Kurzsichtigkeit und Fernsicht

Wer nur mal schnell eine kleine Information sucht, ohne dass daraus eine lange Diskussion entstehen soll, ist hier richtig.
Oder auch Themen, für die man keinen passenden Titel weiß.

Kurzsichtigkeit und Fernsicht

Beitragvon Aniram » 09.05.2012 10:22

Hallo
Im Anschluss an Moobes Frage - in der es um Anstrengung am Nahpunkt ging - kam mir die Überlegung, ob sich ein Kurzsichtiger beim Lesen (ohne Brille) eigentlich überhaupt an seinem Nahpunkt oder doch stattdessen vielmehr am Fernpunkt anstrengt, wenn man die Tabelle betrachtet:

Fernpunkt....Dioptrie
100cm.....-1
75cm.......-1,5
50cm.......-2,0
40cm.......-2,5
33cm.......-3,0
28cm.......-3,5
25cm.......-4,0
22,5cm....-4,5
20cm.......-5,0
18cm.......-5,5
15cm.......-6,0
14cm.......-7,0
12,5cm....-8,0
11cm.......-9,0
10cm......-10,0

( http://www.schlauefragen.de/frage/was-b ... ese-zahlen )

Also ab etwa -3 Dioptrien liest man dann doch am Fernpunkt bei enem durchschnittlichen Leseabstand von 30 cm.

Und wenn man im leicht verschwommenen Bereich liest, wäre das dann doch eigentlich Anstrengung am Fernpunkt und würde sich somit verstärkend auf die Kurzsichtigkeit auswirken statt sie zu verbessern.

Weiterhin wird empfohlen, beim Lesen zwischendurch immer wieder 'in die Ferne' zu schauen, um die Augen zu entlasten - angeraten sind möglichst mindestens 6 m, da erst ab 6 m von 'Fernsicht' im eigentlichen Sinne gesprochen wird.
Gilt das dann auch für den Kurzsichtigen? Liegt dann dessen Fernsicht einige Meter hinter seinem 'persönlichen' Fernpunkt oder doch diesseits davon und er liest eigentlich sowieso die ganze Zeit mit 'Fernsicht'? (Wo sollte er dann am besten zur 'Entlastung' hinschauen?)

Die Frage ist jetzt nicht ganz so kurz, aber das hängt ja alles zusammen.
Gruss
Marina
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Kurzsichtigkeit und Fernsicht

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Beitragvon Thorin » 09.05.2012 10:58

Nach Bates strengt man beim zentralen Sehen die Augen nie an. Insofern ist das mit dem in-die-Ferne-sehen ohnehin nur dann angebracht, wenn das Thema des Lesestoffs Dich eigentlich nicht interessiert. Erst dann wird das Lesen ja anstrengend und man benötigt Erholung.

Aber Du hast sicherlich insofern recht, dass Anstrengung am Fernpunkt für die Kurzsichtigen nicht gut ist. Anstrengung am Nahpunkt heißt denn auch nicht, im leicht unscharfen Bereich JENSEITS des Fernpunkts zu lesen, sondern im leicht unscharfen Bereich DIESSEITS des Nahpunkts - und das mit Anstrengung! Sonst ist kein Effekt da.

Der umgekehrte Weg im leicht unscharfen Bereich jenseits des Fernpunkts zu lesen, funktioniert dann, wenn das Lesen ohne Anstrengung geschieht. Damit dient es eher der Entspannung, ist also das Gegenteil von Anstrengung.

Gruß,
Thorin
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Beitragvon Aniram » 09.05.2012 11:10

Danke, ja du hast recht; ich habe Moobe ja auch geschrieben, dass Anstrengung beim Sehen überhaupt (egal ob nah oder fern) schlecht ist.

Aber im Nachhinein ging mir die Frage noch weiter im Kopf herum und ich bin auf diese Widersprüche gestossen...
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Beitragvon moobe » 11.05.2012 17:03

Aniram hat geschrieben:Danke, ja du hast recht; ich habe Moobe ja auch geschrieben, dass Anstrengung beim Sehen überhaupt (egal ob nah oder fern) schlecht ist.

Aber im Nachhinein ging mir die Frage noch weiter im Kopf herum und ich bin auf diese Widersprüche gestossen...


