die Augen. Es gibt also auch Verschwommenheit durch Freude.
Die Unterschiede, je nach Lichtverhältnissen, sind eklatant. Bei Sonnenlicht stehe ich momentan zwischen -0.5 bis -0.75, bei schlechterem Licht und in Räumen zwischen etwa -1.0 und -1.5, auf beiden Augen gleich. Vor genau 5 Monaten hatte ich links noch -3.25 und rechts -2.5. Es gibt also eigentlich keinen Grund nicht zufrieden zu sein, wenngleich ich Norbekovs Veranschlagung einer täglichen Verbesserung von einer Vierteldioptrie in keiner Weise bestätigen kann. Mag sein, dass das in einem Kurs bei ihm, wo man den ganzen Tag nichts anderes macht und womöglich auch gruppendynamische Dinge eine Rolle spielen, schon für möglich halte. Ich gehe nicht davon aus, dass er den Leser täuschen will. Aber es würde mich sehr wundern, wenn jemand, alleine übend auf solche Werte käme.
Wo ich sicher noch zulegen kann ist die Entwicklung der emotionalen Seite. Man sieht ja bekanntlich nur mit dem Herzen gut. Da bin ich noch zu sehr im Hirn. Bis im Sommer wird's. Null! Ganz bestimmt. Es ist ja jetzt schon so, dass ich mit den aktuellen Werten problemlos überall funktioneren kann. Auto fahre ich eh keins. Schöne bunte Welt, wie konnte ich so lang an dir vorbeisehen!
Fazit
Ich bleibe dran. Für mich stimmt die Sache. Der Ansatz Norbekovs hat mich auch dazu bewogen, mich erneut mit den Ideen Gurdjieffs zu beschäftigen, als dessen "Schüler" ich Norbekov betrachte. Die Theorie der OKTAVE, die Norbekov (ohne Quellenangebe) von Gurdjieff übernommen hat, ist ohne Studium des Gesamtzusammenhanges, den Ouspenky in "Auf der Suche nach dem Wunderbaren" darlegt, eigentlich unverständlich.
Soweit meine Eindrücke. Allen noch die besten Wünsche für ein beschwingtes 2008!
Liebe Grüsse
Gisander