Hallo Tschädeli,
>Ich sehe bei Vorhängen die Grenzlinien von den Löchern. Generell zeichnen sich Grenzlinien von Objekten und Personen ab und ich kann endlich erkennen ob es 2 oder mehrere Personen sind, die sich da bewegen. <
Glückwunsch - das ist doch mal was!
Vor allem bei deinen Ausgangsdioptrien! Einen Astigmatismus hast du wohl nicht? Der sorgt bei mir (ich bin schon eher bei einer Dioptrie, Ausgangspunkt waren unter vier bzw. knapp drei) bis auf den heutigen Tag für Irritationen à la "Wie viele Leute laufen da denn? Zwei, drei oder nur einer?" Sehr nervig! Aber es wird besser, langsam, aber sicher. Ich glaube, wenn der Asti nicht wäre, würde ich längst mehr oder minder vollscharf sehen, vielleicht mit kleinen Einbrüchen hie und da.
>Aber ich glaube ich habe herausgefunden, womit das zu tun haben könnte. Es wird der psychologische Hintergrund sein. Ich bin mir gewöhnt tagsüber besonders in Räumen, schlecht zu sehen, somit ist die "Abstufung" von einem für mich "schwierig sichtbaren Objekt" zu einem "sehr schwierig sichtbarem Objekt in einem dunklen Raum" viel weniger stark als für meinen Mann. Der sieht wie ein Adler. hat somit die "Abstufung" von "sehr gut sichtbarem Objekt" zu "sehr schwierig sichtbarem Objekt in dunklem Raum". Somit wird für ihn der Unterschied markanter sein. <
Interessant. Ich habe bisher immer nur Leute getroffen, die scharfsichtig waren und mich - eine notorisch schlechte und mit zunehmender Brillenstärke immer schlechtere Nachtseherin - lapidar fragten, wo denn das Problem sei: Nachts sehe man doch grade so gut wie tags, der einzige Unterschied sei, dass es halt nachts dunkel sei. Argggh ... Inzwischen weiß ich immer besser, was sie meinen, je besser ich sehe. In anderen Worten: Meine Nachtsicht hat sich mit meiner Sehselbsttherapie wieder enorm verbessert!
Was du zu deinem eigenen Nachtsehen und dem deines Mannes schreibst, zeigt jedenfalls mal wieder, wie stark das Mentale beim Sehen eine Rolle spielt. Deshalb würde ich dir empfehlen, dass du versuchst, dem Umstand des "Ich sehe bei Sonne besser, als wenn es trüb ist" einfach nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Sage dir, dass das bis zu einem gewissen Grad logisch ist - eben weil die Kontraste schwächer sind, wenn das Licht matt ist. Daraus muss aber nicht geschlossen werden, dass man bei trübem Licht automatisch schlechter sehen
muss. Ich selbst habe viele entscheidende Aha-Erlebnisse gerade bei trübe-diesiger Beleuchtung gehabt. Ich vermute mal, dass es mir aufgrund des eher starken Astigmatismus sogar geholfen hat, wenn die Kontraste eher abgemildert waren, weil dann die ganzen astibedingten Fehlabbildungen, die ja besonders bei starken Kontrasten sehr augenfällig werden, ihr "Störfeuer" weniger stark absetzen konnten.
Fakt ist: Das Auge ist rein physiologisch bei jeder Beleuchtung zum Scharfsehen tauglich. Dieses sage dir immer und immer wieder und bleibe ansonsten geduldig und beharrlich mit deiner Praxis bei der Stange. Dann wird dein Sehen nach und nach in den für dich etwas "problematischeren" Seh- und Lichtkonstellationen irgendwann nachziehen.
Ein weiterer Tipp: Versuche, den Weg zur guten Sicht möglichst ergebnisoffen zu beschreiten, was Qualität des Sehens und die bisher absolvierte und eventuell noch zu absolvierende Strecke angeht. Hintergrund dieses Tipps: Im Subtext deiner Äußerung "ich laufe nun schon 30 Wochen ohne Brille herum" lese ich mit: "Langsam könnte es echt mal besser werden, oder?" Vielleicht stimmt das auch gar nicht, wenn es aber so ist, dann ist das meiner Erfahrung nach kontraproduktiv. Bringe deinen Geist lieber vorab schon auf das Gleis einer "Normalsichtigenmentalität". Ein Normalsichtiger fragt sich auch nicht, wie lange er schon ohne Brille herumläuft, er tut es einfach.
Und du tust es eben jetzt auch (von Situationen abgesehen, wo du die Brille vielleicht brauchst, aber diese Geisteshaltung kann man unabhängig davon trotzdem trainieren. Ich benutze meine Brille zu ganz ausgewählten Dingen wie Autofahren und Musizieren bis auf den heutigen Tag. Das ist nicht tragisch, sofern der "Standardzustand" ohne Brille ist und bleibt).
Anders ausgedrückt: Lebe also bezüglich deiner Sehpraxis soweit möglich stets immer im Hier und Jetzt.
Viel Erfolg weiterhin wünscht dir
Susa