Hallo Leidensgenossen!
Ich bekam meine erste Brille im Alter von zwölf Jahren (- 0,75 Dioptrien), ein Jahr später war ich bei – 1,5 dpt, ein weiteres Jahr später bei – 2,25 dpt. Durch dieses schnelle Ansteigen meiner Fehlsichtigkeit besorgt, weigerte ich mich nun, ein weiteres Mal zum Augenarzt zu gehen, obwohl ich merkte, dass meine Augen schon wieder schlechter geworden sind. Bei einer augenärztlichen Untersuchung während meines Militärdienstes im Alter von 19 Jahren wurden dann - 2,75 dpt festgestellt, ich trug aber weiterhin meine alte Brille mit - 2,25 dpt.
Mein um ein Jahr jüngerer Bruder bekam seine erste Brille zum selben Zeitpunkt wie ich, er war damals elf. Er fing an mit – 1 dpt, ein Jahr später war er bei - 1,75 dpt. Auch seine Augen wurden von Jahr zu Jahr schlechter, da mein Bruder im Gegensatz zu mir weiterhin jedes Jahr zum Augenarzt ging, verpasste man ihm immer stärkere Brillen, mit Anfang 20 hatte er schon über - 5 dpt.
Ich bin daher der Überzeugung, dass Brillen das Problem nicht lösen, sondern verstärken. Kurzsichtigkeit ist eine Zivilisationskrankheit wie Haltungsschäden, wenn man seine Muskeln nicht trainiert und man falsch/krumm sitzt, bekommt man einen Buckel. Bei den Augen ist das ähnlich, wenn man immer nur auf ein Buch oder einen Bildschirm starrt, verkümmert die Muskulatur und die Akkomodationsfähigkeit des Auges und man wird kurzsichtig.
Vor Jahren habe ich bereits ein Augentraining gestartet, ich habe dabei verkrampft auf einen Kalender an der Wand gestarrt, dies brachte aber keine Ergebnisse. Ich bin heute der Überzeugung, dass dieses Verkrampfen und Starren erst recht zur Kurzsichtigkeit führt. Angeregt durch dieses Forum habe ich vor einem halben Jahr ein neues Training begonnen, diesmal mit Erfolg. Ich sehe heute mit meiner -2,25er Brille scharf, und mit einer -1,5er Brille in etwa so wie vor einem halben Jahr mit der -2,25er. Meine Sehkraft dürfte sich also etwa um – 0,75 dpt verbessert haben.
Mein Augentraining sieht so aus, dass ich jeden zweiten Morgen Augengymnastik mache. Dazu setze ich mich entspannt hin, und bewege bei starrer Kopfhaltung, also ohne dabei den Kopf zu bewegen, bei geöffneten Augen die Augen/Augäpfel 20 x von oben nach unten, dann 20 x von links nach rechts, dann 20 x von rechts oben nach links unten, dann 20 x von links oben nach rechts unten.
Dann folgen bei geschlossenen Augen Entspannungsübungen: Zuerst übe ich mit der Spitze eines Mittelfingers einen sanften Druck auf einen Punkt etwas unterhalb der Stirnmitte aus („dritte Auge“), und mache dann kreisende Bewegungen, danach wird palmiert, dazu reibe ich zwecks Erwärmung der Handflächen diese aneinander und bedecke damit die Augen, ohne auf diese Druck auszuüben. Dabei die Handflächen so halten, dass kein Licht zu den Augen dringt. Danach massiere ich wieder das „dritte Auge“ mit kreisenden Bewegungen. Nach den Kreisbewegungen übe ich noch eine Zeit lang mit dem Finger etwas Druck auf die Stirn („drittes Auge“) aus. Während dieser Entspannungsübungen stelle ich mir vor, ich könne scharf sehen, ich stelle mir vor, wie ich aus dem Fenster sehe und die Umgebung scharf sehe. Diese Entspannungsübungen (Massieren der Stirn, Palmieren) können tagsüber immer wieder zwischendurch gemacht werden, wenn die Augen müde sind.