Hmm, ich verstehe auch, was du meinst. Aber anscheinend dreht sich ja nur alles um das Interesse und um Entspannung. Aber warum schaue ich entspannt und finde das Thema toll, wenn ich in der Nähe lese? Oder ist es GENAU DAS, was Bates mit der Anspannung in der Nähe meint? Man muss sich bewusst werden, dass auch das Sehen in der Ferne anstrengend ist. Aber schon wieder Widerspruch, da Lesen nie anstrengend sein soll.. Dieser Bates mit seinen Theorien, es ist echt verwirrend, aber doch soll alles einen Sinn machen -.-
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Beitragvon Mrs.Robinson » 12.05.2012 15:55

moobe hat geschrieben:
Hmm, ich verstehe auch, was du meinst. Aber anscheinend dreht sich ja nur alles um das Interesse und um Entspannung. Aber warum schaue ich entspannt und finde das Thema toll, wenn ich in der Nähe lese? Oder ist es GENAU DAS, was Bates mit der Anspannung in der Nähe meint? Man muss sich bewusst werden, dass auch das Sehen in der Ferne anstrengend ist. Aber schon wieder Widerspruch, da Lesen nie anstrengend sein soll.. Dieser Bates mit seinen Theorien, es ist echt verwirrend, aber doch soll alles einen Sinn machen -.-


Schlecht ist, wenn man unter Druck etwas tun muss. Wer immer unter Druck auf Nahes sieht, erhöht die Wahrscheinlichkeit kurzsichtig zu werden. Das ist negative Anstrengung. Es gibt auch positive Anstrengung; für die Augen bedeutet das Felxibilität, Muskeln dehnen und trainieren. Sehen kann in jeder Entfernung schlecht oder gut sein, es kommt darauf an wie man sieht.
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Beitragvon moobe » 13.05.2012 19:27

Was bedeutet das nun für mein Sehen in der Nähe? Sorry, hab den Post nicht verstanden^^
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Beitragvon Mrs.Robinson » 14.05.2012 14:20

moobe hat geschrieben:Was bedeutet das nun für mein Sehen in der Nähe? Sorry, hab den Post nicht verstanden^^


Wenn du in der Nähe siehst und kurzsichtig bist (bist du ja, oder?), dann ist es schlecht, wenn du dich quälst oder Stress ausgesetzt bist, z.B. bei einer schwierigen Matheaufgabe. Das merkt man am Selbstversuch; also ich zumindest :D
Wenn ich unter Stress viel in der Nähe sehe und dann in die Ferne blicke, sehe ich erst mal richtig grottig. Es kann dann kange dauern, bis sich meine Sicht wieder normalisiert hat.
Bin ich hingegen entspannt, z.B. wenn ich ein Buch lese und achte darauf, immer wieder in die Ferne zu sehen und nicht zu starren, dann sehe ich nicht sonderlich schlechter als zuvor, wenn ich mein Buch ablege.

Es ist die Kombination aus nahem Sehen und psychischem Druck, die fatal ist!
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Beitragvon moobe » 14.05.2012 16:17

Aber während ich Matheaufgaben ganz ganz konzentriert löse, dann sehe ich in der Nähe besser als sonst, und darüber schreibt Bates ja auch. Dies kann ich bestätigen, aber weiß jetzt nicht, was das für mich zu bedeuten hat. Laut Bates sollte man in der Nähe so angestrengt wie möglich gucken, denn wer ganz kleine Schrift (evtl eine, die man gar nicht mehr lesen kann) versucht, zu lesen, wird weitsichtig und seine Augen werden wieder funktionieren. Ich hab den User Flo schonmal drauf angesprochen und der meinte glaub ich, dass das Auge in dem Moment etwas richtig macht, wenn es kleine Schrift liest. Man MUSS also richtig gucken, um diese Schrift lesen zu können, von daher ist das Geheimnis aus der Hinsicht gelöst, aber nun die weiterführende Frage: Wenn ich etwas unter Stress in der Nähe lese, warum werden die Augen schlechter?

