"Kurzsichtig" von John Selby
Originalausgabe Februar 1992
Inhalt
Teil Eins: Die Wahrnehmungswelt der Kurzsichtigen
1 Korrekturgläser als Filter zur übrigen Welt
2 Den klaren Sehbereich bewusst wahrnehmen
3 Die Verschwommenheit erkunden
4 Untersuchungen zum Persönlichkeitsbild von Kurzsichtigen
5 Emotionale Reaktionen auf den Verlust des klaren Sehens
6 Die positiven Seiten der Kurzsichtigkeit
Teil Zwei: Neuere Forschungsergebnisse
7 Die Diskussion über die Ursachen der Kurzsichtigkeit
8 Die Bedeutung der äußeren Augenmuskeln in der Batesschen Theorie
9 Wachstumshormone und der wachstumshemmende Faktor
10 Theorien über die Akkomodation und das Linsenwachstum
11 Erhöhter Flüssigkeitsdruck in der vorderen Augenkammer
12 Der emotionale Faktor
Teil Drei: Ein Fallbeispiel
13 Das Mädchen, das überhaupt nichts mehr sehen wollte
Teil Vier: Methoden zur Wiederherstellung der Sehkraft
14 Warum reduzierte Brillengläser?
15 Hornhautoperationen
16 Die Senkung des Glaskörperinnendrucks - der biostrukturelle Ansatz
17 Die Heilung der Gefühle
18 Rückkehr in die eigene Vergangenheit
19 Ganzkörperübungen und die Erde-Himmel-Akkomodationsübung
20 Die Heilmeditation
Teil Fünf: Erlebnisberichte über eine Sehverbesserung
21 Meine eigene Geschichte und Erlebnisberichte von Klienten
Teil Sechs: Wie Sie ihrem kurzsichtigen Kind helfen können
Teil Sieben: Ausblick
Teil Acht: Weitere Bewegungsübungen und Meditationen
Teil Neun: Das Bewegungs- und Meditationsprogramm im Überblick ( mit Abbildungen)
S.12
Um unserer Erörterung der Kurzsichtigkeit die notwendige Ausgewogenheit zu geben, möchte ich mich aber auch zu den Grenzen bekennen, die in bezug auf eine Sehverbesserung offensichtlich bestehen, sowohl in Hinsicht auf genetische Faktoren als auch bezüglich bestimmter Limitierungen der Persönlichkeitsentwicklung; wobei letztere viele Ansätze einer Sehverbesserung blockieren können.
Obwohl viele Menschen es schaffen, ihre Sehfähigkeit bis zu einem bestimmten Grad zu verbessern, und manche sogar einen permanenten Zustand normaler Sehfähigkeit erreichen, gibt es doch andererseits viele, die bei dem Versuch, ihre Sehfähigkeit zu verbessern, keinen oder nur ganz geringen Erfolg haben.
S. 75
Meine persönliche Erfahrung mit Bates-Übungen war eine Verbesserung um eine halbe Dioptrie, nachdem ich ein halbes Jahr lang intensiv Augenübungen gemacht hatte, und ich habe öfter von ähnlichen Erfolgsquoten mit traditionellen Bates-Übungen gehört.
Aber bei Fällen wie meinen, bei denen Die Dioptrienzahl von minus drei auf null zurückging, scheint mir die Bates-sche Theorie die erreichten Veränderungen nicht ausreichend erklären zu können.
S. 140
Es gibt einen weiteren Aspekt, an den Sie denken sollten, wenn sie zum Arzt gehen, um Ihre Augen überprüfen zu lassen. Der Stress dieser Prüfungssituation wird Ihre Kurzsichtigkeit vielleicht um eine viertel bis eine halbe Dioptrie erhöhen. Die Sehfähigkeit ändert sich also ständig. Für viele Mediziner ist das Sehen immer noch eine Konstante, gänzlich unbeeinflusst von Faktoren wie Angst oder Stress.
Diese Meinung wird übrigens weiter vertreten - obwohl experimentelle Untersuchungen längst nachweisen konnten, dass Angst die Sehfähigkeit reduziert und beispielsweise ein starkes Wutgefühl sie verbessern kann.
S. 152
Es stimmt, meine Kurzsichtigkeit betrug zunächst -3 Dioptrien, und ich erreichte wieder die volle Sehfähigkeit. Es stimmt auch, dass dies recht schnell geschah, innerhalb von nur drei Wochen. Aber wie ist das nun wirklich passiert?
Jahrelang habe ich mich mit dieser Frage erfolglos herumgeschlagen. War es ein göttliches Wunder, wie manche behaupteten, oder einfach eine jener statistischen Abweichungen von der Norm, mit denen sich die Wissenschaft nicht in die Theorie passende Vorfälle erklärt?
Oder hat mein Organismus irgendwie leichte Veränderungen auf zellularer Ebene vorgenommen und etwas von der gallertartigen Masse des Glaskörpers absorbiert, wodurch der Innendruck in meinen Augen abnahm, die Krümmung der Cornea flacher wurde und ich wieder klar sehen konnte?
Das letztere vermute ich.
