Wenn ich deinen letzten Beitrag richtig interpretiere, steht dort, dass man einfach entspannt seine Umwelt anschauen soll, ohne sich bewusst zu machen, ob man schlecht oder gut sieht - denn das bessere Sehen stellt sich dann automatisch ein. Zudem passt hier hervoragend ein Zitat von Sokrates: "Bedenke, daß die menschlichen Verhältnisse insgesamt unbeständig sind, dann wirst Du im Glück nicht zu fröhlich und im Unglück nicht zu traurig sein."
So, jetzt wage ich mich aber nochmal an deinen brillianten Text heran!
Ich habe in diesem und diesem Posting die Hypothese aufgestellt, dass die sakkadische Muskeltätigkeit der geraden Augenmuskeln (also der musculi recti*) die Akkomodationstätigkeit der schrägen Augenmuskeln (also der musculi obliqui) und (falls es so etwas wirklich gibt) die Akkomodationstätigkeit der zilliaren Ringmuskeln (also der musculi ciliari an der Augenlinse) nerval triggert. Also dass das Bewusstsein nicht willentlich auf die Akkomodation selber einwirkt bzw. einwirken kann bzw. einzuwirken braucht, sondern diese vom Organismus beim "flächigen" Sakkadieren quasi "mitbesorgt" wird.
Die Muskeltätigkeiten der Augenmuskeln werden "nervlich" bestimmt und unterliegen so den automatischen Steuerungen des Gehirns.Das muss ich nach tieferem Nachdenken über die Frage nach den plausibelsten Funktionsabläufen im Auge jetzt korrigieren: Da 1. sämtliche sakkadischen Augenbewegungen irgendwann im Leben erlernt werden müssen, 2. jede bewusste Blickpunktverschiebung, sobald ein dreidimensionales Raumgefühl vorhanden ist, immer auch als eine dreidimensionale Blickpunktverschiebung vorgenommen wird (oder zumindest werden kann) und fernerhin 3. aus der modernen neuropsychologischen/-physiologischen Forschung bekannt ist, dass alle bewussten/teilbewussten/unbewussten Sakkadensprünge der geraden Augenmuskelpaare "im Bewusstsein bzw. im Geiste vorprogrammiert" und dann in Kontraktions- bzw. Relaxationsanweisungen für die Muskeln "umgerechnet" werden – ist davon auszugehen, dass während des Sehen(wieder)erlernens an den musculi obliqui analoge Dinge vorgehen, wie an den musculi recti.
Während Punkt 1 erklärt, dass man die sakkadischen Musketätigkeiten im Laufe des Lebens erlenrt, besagt Punkt 3, dass diese jedoch im Geiste vorprogrammiert sind. Widerspricht sich das nicht, oder bildet diese "Vorprogrammierung" die Grundlage zum Erlernen der sakkad. Muskeltätigkeit? Dabei existiert ein enges Zusamenspiel zwischen den schrägen und den geraden Augenmuskeln.
Das bedeutet: Die Akkomodationstätigkeit der musculi obliqui wird nicht von der flächigen Sakkadierungstätigkeit der musculi recti "nerval getriggert mitbesorgt", sondern sie muss – ebenso wie das Rauf-Runter- und Links-Rechts-Sakkadieren – im Laufe des Sehen(wieder)erlernens vom Betrachter (vermittels des Nervensystems) erlernt, kalibriert, optimiert und schließlich habituiert (also "zur unter- bzw. unbewussten Gewohnheit gewandelt") werden.