Dann stehe ich auf und gehe zum Fenster und blicke entspannt in die Ferne. Ich lasse dabei den Blick schweifen, verweile immer wieder mal kurz (15 – 30 Sekunden) bei einem Objekt in der Ferne (Auto, Schornstein, etc.) und lasse dabei die Augen an der Schärfe arbeiten, ohne dabei etwas erzwingen zu wollen.
Danach arbeite ich am Fenster bei vollem Tageslicht an der Akkomodationsfähigkeit der Augen, dazu nehme ich einen bunten Verpackungskarton mit verschieden großen Beschriftungen und halte mir diesen vors Gesicht, und zwar so weit, dass ich ihn scharf sehe, dann strecke ich die Arme langsam aus, bis ich die Schrift nur mehr unscharf sehe. Dann bewege ich den Karton wieder näher zu mir, bis ich die Schrift wieder scharf sehe, dann wieder weiter weg. Dies mache ich mehrere Male. Als die Armlänge nicht mehr ausreichte, habe ich den Karton geknickt und auf ein Lineal geklebt, nun kann ich mit dem Lineal in den Händen die Distanz zu den Augen noch weiter vergrößern. Nach dieser Übung blicke ich wieder aus dem Fenster und lasse den Blick schweifen.
Weitere Tipps und Augenübungen:
- Augentraining mit PC-Monitor: Monitor von mal zu mal etwas weiter weg stellen, sodass Augen sich an die größeren Entfernungen gewöhnen. Monitor soll dabei gut ausgeleuchtet werden. Man kann dabei immer wieder mal mit dem Oberkörper etwas vor und zurück wippen. Blick am Monitor schweifen lassen, mal kurz einzelne Worte fixieren, dann wieder Blick über Monitor schweifen lassen.
- Immer unterkorrigierende (schwache) Brillen tragen, damit Augen nicht faul werden.
- Regelmäßig Pausen einlegen vom Fernsehen, PC oder Lesen, dann zum Fenster gehen und in die Ferne blicken
- Beim Fenster rausschauen – Blick langsam schweifen lassen, dabei Augäpfel bewegen, den Kopf weniger, mal näher, mal weiter blicken, Gegenstände (Autos, Verkehrszeichen, Schilder, Dächer, usw.) immer nur kurz (30 Sek.) fixieren, dann Blick wieder schweifen lassen. Man sollte die Umgebung scharf kennen, d. h. man sollte sie immer mal wieder mit Brillen betrachten, sich die Details ansehen und merken, das Gehirn soll quasi wissen, wie es scharf auszusehen hat, damit es sich nicht mit einer Unschärfe zufrieden gibt, sondern zusammen mit den Augen an einem scharfen Bild arbeitet
- Blick im Zimmer schweifen lassen – Licht aufdrehen, im Zimmer herumgehen und Gegenstände fixieren (max. 30 Sek.), dann wieder Blick im Zimmer schweifen lassen, nächstes Objekt fixieren, usw.
- Zentrales Sehen üben: Kopf so drehen, wie man am besten sieht, z. B. Habe ich vorm Monitor den Kopf leicht gesenkt, da ich merkte, dass ich so besser sehe. Mit der Zeit versuchte ich dann Kopf immer mehr zu heben, dabei aber das gute Sehen beizubehalten, bis ich den Kopf halten konnte wie ich wollte und trotzdem scharf sah. Dabei kann man den Kopf mit den Händen abstützen, damit man ihn nicht unbewusst zu tief senkt, dann mit der Zeit immer höher abstützen, bis Kopf gerade gehalten wird, und man trotzdem scharf sieht.
- Während des Augentrainings sollte man nicht blinzeln oder die Stirn runzeln, sondern ganz ruhig die Augen die Arbeit machen lassen. Lesen, egal ob am Monitor oder ein Buch, immer im leicht unscharfen Bereich, das Auge soll gefordert, aber nicht überfordert werden.
- Nachts nicht zu lange fernsehen oder lesen, besser Musik hören und den Augen so Entspannung gönnen.
Ich bleibe jedenfalls dran und versuche auch im kommenden Jahr meine Sehkraft zu verbessern.