Lange Schwünge - aber wie?

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Lange Schwünge - aber wie?

Beitragvon Darem » 23.06.2012 17:58

Kann mir jemand erklären wie man diese vollkommen korrekt ausführt? Wenn möglich so detailreich und bildhaft wie möglich - denn nach dem Augenübungsbuch von Lisette Scholl bin ich stets total verunsichert ob ich diese richtig mache? Vielleicht gibt es ja auch irgendwo ein Video? Ich konnte leider bisher noch keins finden.
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Lange Schwünge - aber wie?

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Beitragvon Thorin » 17.07.2012 08:17

Die exakten Anweisungen weichen von Trainer zu Trainer ab. Hier ist eine mögliche Fassung:

Stell Dich ruhig und gerade hin, egal wo. Dann dreh Dich zu einer Seite. Dabei bleiben Kopf und Schultern möglichst unbewegt. Du drehst Dich aus der Hüfte und mit den Füßen. Der Fuß, der nicht belastet wird, hebt leicht vom Boden ab. (So ähnlich wie ein Golfspieler nach dem Schlagen des Balls, nur nicht ganz so schwungvoll und heftig.) Nun dreh Dich über die Ausgangsstellung hinweg zu anderen Seite. Beide Seiten im Wechsel. Das war schon die rein körperliche Seite.

Wichtiger ist, was in Deinem Kopf passiert: Versuche nicht, Dir bewusst zu machen, wie Du Dich im Raum bewegst, sondern eher, wie der Raum sich im Verhältnis zu Dir "bewegt". Mit anderen Worten: Habe den Eindruck, dass die Seheindrücke an Dir vorbeifließen, während Du sozusagen das unbewegte Zentrum bildest. Diesen Eindruck kann man nicht erzwingen, aber man kann ihm helfen, indem man nicht versucht, auf den Schwüngen irgendetwas anzusehen. Vielmehr gleitest Du mit Deinem Blick über das, was Du siehst, hinweg, als interessierte es Dich nicht. Die Umgebung kann und darf dabei ruhig unscharf erscheinen. Wichtig ist der Bewegungseindruck.

Hoffe, ich habe Dich nicht noch zusätzlich verwirrt.

So long,
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Beitragvon Susa » 17.07.2012 10:23

Hallo Darem,

ich kann zum von Thorin Gesagten noch ein paar Tipps beisteuern:

In einem meiner Augenübungsbücher steht, dass man sich vorstellen soll, die Nase wäre ein weicher dicker Pinsel oder so ne Puderquaste, mit dem/der man von rechts nach links und zurück im großen Bogen ganz leicht über alles wegpinselt oder -pudert.

Und das noch: Schließe die Augen beim Schwingen und lege mal währenddessen leicht die Fingerkuppen auf die geschlossenen Lider. Wenn du den Oberkörper hin und herschwingst, wirst du feststellen, dass sich die Augen auch hinter den geschlossenen Lidern bewegen. Sie "tanzen" leicht ruckelig hin und her. Das sind die Sakkaden, die sie auch machen, wenn sie offen sind und etwas sehen wollen.

Du solltest natürlich auch immer mal wieder die Augen offen lassen. Einfach ausprobieren, was gut tut. Wenn du das Sakkadieren der Augen mit den Fingern erspürt hast, achte danach mal darauf, ohne die Finger aufzulegen. Du wirst bald merken, dass du die Bewegung auch dann wahrnimmst. Auch bei offenen Augen irgendwann. Versuche dann, diese Augenhüpfer immer feiner und leichter werden zu lassen.

Wichtig ist, wie Thorin schrieb, dass der Blick nichts festhalten will. Und das gelingt natürlich leichter, wenn die Augen geschlossen sind. Mir wurde beispielsweise am Anfang beim Schwingen immer schwindelig, wenn ich die Augen offen hatte. Mit der Zeit wurde es besser. Bei mir waren auch diese Sakkaden am Anfang des Schwingens ziemlich grobe Hüpfer. Mit der Zeit wird es feiner, und das soll es auch.

Viel Erfolg!
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Beitragvon Thorin » 17.07.2012 14:11

Noch eine Ergänzung zu Susa:

Es macht Sinn, zwischen Augen auf und Augen zu zu wechseln. Sprich, mach erst die Schwünge bei offenen Augen, merke Dir, wie das aussieht, und dann schließe die Augen und schwinge weiter. Stell Dir dabei das vor, was Du zuvor gesehen hast. Ungemein entspannend ist das...

