sven hat geschrieben:ich denke du unterliegst dem selben Fehlschluss dem auch alle anderen unterliegen die Bates gelesen haben. Es ist nicht wichtig was mit den Augen ist, sondern mit dem Geist.
...
Sven, nimm's nicht persönlich [edit: das ist natürlich eine dumme Floskel, was ich meinte: "nimm mir's nicht übel", klar ist die Sache auch persönlich], aber ich will jetzt mal zur Sache reden:
Ich finde jedesmal "faszinierend", wie Du es schaffst, ein ganzes Gebäude an Theorie über die
Kurzsichtigkeit aufzubauen, das fundamental ohne den Parameter
Entfernung auskommt. (und damit zusammenhängend Dioptrien, Muskeltonus ...)
Was ich meine: Es gibt wenig Menschen, die unwilliger wären als ich, die Details ihrer Schnürsenkel mental in sich aufzunehmen, während sie sich die Schuhe zubinden. Ich habe wenig Drang, das zu ändern. Ich weiß, das ist Teil einer fahrigen Lebenseinstellung', die mich in anderem Zusammenhang auch belastet. Aber mit Sicherheit nicht beim Augentraining. Ich weiß nämlich, dass, wenn ich es wollte, ich die Fasern in meinen Schürsenkeln jederzeit deutlich fokussieren könnte. Deutlicher, als etwa mit den Zweigspitzen am Weihnachtsbaum, die auch nicht kleiner sind, die ich aber aus einer Entfernung sehe, wo ich in schlechten Momenten links verwaschenes Bild habe.
Was in aller Welt hat das mit meiner Gedächtnisleistung zu tun?!?!
Ich habe keinen Zweifel, dass Du jeden Wettbewerb ums Detailerinnern nach Alltagssituationen gegen mich gewinnen würdest. Aber zu einem echten Sehtest aus Schnürsenkelentfernung (oder gar mehr) gegen Dich anzutreten, da würde ich mich schon was schämen.
Du schreibst, "nicht sehen wollen" hieße besser "nicht wahrnehmen wollen".
Ja, aber das ist eben der Punkt, dass das etwas ganz Verschiedenes ist. Was "scharf Sehen" ist, ist physikalisch hinreichend eindeutig definiert, auch wenn es biologisch natürlich höchstens approximiert wird; es gibt überhaupt keinen Grund, hier mit einer eigenen Definitionen daherzukommen, die subjektive Faktoren wie Detailerwartung hineinbringen. Was ich aus dem Bild mache, ist die andere Frage, aber deshalb kannst du doch nicht sagen, das Bild wäre nicht da oder wäre nicht scharf, wenn ich seine Details ignoriere.
Natürlich baut sich das Bild flächig, detailliert und erinnerungsprägend nur in mir auf, wenn ich die Aufmerksamkeit beim Sehen habe. Aber wir sprechen hier von einem Abbildungsfehler, der ab einer bestimmten Entfernung auftritt und darunter überhaupt nicht da ist. Wir sprechen nicht von so etwas wie einem Degenerationsleiden, das z.B. die Beweglichkeit der Augen (und damit die Fähigkeit, schnell und umfassend sehen) herabsetzt, weil sie zu wenig benutzt worden wären. Wenn wir davon sprechen würden, fände ich Deine Theorie interessant; so wie die Dinge stehen, finde ich sie befremdend.
Warum in aller Welt soll den der berühmte Buchmensch, der über die Naharbeit kurzsichtig geworden ist, sein Interesse an (oder seine Verarbeitungskapazität für die) Details verloren haben?! Das Gegenteil ist doch wohl oft der Fall. Er fängt zwar irgendwann an, in der Ferne gar keine Details mehr zu vermuten, aber doch deswegen weil er sie schlechterdings nicht mehr erkennt. Nur um dann verwundert nach der ersten Brille zu entdecken, wie die Welt wirklich aussieht!
Zitat aus Mickys Link:
Der größte Risikofaktor für Kurzsichtigkeit ist dabei Naharbeit, also jede Tätigkeit, die das Auge zu stundenlanger Nahsicht zwingt. Damit lassen sich die Zahlen aus Asien interpretieren: Hier lesen die Kinder bereits ab drei Jahren – „und natürlich nicht unser lateinisches Alphabet, sondern Hunderte von schwierigsten Schriftzeichen.“
Sven, dass Du durch welche Technik auch immer vorübergehend "gute Momente" herstellen kannst, finde ich schön und vielversprechend. Das geht ja auch den meistens so, hier. Meines Erachtens sind das tatsächlich Momente besserer Refraktion. Und meines weiteren Erachtens zeigt die auch von Dir bestätigte Erfahrung, dass solche Momente fast immer genau bis zum nächsten Blinzeln anhalten, dass da Dein Auge es ist (dritte Person), und nicht etwa Du, was/wer da besser funktioniert. Aber eine stetige Verbesserung des Normalzustandes, des Nullniveaus,
der durch die Schärfe beim anstrengungslosen Sehen definiert ist, bis zur Normalsichtigkeit herbeizuführen, darum geht es uns hier eigentlich.
Wenn Du aber meinst, Du bist auf diesem Weg, frage ich mich langsam ernsthaft, warum Du das nie einmal beim Optiker nachmessen lässt. Bzw. sogar bei mehreren, weil ein Test ja tatsächlich nicht immer objektiv ist.
Solange Du das nicht tust, ist meine Botschaft an Dich, dass der Weg, den Du wählst zwar nicht der Weg der Mehrheit ist, die ihre Sehfehler bekanntlich eher nicht in den Griff bekommen, aber auch nicht der Weg in die Gesundheit, sondern wahrscheinlich in den Nervenzusammenbruch.
Du hattest mit Deinem "Universalschlüssel" viele Erfolge. Wunderbar. Gratuliere. Verpass aber bitte den Moment zum Innehalten nicht, wenn Du an eine Schranke stößt, die überhaupt nichts mit einer Tür zu tun hat. Sondern mit dem Horizont einer Lebenseinstellung.
(Oder
beweise mir, dass Du weiterkommst.)