Wie gesagt, normalerweise: Anstrengung in der Ferne => Kurzsichtig
Anstrengung in der Nähe: Weitsichtig

Beim Lesen während des "Uninteressiert-Seins" trifft doch genau das Gegenteil ein. Warum sind nicht alle Menschen weitsichtig?
moobe
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Beitragvon Aniram » 14.05.2012 16:57

moobe hat geschrieben: Laut Bates sollte man in der Nähe so angestrengt wie möglich gucken, denn wer ganz kleine Schrift (evtl eine, die man gar nicht mehr lesen kann) versucht, zu lesen, wird weitsichtig und seine Augen werden wieder funktionieren.
...
Wie gesagt, normalerweise: Anstrengung in der Ferne => Kurzsichtig
Anstrengung in der Nähe: Weitsichtig



Moobe, es geht beim Lesen feiner Druckschrift nicht darum, das Auge anzustrengen, sondern im Gegenteil:

Feine Druckschrift ist für jedes Auge,
das ohne Anstrengung lesen kann, ein Kräftigungsmittel.
...
Können Patienten fotografische Druckverkleinerung lesen, so stellt das Lesen für sie
eine besondere Wohltat dar.
Solchen aber, die den Druck nicht lesen können, tut es schon wohl, wenn sie ihn
zwanglos, aber interessiert daraufhin einfach anblicken, um gegebenenfalls eine
Einzelheit lokal erkennen zu können.
(S. 135)

Wenn man durch 'das Auge weitsichtiger machen mit Hilfe von Anstrengung in der Nähe' Kurzsichtigkeit heilen könnte, warum gibt es dann Menschen, die zugleich (leicht) kurzsichtig und weitsichtig sind, also zum Lesen eine andere Brille brauchen?
Ich kenne zumindest 1 Person, bei der das so ist; ab -3 Dioptrien ist der Fernpunkt innerhalb des Leseabstands (wie ich anderswo schon schrieb).
Aber die leichte Kurzsichtigkkeit müsste dann - nach Deiner Theorie - doch durch die Weitsichtigkeit aufgehoben werden.
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Beitragvon Nicole » 14.05.2012 19:45

moobe hat geschrieben:Laut Bates sollte man in der Nähe so angestrengt wie möglich gucken, denn wer ganz kleine Schrift (evtl eine, die man gar nicht mehr lesen kann) versucht, zu lesen, wird weitsichtig und seine Augen werden wieder funktionieren.


Bates schreibt:
When the myopic eye strains to see a near object the myopia is lessened and emmetropia may be produced

von hier

Da ist es egal, ob unter Stress oder einfach nur so mit Anstrengung, würde ich sagen. :wink:
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Beitragvon Aniram » 14.05.2012 20:01

Da steht aber auch:

In an eye with previously normal vision a strain to see near objects always results in the temporary production of hypermetropia in one or all meridians.


temporary - also nur vorübergehende Zustandsänderung durch eine zeitlich begrenzte Anstrengung.

Für eine wirklich dauerhafte Heillung muss der 'strain' verschwinden:


It has been demonstrated in thousands of cases that all abnormal action of the external muscles of the eyeball is accompanied by a strain or effort to see, and that with the relief of this strain the action of the muscles becomes normal and all errors of refraction disappear.
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Beitragvon moobe » 14.05.2012 20:46

Hmm, also hatte ich doch recht! Deswegen rät er den Weitsichtigen auch, die Sehtafel angestrengt in der Ferne zu schaun.


Dass man entspannt nach dem Anspannen, kann trotzdem Sinn machen. Habe bereits vor einiger Zeit von diesem Experiment geschrieben:

Spannt euren Arm halbwegs doll an (nicht bis zum Maxmimum). Nun stellt euch vor, dass ihr ihn nicht richtig entspannen könnt, also Probleme dabei habt.

Wenn ihr nun den Arm ganz doll anspannt, also für einen kurzen Moment noch viel stärker, entspannt sich der Arm kurz darauf.

So KÖNNTE es auch beim Auge sein, probiert es selbst...



LG Moobe
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Beitragvon Aniram » 17.05.2012 09:08

moobe hat geschrieben: Deswegen rät er den Weitsichtigen auch, die Sehtafel angestrengt in der Ferne zu schaun.




Bist Du sicher, dass er dazu rät?

Du orientierst Dich doch immer daran, was der Normalsichtige beim Sehen richtig macht (im Gegensatz zum Fehlsichtigen).
Dazu Bates (S. 74/5):

Das normale Auge macht niemals Sehversuche. Findet es einmal
Hindernisse, sei es durch sehr schlechtes Licht oder zu große Entfernung,
so schweift es zu einem anderen Punkt. Es wird niemals mit
Gewalt etwas herauszubringen suchen, etwa durch Hinstarren auf den
Gegenstand. Dies tut nur das kranke Auge.
Wenn es aber einmal geschieht, daß ein normales Auge Versuche
macht, absolut sehen zu wollen, so ist seine normale Sehkraft sofort
gestört.