So long,
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Beitragvon Darem » 17.07.2012 18:57

Danke Thorin und Susa für die Erklärung und Erweiterungsmöglichkeiten!! Mir ging es hauptsächlich um den Bewegungsablauf, den ihr sehr schön erklärt habt, doch steht hier:
Dabei bleiben Kopf und Schultern möglichst unbewegt.
, was mir etwas uneindeutig ist. Bewege ich den Kopf und den gesamten Oberkörper nicht mit, bei den Schwüngen. So, dass ich theoretisch 270° infolge eines Schwungs sehen würde? Bei Lisette Scholl wurde betont, dass die Bewegung vom gesamten Körper wichtig ist - aber trotzdem bleiben Fragen offen.
Das mit den Füßen versteh ich so: Sie bleiben schon an der Stelle und gehen mal ein wenig hoch, dann wieder runter und neigen sich nur ganz leicht in die entsprechende Richtung.
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Beitragvon Susa » 18.07.2012 08:04

Hallo Darem,

>Dabei bleiben Kopf und Schultern möglichst unbewegt.<

Du stellst dich gerade hin und schaust geradeaus vor dich hin. Beine leicht gespreizt für guten Stand. Dann fängst du an, den Oberkörper nach rechts und nach links zu drehen, so weit, als wolltest du rechts oder links gucken, was hinter dir los ist. Den Kopf hältst du dabei gradeaus auf deinem Oberkörper. Du drehst den Oberkörper, und der Kopf dreht sich automatisch mit.
Die Fersen heben sich halt automatisch ein bisschen ab, je weiter du ausdrehst. Der linke, wenn du nach rechts drehst, der rechte, wenn du nach links drehst. Das klingt alles viel komplizierter, als es ist, ehrlich. :-)
Mach dir nicht so viele Gedanken. Es ist einfach dieses Hin- und Herschwingen, was man als Kind auch gerne gemacht hat, bis einem schwindelig war. Wichtig ist, dass diese Sakkadenbewegung in Schwung kommt.

Viel Spaß beim Schwingen!
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Beitragvon Thorin » 18.07.2012 08:08

Unbewegt im Verhältnis zum Rest des Körpers ist gemeint. Du drehst also nicht den Kopf in erster Linie, sondern Du drehst Dich aus den Hüften. Ganz lässt sich ein Drehbewegung des Kopfes kaum vermeiden. Entscheidend ist aber, dass der ganze Körper bei den langen (und auch bei den kurzen) Schwüngen beteiligt ist. Das regelt zum einen von selbst die Höchstgeschwindigkeit (nur Kopf wird schnell zu schnell), zum anderen wirkt es beruhigender/entspannender, als wenn nur der Kopf beteiligt ist. Und genau darum geht es ja: Entspannung in den Sehprozess zu bringen.

So long,
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Beitragvon Darem » 18.07.2012 17:28

Ich danke euch beiden, jetzt habe ich es endlich verstanden!! Danke, dass ihr die Geduld aufgebracht habt!

Entscheidend ist aber, dass der ganze Körper bei den langen (und auch bei den kurzen) Schwüngen beteiligt ist.

Wie ist denn der ganze Körper bei den kurzen Schwüngen beteiligt? Ich bewege dabei doch nur Nacken/Hals und Kopf, anders geht es m.E. gar nicht.
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Beitragvon Thorin » 19.07.2012 08:00

Hihi, nein, die kurzen Schwünge sind kein Kopfwackeln. Vielmehr wippst Du bei den kurzen Schwüngen einfach von einem Bein oder das andere, drehst Dich dabei aber nicht. (Das geht auch im Sitzen. Dann wippt halt nur der Oberkörper.)

Kurze Schwüngen "funktionieren" besonders gut, wenn Du Dir etwas suchst, über das hinweg Du etwas weiter Entferntes anschaust. Zum Beispiel ein Kerzenständer im Vordergrund und ein Fenster des Nachbarhauses dahinter. Wenn Du dann kurze Schwünge machst, bewegt sich der Gegenstand im Vordergrund deutlich mehr als der im Hintergrund. Mach Dir diese (relative) Bewegung zunächst einfach bewusst und stell sie Dir später bei geschlossenen Augen vor.

Diese Methode hilft besonders am Anfang, wenn man die Pseudobewegung des Raumes (relativ zur eigenen Bewegung) einfach noch nicht "mitkriegt". Statt sich unnötig anzustrengen und sie zu erzwingen, kann man "im Vorbeischwingen" sehen, dass sich der Raum (der Kerzenständer...) tatsächlich bewegt.

So long,
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Beitragvon Darem » 19.07.2012 13:37

Ich habe gestern die langen Schwünge mit geschlossenen Augen durchgeführt und die gruselige Vorstellung, Finger auf den Augapfel zu legen, realisiert. Es war echt heftig, wie stark dieses Pulsieren oder Vibrieren war - beim normalen Sehen bemerkt man das ja nie.

@Thorin
Die Pseudobewegung des Raumes bemerke ich immer sofort und habe dabei keinerlei Schwierigkeiten. Doch hör ich jetzt zum ersten Mal, dass ich mehr als den Kopf bei den kurzen Schwüngen bewegen soll. Wobei die Vielfältigkeit dieser Übung mir gerade bewusst wird, weshalb ich deine Variante am besten versuche, auch öfter zu üben.
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