Die Muskeltätigkeit der schrägen Augenmuskeln ist im Gegensatz zu den geraden Augenmuskeln nicht von Geburt an gegeben, sondern muss erlernt werden. D.h. jetzt: Augenübungen für die schrägen Augenmuskeln sind von höchster Wichtigkeit?Wie nun kann das Bewusstsein Einfluss nehmen auf die musculi obliqui? Einfach. Das geschieht, wenn bewusste Blickpunktverschiebungen bewusst dreidimensional vollzogen werden. Ich behaupte: Der Entschluß, nicht nur "ein gewisses Stück weit nach links oder nach rechts" und "ein gewisses Stück weit nach oben oder nach unten) zu springen, sondern gleichzeitig auch "ein gewisses Stück näher heran" oder "ein gewisses Stück weiter fort" wechselwirkt in dieser dritten Komponente – vermittels des Nervensystems – mit den schrägen Augenmuskeln. Vermutlich mit einer prinzipiell ähnlichen Kodierung, wie es bei den geraden Augenmuskeln geschieht.
Bewusstes Sehen leitet den richtigen Weg ein, um positiven Einfluss auf die schrägen Augenmuskeln auszuüben - dabei sind die schrägen Augenmuskeln auch für die Nähe und Ferne verantwortlich, die geraden dagegen nicht (aus dem nächsten Absatz).Der einzige Unterschied: Eine Bewegungsanweisung an die geraden Augenmuskeln besteht aus zwei Komponenten ("Wieviel Grad nach links/rechts?" und "Wieviel Grad nach oben/unten?"), die getrennt voneinander an jeweils zwei Paare von Augenmuskeln gleichzeitig verschickt werden (ein Paar "links/rechts"-Muskeln in beiden Augen und ein Paar "rauf/runter"-Muskeln in beiden Augen), und welche dann von den einzelnen Augenmuskeln in der Weise interpretiert werden, dass jeweils ein Muskel genau im selben Maße kontrahiert, wie sein Gegenspieler relaxiert.
Das hier bedeutet für mich sowas, wie das typische Zusammenspiel von Bizeps und Trizeps.Eine Bewegungsanweisung an die schrägen Augenmuskeln besitzt dagegen eine viel einfachere Struktur. Aus "ein gewisses Stück näher heran" oder "ein gewisses Stück weiter fort" wird ein einziges Signal, das an alle vier schrägen Augenmuskeln gleichermaßen geschickt wird – und dann eben zur gemeinsamen Kontraktion um ein gewisses Stück (beim dreidimensionalen Springen näher heran) oder eben zur Relaxation um ein gewisses Stück (beim dreidimensionalen Springen weiter fort) führen.
Wird nun also während der Sehen(wieder)erlernphase das bewusste Sakkadieren bewusst dreidimensional praktiziert, so führt das Neurofeedback-Wechselspiel aus a) bewusstem Entschluss und bewusster Praxis, den Blickpunkt nicht nur 'hinauf'/'herunter' und 'nach links'/'nach rechts' zu verschieben, sondern auch 'näher heran'/'weiter weg' und b) dem nach der Blickpunktverschiebung wahrgenommenen jeweiligen Schärfegrad des Seheindruckes, zur gewünschten bewussten Einflussnahme auf die Kalibrierung, Optimierung und schließlich Habituierung der Akkomodation. Und triggert seinerseits das räumliche Sehen, Erinnern und visuelle Vorstellen.
Neurofeedback-Wechselspiel - also das Zusammenspiel der verschiedenen Augenmuskeln, welche durch das Gehirn in einem gewissen Maß gesteuert werden. Verbessert kann dieses durch bewusstes dreidimensionales sehen.. und üben, und jetzt wird es zu unklar um das Fazit fortzusetzen.Und wie sakkadiert man nun am besten bewusst? Nun, mein persönliches "Rezept" lautet: "Nicht selbst- oder andere bzw. anderes verletzend, sondern so behutsam, wohlüberlegt und präzise, wie jeweils gerade möglich." Und – neurophysiologisch/-psychologisch optimal – unter Vermeidung von jeglichem "Überschießen" über die jeweiligen Blickpunktverschiebungs-Ziele hinaus!
Bei mir stellen sich nun zwei Fragen: was sind Blickpunktverschiebungen genau? Und wie sehe ich bewusst dreidimensional. Sieht man denn nicht jederzeit dreidimensional? Du hast es zwar im letzten Absatz erklärt, aber einleuchten will es mir nicht.[/b]