In ähnlicher Weise kann es gelingen, das Auge durch allerlei Zwang
zum Sehen, ja zum besseren Sehen zu bringen, freilich niemals zu
normalem Sehvermögen. Wird aber dieser Zwang fortgesetzt, so verschlechtert
sich das Auge mit Sicherheit nach und nach bis zum Ruin.


Es ist ebenso natürlich für das Auge, zu sehen, wie für den Geist,
Wissen zu erwerben, und jedes angestrengte Bemühen in beiden Betätigungen
ist nicht nur nutzlos, sondern macht das Erreichen der angestrebten
Ziele unmöglich.


Oder liegt Btes da - Deiner Meinung nach - doch falsch?
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Beitragvon moobe » 17.05.2012 10:45

Ich argumentiere nur mit Bates und bin sicher, dass er dazu rät.

Der Grund ist die naturgege-
bene Tatsache: wer ohne Unbequemlichkeit, ja eher lustvoll und inter-
essiert feine Schrift bei mäßiger Beleuchtung und ziemlich kleinem Au-
genabstand liest, kann dies nur tun, wenn sich seine Augen im Zustand
völliger Entspannung und demzufolge bester Leistungsfähigkeit befin-
den, während große Buchstaben bei heller Beleuchtung und größerem
Augenabstand jederzeit gelesen werden können – auch mit verspann-
tem Auge. Nachdem es einem Patienten möglich geworden ist, feine
Druckschrift unter erschwerenden äußeren Umständen befriedigend zu
lesen, wird er auch größere, allgemein gebrauchte Druckschrift unter
normalen Umständen besser als vorher lesen können. Für das stark
kurzsichtige Auge kann es sogar ein Kurmittel sein, wenn es sich einmal
anstrengt, sehr feine Druckschrift dicht vor den Augen zu lesen, weil
Nahesehen mit Anstrengung die Kurzsichtigkeit immer vermindert.


Manchem Kurzsichtigen ist es zuträglich, sich zu bemühen, einen
Druck zu lesen, der so klein ist, daß er nicht mehr gelesen werden kann.



Zu der Geschichte mit dem Kurzsichtigen und dass diesem das "Übel" der Altersweitsichtigkeit erspart bleibt, schreibt er, zum Glücke der Lehrmeinung, folgendes:

Ein Glück ist es noch für die Verteidiger des alten Dogmenglaubens,
daß Kurzsichtigkeit den Eintritt der Weitsichtigkeit hinausschiebt und
daß eine Abnahme des Pupillendurchmessers, die oft im späteren Alter
eintritt, etwas erleichternd auf die Fähigkeit des Nahesehens wirkt. Da-
her können die zahlreichen Berichte über Fünfzig- oder Fünfundfünf-
zigjährige, die noch ohne Brille lesen können, leicht dadurch beantwor-
tet und erklärt werden, daß diese Personen wahrscheinlich kurzsichtig seien, oder daß sie eine sehr kleine Pupille hätten. Kämen solche Fälle
unter sachverständige Beobachtung, würden sie sich vielleicht als nicht
so einfach erweisen. Man könnte feststellen, daß eine solche Person
keineswegs kurzsichtig, sondern vielmehr hypermetropisch oder em-
metropisch ist und ihre Pupille normale Größe hat. Man kann solchen
Fällen gegenüber offiziell nichts weiter machen, als sie zu ignorieren.
Abnorme Formveränderungen der Linse haben auch schon, und nicht
selten, als Ursache für das Ausbleiben des Übels im festgelegten Alter
oder für das Zurückerlangen der verlorenen Sehkraft am Nahpunkt her-
halten müssen. Die Schwellung der Linse bei beginnendem Star bietet
z.B. einen sehr bequemen und plausiblen Grund für solche sophisti-
schen Erklärungen. In Fällen frühzeitiger Alterssichtigkeit sind be-
schleunigte (vorzeitige) Sklerose der Linse (Fuchs) und Schwäche des
Ziliarmuskels als Grund angenommen worden. Und hätte man solche
Fälle beobachtet, wie z. B. den der Schneiderin, die ihre Nadel einfä-
deln, aber ihre Zeitung nicht mehr lesen konnte, so kann man sicher
sein, es wäre eine Antwort gefunden worden, die mit der Lehrmeinung
übereinstimmt.


