Hallo Nicole,
deine Reaktion freut mich sehr. Vielleicht sollte ich mich ein wenig weiter outen? Ich wohne und abeite am Nordrand von Berlin (Hohen Neuendorf) als Filialleiter in einem Fachgeschäft (kein "Filialist"). Zusätzlich unterrichte ich seit ca. 9 Jahren objektive und subjektive Refraktion sowie technisch-optische Grundlagen etc. an der innungseigenen Meisterschule des Landes Brandenburg. Ich habe eine Rasterbrille nebst Anleitung, Harry Benjamin gelesen und diskutiere regelmäßig mit meine Schülern alternative Möglichkeiten und den Sinn von Korrektionen. Du siehst, ich bin kein Ignorant.
Was ihr wahrscheinlich nicht wißt, ist, dass das Thema Visualtraining seid einiger Zeit in der Augenoptik einen regelrechten Boom erlebt. An der Fachhochschule in Berlin wurden meines Wissens bereits mind. 2 Diplomarbeiten zu diesem Thema geschrieben. Und das an einer Schule in der über Jahrzehnte Prismen als das alleinige Heilmittel galten. Es findet definitiv ein Umdenken statt. Insofern finde ich es erschreckend, mit welcher Ignoranz manche hier in diesem Forum den klassischen Korrektionsmethoden und den Augenoptikern / Augenärzten gegenüberstehen. Sicher hat das mit seine Ursache darin, dass die Betroffenen bitter enttäuscht worden sind und sich AA bzw. AO oft wie Götter gebärden. (Was ein Grundübel in der Medizin ist.)
Noch ein paar Anmerkungen (die ich persönlich für Fakten halte).
Im Teenageralter und im Studium steigt eine Myopie verstärkt an. Dies wird auf verstärkte Naharbeit (Computer, Lesen, Studium) zurückgeführt. Führe eine Befragung an einer x-beliebeigen Universität durch und du wirst diese Tatsache bestätigt finden. Wenn ich euch richtig verstanden habe behauptet Bates das Gegenteil.
Rein physikalisch sind die äußeren Augenmuskeln nicht in der Lage einen Druck auf das Auge auszuüben wodurch dieses länger oder kürzer wird. Damit fällt meines Erachtens eine der wesentlichen Grundlagen von Bates Theorie weg. Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, dass das von einigen trotzdem noch bis heute gelehrt wird. Schließlich dürfte der experimentelle Nachweis ob es funktioniert oder nicht kein Problem sein.
Bates Theorie ist schon alt. Wenn der Erfolg durchschlagend gewesen wäre hätten sich viel mehr Menschen damit auseinandergestzt als die Brillen noch quasi untragbar (weil zu häßlich, zu dick, zu schwer) waren. Das ist aber nicht so gewesen. Warum? Mir fällt es deshalb schwer zu glauben, das ich auf einem Ast sitze der abgesägt wird. Von wem auch immer.
Irgendwann zwischen 30 und 40 kehrt sich bei sehr vielen das Wachstum der Kurzsichtigkeit wieder durch strukturelle Veränderungen der Linse um. Alte Menschen werden fast ausschließlich weniger kurzsichtig bzw. weitsichtiger. Ich erlebe Fälle bei denen es 1 dpt in 10 Jahren ist, aber auch welche bei denen es 1 dpt in 2 Jahren ist. Letzteres ist allerdings nur bei alten Menschen zu beobachten.
3-6 Monate sind für einen Nachweis ein zu kurzer Zeitraum. Das sehe ich ähnlich. 10 Jahre halte ich allerdings für viel zu lang. Ich glaube auch gerne das es Einzelfälle gegeben hat, in denen sich eine Kurzsichtigkeit effektiv reduziert hat. Nur läßt sich bei derselben Person schwer der Nachweis bringen, ob die gleiche Entwicklung nicht ohne Sehtraining ebenfalls funktioniert hätte.
Noch eine ganz andere Frage. Wenn ich das Forum so durchstöbere lese ich das es üblich ist mal diese oder jene Kontaktlinse irgendwo zu bestellen oder zu probieren. Bei allem Gesundheitsbewußtsein eurerseits kann ich das nicht verstehen. Jede 2 Monatslinse sitzt katastrophal (zu wenig Bewegung, zu trocken, infolge dssen zu wenig Sauerstoff am Auge). Tageslinsen sind sowieso das letzte und wirklich nur für sporadisches Tragen geeignet. Lasst ihr eigentlich die Linsen bei irgend jemandem (AA oder AO) auf Sitz und Verträglichkeit untersuchen? Vaskularisationen (Gefäßeinsprossungen) treten früher oder später bei fast jedem auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass euch das egal ist. Leider ist es so, dass viele AA's und AO's damit sehr lax umgehen und nur auf den schnellen € aus sind. Muß man halt jemanden suchen dem man vertraut und der in dieser Hinsicht sorgfältige Arbeit leistet. Das wird dann natürlich auch nicht umsonst sein. Aber ist es das nicht wert?
Ich habe gerade deinen letzten Artikel gelesen. Danke für den DOZ link. Werde ich mir mal antun.
Wenn ernsthaftes Interesse an einer Studie besteht ließe sich sowas bestimmt - eine ausreichende Personenanzahl vorausgesetzt - organisieren. Die statistische Signifikanz muß gegeben sein. Sonst bringt es nichts. Und dazu brauch es halt mehr als 10 Leute.
Bis dahin halte ich es für gefährlich bei Unwissenden übertriebene Hoffnungen zu wecken. Um so größer kann die seelische Krise sein wenn sich diese nicht erfüllen.
Gruß,
dabri