Flo hat geschrieben:Warum es dennoch problematisch ist, mittels dieses speziellen Messverfahrens eine sinnvolle Aussage über den momentanen Gesamtzustand der Fehlsichtigkeit des Vermessenen zu treffen, siehe zum Beispiel hier.
Weil ich den Text so gut finde, hole ich den jetzt einfach mal hierher.
Flo hat geschrieben:Aus meiner Sicht und für mein Verständnis stellt sich das Problem, mit dem Du da konfrontiert bist bzw. mit dem Du Dich da konfrontierst, folgendermaßen dar. Das Autorefraktometer gibt Dir zu Beginn der Messprozedur einen Sehanblick in optisch sehr weiter Entfernung ("quasi-unendlich"), also am optisch-geometrischen Fernpunkt vor. Du als jemand, der es noch nicht (so lange bzw. so gut) gewohnt ist, Seheindrücke auch in quasi-unendlicher Entfernung mühelos und stabil zu sehen bzw. wahrzunehmen, schaust nun durch den Apparat auf das Bild. Da Du dabei aber – wenn Du nicht gerade einen "besonders guten Moment" hast – entsprechend Deiner (noch) (zum Teil) "eingefleischten" falschen Gewohnheit auf eine Stelle schaust, die vor dem eigentlichen Fernpunkt liegt, schaust Du letztlich "daneben". Du "vermutest" sozusagen geistig/körperlich die dargestellte Sehszenerie ein Stück weit "näher dran", als sie es "wirklich" ist. Dieses "Zögern", diese unsichere Phase innerhalb der Entfernungsorientierung (welche beim Scharfsichtigen nicht oder nur stets-sehr-rasch-vergehend existiert) "bemerkt" das Gerät durch Messung und passt sich dem zielsicher an, indem es das Bild – sobald es (oder dessen Programmierer) meint, dass "die Wartezeit abgelaufen" ist – näher an Dich heranrückt... das Gerät kommt also Dir und Deinen "Vermutungen" bzw. "Erwartungen" bzw. "Vorgaben" mit dem Fernpunkt "freundlicherweise" entgegen. Das geht solange entsprechend einer mehr oder weniger komplexen Algorhythmus-Feedback-Schleife weiter, bis ihr beide (rein körperlich ausgedrückt meint das: Dein Auge und das Gerät) euch ganz "einig" seid. Je nachdem wie schnell und "nachdrücklich" das Gerät arbeitet und je nachdem, wie schnell und "nachdrücklich" Du "arbeitest", fällt dann das Ergebnis aus.
Das Problem besteht also darin, dass Du zum einen a) es generell noch nicht "ausreichend gewohnt genug" zu sein scheinst, "ausreichend selbstverständlich" "auf die richtige Weise" auf den Fernpunkt (genauer: "in die Ferne") zu schauen, Du also sozusagen noch nicht ausreichend geheilt bist und b) im Speziellen der Anblick durch ein oder zwei Okulare entlang einer "schwarzen Röhre" auf ein Dia von einer Landschaft, die man sich dann optimalerweise "sehr, sehr weit weg" vorstellen möge, für die meisten Menschen üblicherweise sehr ungewohnt ist... und diese ganze Sehwahrnehmung sollte auch noch möglichst zügig voranschreiten, denn man sollte mit der vollständigen Akkomodation fertig sein, bevor der Schneckentrieb in dem Kasten beginnt, "munter draufloszusurren".
Du brauchst, um diese "Sehherausforderung" zu meistern, am besten ein "Übungsgerät", an dem Du das erforderliche Können ganz in Ruhe und nach Deinen eigenen Vorgaben und in Deiner ganz eigenen Geschwindigkeit erwerben kannst. Glücklicherweise gibt es das für wenig Geld überall zu kaufen. Es ist nämlich einfach ein guter Feldstecher. Wenn Du einen besitzt, mache einmal folgendes: Lasse einen Menschen, von dem Du weißt, dass er sehr scharfe Augen hat, den Feldstecher so einstellen, dass er "gerade noch" ein ganz scharfes Bld erkennen kann, wenn er das Fernglas auf einen Ausschnitt der Sehszenerie richtet, der quasi-unendlich weit entfernt ist. Zur Orientierung um diesen Punkt möglichst genau zu finden: Wenn man von diesem Punkt aus in die eine Richtung weiterdreht, wird das Bild nur kleiner, bleibt aber scharf. Wenn man aber in die andere Richtung weiterdreht, beginnt es unmittelbar bzw. "unweigerlich", zu verschwimmen. Bringe dann bei dieser Einstellung kleine Markierungen an den beiden Stellrädchen an (also an dem Hauptrad in der Mitte und an dem Gewinde an einem der beiden Okulare zur relativen Fokussierung der beiden Einzelaugen). Dein Feldstecher ist nun auf den Fernpunkt geeicht und für die Übungspraxis (wie auch immer Du dabei strategisch vorgehst) einsatzbereit. Der Sehanblick, der sich Dir bietet, wenn Du durch einen Feldstecher auf eine sehr weit entfernte Sehlandschaft schaust, unterscheidet sich nämlich prinzipiell in nichts von dem, der sich Dir durch ein Autorefraktometer bietet. Mit den zwei kleinen Unterschieden, dass Du selbst es bist, der hierbei "die Rädchen in der Hand hat" (was keinen Nachteil für die Praxis darstellen muss, im Gegenteil) und dass die Sehlandschaft, die Du da in sehr großer Entfernung betrachtest, beim Feldstecher eben real ist und nicht simuliert (was für die geistig-körperlichen Lernerfahrung(en) egal ist). Und Du hast natürlich weniger psychologischen Stress... aber wenn Du den brauchst, kannst Du ja einen Optiker fragen, ob er sich für ein Weilchen neben Dich stellen und dabei kritisch/ungläubig dreinblicken kann. Auf die Weise könntest Du Dich dann auch diesbezüglich "abhärten". ;)
1986 Brille R sph -1.50 cyl -0.00, L sph -1.50 cyl -0.00
2008 Brille R sph -4.75 cyl -1.00, L sph -5.00 cyl -0.00
2013-04 Beginn Sehtraining
2013-09 Augenblicke mit Visus > 0.7 ohne Brille
Mein Ziel: Ein Leben ganz ohne Brille