Es hat sich ebenso gezeigt, daß jeder Art von Brechungsfehler eine
spezifische, von anderen zu unterscheidende Art von Sehanstrengung
zugrunde liegt. Der Größenvergleich der Spiegelbilder, welche man an
der Augenhülle erhält (vgl. Fig. 11), bestätigt, daß Myopie (oder eine
Abnahme an Hypermetropie) immer mit einer Sehanstrengung beim
Blicken in die Ferne verbunden ist, während Hypermetropie (oder eine
Abnahme etwa vorhandener Myopie) stets mit einer Sehanstrengung
beim Sehen in der Nähe einhergeht.
Von dieser Tatsache kann sich jeder überzeugen, der mit einem Reti-
noskop umzugehen versteht, vorausgesetzt, er lenkt bei der Messung
die Versuchsperson nicht damit ab (wie in Fig. 5a [Seite 31] gesche-
hen). Ein Anwendungsbeispiel der rückwirkungsfreien skiaskopischen
Überprüfung bildet der Nachweis, daß Anstrengung beim Nahesehen
Hypermetropie hervorruft (Fig. 5 b).
Insofern können zu therapeutischen Zwecken genutzte absichtlich
herbeigeführte widrige Umstände (vgl. Kap. 17) zur Wohltat für die Au-
gen werden.
In einem Auge, das bis dahin normal sieht, verursacht eine Anstren-
gung beim Nahesehen immer eine vorübergehende Hypermetropie in
einem oder allen Meridianen. Es ist so, daß das Auge entweder vollstän-
dig hypermetropisch wird oder sich eine Form von Astigmatismus bil-
det, wovon die Hypermetropie einen Teil ausmacht.
Im hypermetropischen Auge zeigt sich die Hypermetropie in einem
oder in allen Meridianen vertieft. Wenn sich das myopische Auge an-
strengt, ein nahes Objekt zu sehen, so wird die Myopie vermindert und
schließlich Emmetropie herbeigeführt; das Auge stellt sich für parallele
Strahlen ein, indem es sich noch im Nahesehen versucht. In manchen
Fällen mag sogar die Emmetropie in Hypermetropie in einem oder allen
Meridianen übergehen. Alle diese Verwandlungen sind von Beweisen
größerer Anstrengung in Form von exzentrischer Fixierung und herab-
gemindertem Sehvermögen begleitet; merkwürdigerweise sind bei die-
sem Versuch Schmerz und Ermüdung meistens weitgehend herab-
gesetzt.
Strengt sich im Gegensatz zum eben besprochenen Fall das bis da-
hin normale Auge nun beim Blick in die Ferne an, so wird immer eine
vorübergehende Myopie in einem oder allen Meridianen erzeugt, und
wenn das Auge bereits myopisch ist, so nimmt dieser Zustand noch zu.
Strengt sich das hypermetropische Auge an, einen entfernten Gegen-