S. 156
An diesem Punkt sollten wir auch noch einmal auf den Zeitfaktor zu sprechen kommen. Eine Wiederherstellung oder teilweise Verbesserung der Sehfähigkeit geschieht in Ihrem eigenen individuellen Zeitmaß. Sie können diese Entwicklung nicht erzwingen, Sie können sie nur fördern.
Vielleicht sind Sie in diesem Moment schon bereit, völlig klar zu sehen. Vielleicht sind sie in der nächsten Woche bereit, einen kleinen Schritt in die Richtung zu machen, Ihren klaren Sehbereich ein wenig zu erweitern. Vielleicht ist die Art, wie Sie jetzt sehen, so sehr "Sie selbst", dass Sie diese Art, die Welt aufzunehmen, Ihr Leben lang behalten werden. Niemand, nicht einmal Sie selbst, weiß, was die Zukunft in dieser Beziehung bringen wird.
Wir sind stets, in jedem Moment, fähig, unsere Erfahrung des Lebens auf eine bestimmte Art und Weise zu erweitern.
Der "Trick" besteht darin, sich selbst die Möglichkeit zum Wachsen, zur Veränderung zu geben, ohne zu versuchen, die Veränderung diktatorisch in eine bestimmte Richtung zu lenken.
S. 165
Natürlicherweise versuchen wir, Schmerz zu vermeiden und Lustgefühle zu suchen. In bezug auf unsere Emotionen ist es jedoch wichtig, dass wir über dieses Vermeidungsverhalten hinauswachsen. Wir sollten alle zwölf verschiedenen Gefühlszustände durchleben, um in jeder Situation die volle Bandbreite unserer gefühlsmäßigen Reaktionsmöglichkeiten zur Verfügung zu haben.
Zum Beispiel gibt es für uns alle Situationen, die natürlicherweise Traurigkeit, Wut, Schmerz oder Angst erwecken. Diese Gefühle zu blockieren bedeutet, den Kontakt mit der Aussenwelt zu verlieren.
Interessanterweise scheinen Kinder genau das zu tun, wenn sie Kurzsichtigkeit entwickeln. Sie vermeiden Schmerz und Angst, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Was dort draussen in der Welt geschieht, ist "zuviel" für sie, und die dabei erlebten, bedrohlichen Gefühle sind zu überwältigend oder zu lang anhaltend.
Wenn solche Vermeidungsmuster jedoch chronisch werden, dann verwandeln sich unsere Schutzmechanismen in unsere Feinde, die uns in einer begrenzten Welt gefangenhalten, noch lange nachdem die Traumata, welche ursprünglich der Grund für die Blockierungen waren, bereits vergangen sind.
S. 198
Wenn ein Energieungleichgewicht im Körper durch fast automatische ablaufende Gedankenmuster und emotionale Gewohnheiten erzeugt wird, dann besteht der einzige Weg, aus diesem unheilvollen Kreis auszubrechen, darin, sich dessen, was da in uns vorgeht, bewusst zu werden, um so mit der Kraft des Bewusstseins diesen Kreislauf aufzuheben.
S. 240
Aus dem Bericht einer Klientin
Ihre Sehfähigkeit verbesserte sich schnell bis zu einem bestimmten Punkt; dann aber kam sie, wie die meisten Menschen, an eine Mauer, die sie scheinbar nicht mehr durchbrechen konnte.
"Es scheint, al ob ein Teil von mir sich überhaupt nicht anstrengen will, um besser sehen zu lernen."
S. 281
An diesen Punkt kommen fast alle Kurzsichtigen irgendwann einmal, wenn sie versuchen, ihre Sehkraft zu verbessern. Ich spreche nicht oft darüber und nur mit wenigen Klienten. Kurzsichtige fühlen, dass ihre Augen zu kraftvoll sind; dass sie in Schwierigkeiten kommen würden, wenn sie diese Kraft nicht kontrollieren. Die Entwicklung von Kurzsichtigkeit ist natürlich ein hervorragender Weg, um die Kraft in den Augen zu reduzieren. Das ist der Kern des Problems.
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Diese Auszüge fand ich beim Lesen wichtig, so dass ich sie abgetippt habe.
Man muss bei der Beschreibung der operativen Techniken am Auge bedenken, dass es VOR Lasek und Lasik geschrieben wurde.
Die deutsche Ausgabe ist von 1992, ich weiß aber nicht, wann er die Originalausgabe auf englisch geschrieben hat. War wohl ein paar Jahre füher.
Was mir an diesem Buch gefällt:
Hier beschreibt er erstmals seine eigene Geschichte, über die er sich in seinen anderen Büchern immer ausgeschwiegen hat.
"Leider" war es so, dass er seine volle Sehfähigkeit in nur einer einzigen Nacht wiedererlangt hat. So wie auch ein Mann, dessen Geschichte er nach seiner erzählt. Beide Male waren es dramatische Ereignisse, die die klare Sicht hervorbrachten.
Selby schreibt von diversen Forschungsergebnissen (die ja nun auch zum Teil wieder veraltet sind) und sagt bei den Beschreibungen von Kurzsichtigen aber auch, dass es nicht für alle zutrifft. Da ist er ganz und gar nicht dogmatisch.
Ausserdem meint er, mit seinen Anleitungen in dem Buch kann man es auch selbst schaffen - ohne Therapeuten oder einen Sehlehrer.