stand zu sehen, so können Schmerz und Ermüdung hervorgerufen oder
vermehrt werden; die Hypermetropie und die exzentrische Fixierung
werden aber herabgemindert und das Sehvermögen nimmt zu. Dieses
interessante Resultat ist, wie man bemerkt, das gerade Gegenteil von
dem, was eintritt, wenn der Kurzsichtige sich beim Nahesehen an-
strengt. In einigen Fällen ist die Hypermetropie vollständig aufgehoben,
und Emmetropie wird erzeugt bei völligem Verschwinden aller Anzei-
chen von Anstrengung. Dieser Zustand kann dann in Myopie überge-
hen, die Anstrengung nimmt mit dem Grad der Kurzsichtigkeit zu.
Mit anderen Worten: das Auge, welches sich beim Nahesehen an-
strengt, wird gedrungener, seine Achse kürzer, sein Hornhautscheitel
flacher, als er zuvor war, und zwar in einem oder allen Meridianen.
War es ausgangs zu schlank, seine Achse zu lang, sein Hornhaut-
scheitel zu stark gekrümmt, so geht es aus diesem Zustand zunächst
über zur Kugelgestalt und wird emmetrop; war das myopische Auge
anfänglich auch noch astigmatisch, so wird es durch zusätzliche Übun-
gen im angestrengten Nahesehen an parallel zum defizitären Meridian
linear ausgedehnten Sehobjekten auch davon frei. Würde man die Seh-
anstrengung fortsetzen, würde es hypermetropisch, also gedrungen,
mit zu kurzer Achse und zu flachem Scheitelbereich. Wenn dieser
Übergang unsymmetrisch erfolgt, wird das Auge zusätzlich auch noch
astigmatisch.
Beim angestrengten Blick in die Ferne wird die Achse länger; ein
übersichtiges Auge mit zu kurzer Achse wird dann alsbald emmetro-
pisch und schließlich myopisch, wenn der Augapfel wieder zu lang ge-
worden ist, die Krümmung im Scheitelbereich und damit die Brechkraft
zu groß. Erfolgt der Übergang in den einzelnen Meridianen unterschied-
lich, erhalten wir zusammengesetzten myopischen Astigmatismus.
Myopie, durch unbewußte Anstrengung beim Fernesehen über Jahre
hinweg entstanden, kann durch bewußte Sehanstrengung beim Absu-
chen eines entfernten Gegenstandes nach kleinsten Einzelheiten ver-
schlimmert werden. Durch bewußte Sehanstrengung beim (Zu-)Nahe-
sehen kann dagegen normales Sehen (= Emmetropie) ohne Gläser
erreicht und ohne Rückfall erhalten werden, wovon ich mich immer
wieder überzeugen konnte.
Was vom normalen Auge gesagt wurde, findet gleicherweise Anwen-
dung auf Augen, aus denen die Linse entfernt worden ist. Diese Opera-
tion schafft gewöhnlich einen Zustand von Hypermetropie. In Fällen, wo
vorher starke Myopie vorhanden war, mag aber die Entfernung der
Linse nicht genügen, um die Kurzsichtigkeit zu beheben. Im ersten Fall
vermindert eine Anstrengung beim Fernesehen die Hypermetropie,
während eine Anstrengung beim Nahesehen sie verschlimmert. Im
zweiten Fall verschlimmert eine Anstrengung beim Fernesehen die
Myopie, eine Anstrengung beim Nahesehen dagegen vermindert sie.
Während längerer oder kürzerer Zeit nach Entfernung der Linse pflegt
ein aphakisches Auge sich häufig beim Nahesehen anzustrengen und
ruft dadurch einen so hohen Grad von Hypermetropie hervor, daß es
ihm unmöglich wird, gewöhnliche Druckschrift zu lesen, und die Ak-
kommodationsfähigkeit scheint völlig verloren. Später, nachdem sich
der Patient an den neuen Zustand gewöhnt hat, läßt diese Anstrengung
oft nach, hört schließlich ganz auf, und das Auge wird fähig, sich richtig-
fehlerlos für den Nahpunkt einzustellen.
Es sind sogar einige Fälle be-
obachtet worden, wo nach Linsenentfernung ein gewisses Maß guter
Sehfähigkeit sich wiederfand, so daß der Patient weder für die Nah-
noch für die Fernsicht eine Brille brauchte. Die Verlängerung des Aug-
apfels genügt dann, um für die verlorene Linse eine Kompensation zu
schaffen, aber natürlich nur bis zu einem gewissen Grade.


Daher bringt auch das tibet. Rad etwas gegen den Asti: Es verursacht Anstrengung in der Nähe, was de Asti bezwingt.


An einer anderen Stelle im Buch rät er sogar den Weitsichtigen, die Sehtafel so weit weg von ihnen hinzustellen, dass es ihnen unmöglich ist, diese zu sehen. Wenn sie lange genug versuchen, die Buchstaben auf dieser zu erkennen, werden sie kurzsichtig werden und somit emmetrop. Ich find die Stelle aber leider nicht mehr...


In seinem Schreiben hat er aber somit auch bewiesen, warum es Menschen gibt, die kurz- und weitsichtig sind: Sie sind meist weitsichtig, können aber die Ferne auch nicht so toll sehen, wie sie in Wirklichkeit meinen. So verhält es sich aber auch mit den Kurzsichtigen (das schreibt er übrigens auch): Ein Kurzsichtiger muss lernen zu verstehen, dass er die Nähe nicht so gut sehen kann wie er denkt. Erst dadurch kann er normalsichtig werden (Spannung in der Nähe).


Genau das habe ich mit meinen Experimenten mit der Brille auch bewiesen: Mit der Brille habe ich die Buchstaben auf der Sehtafel komplett schwarz gesehen, obwohl der eine von denen einen riesigen weißen Punkt draufhatte. gehe ich näher ran und nehme die Brille ab, sehe ich den Buchstaben eher grau und kann auch den Punkt ganz deutlich erkennen.

Strenge ich mich beim Sehen in der Brille weiter an und VERSUCHE, etwas zu sehen, dann werden meine Augen schlechter, sie starren, können dann aber den weißen Punkt erkennen und sehen den Buchstaben nicht mehr schwarz, sondern leicht gräulich und "unvollkommen".




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