Hallo Martin.
1) Ja es stimmt ich habe gesagt, dass ich am besten Sehe, wenn ich nichts anderes tue als sehen.
Es ist auch klar, dass man sich diesen Luxus nicht leisten kann, sonst wird man ein Idiot mit 600% Sehkraft.
Ich habe den Bates sehr sehr oft gelesen und habe viel darueber nachgedacht.
Er spricht davon das "mental Strain" = geistige Anstrengung das Problem sei. Dieses konnte ich nachvollziehen siehe 1).
Er spricht aber auch davon, dass man sich selbst blockiert durch die Anstrengung zu sehen ("strain to see"). Das habe ich lange nicht verstanden. Er sagte es gebe Optimums und Pessimums und das unbekanntes ein Problem ist.
Ich glaube jetzt verstehe ich es.
Ich baue mal ein Bild auf ( ich weiss der Vergleich hinkt aber mir faellt im Moment nichts besseres ein ):
1. Wenn man das Gehirn als Computer sieht, dann sieht man am besten wenn 100% Rechenleistung an die Augen gehen.
2. Wenn Rechenleistung benoetigt wird, wird sie von den Augen abgezogen und man sieht schlechter. Man bemerkt das meistens nicht, da man ja nicht auf das Sehen achtet sondern auf das was die Rechenleistung abzieht.
3. Wenn man etwas unbekanntes ansieht muss man versuchen dessen genaue Form mit einer Form aus der Erinnerung zu vergleichen um eine genaue Vorstellung von dem Objekt zu bekommen. Es laeuft im Gehirn also ein Suchalgorithmus im Speicher an, der zieht Rechenleistung von den Augen ab und man kann schlechter sehen.
4. Wenn ich eine Taetigkeit mache, bei der ich meine, meine Augen sind nicht ausreichend, da sie so schlecht sind, zB Zwiebeln schneiden (ja ich bin sehr kurzsichtig), dann fange ich an das Gehirn anzustrengen um die Situation trotzdem zu meistern, zB mit dem Tastsinn oder mit naeher rangehen oder Geruch usw.
In jedem Fall ziehe ich Gehirnleistung von den Augen auf andere Faehigkeiten, da ich davon ueberzeugt bin, dass die Augen es in dieser Entfernung nicht bringen. Ich denke, dass es das ist was Bates mit "strain to see" meint. Man muss die Situation loesen und irgendwie sehen und vertraut nicht darauf, dass die Augen es koennen und versucht alles moegliche um die Situation zu loesen. Dabei wird man vom Sehen abgelenkt. In diesem Fall ziehen meine Augenmuskeln auch gar nicht, da die Augen quasi nicht benutzt werden.
Ich kann eigentlich immer sagen wenn ich vom Sehen abgelenkt bin, wenn ich merke, das meine Augenmuskeln nicht ziehen.
Ich stelle auch noch eine Frage:
Bates hat festgestellt, dass die Augen von Fehlsichtigen sich wesentlich weniger bewegen als die von Normalsichtigen.
Wenn unsere fehlsichtigen Augen also wieder normalsichtig werden sollen, muessen sie das Bewegungsmuster des Normalsichtigen ja auch wieder aufnehmen. Das muessen sie ja ueber die Augenmuskeln machen. Wie sollen sich die Augen sonst bewegen?
Wenn die Augenmuskeln also dieses neue schnelle Bewegungsmuster versuchen auszufuehren, muss man sie doch spuehren, da sie das Muster ja gar nicht gewohnt sind! Sie muessen in einer voellig neuen Leistungsklasse arbeiten.
Bates hatte ein junges Maedchen als Patientin, die hat sich in einem Monat von einer sehr starken Fehlsichtigkeit befreit und sie hat geuebt wie eine Verrueckte. Ich weiss nicht genau wo es steht, aber es war aus seinen Zeitschriften.
Mein Gefuehl bei der Sache ist, man hat 2 Probleme zu loesen:
Problem 1: Man muss rumprobieren bis man genau weiss wie und wann man das Ziehen in den Augenmuskeln bekommt und warum man es manchmal nicht bekommt. Man muss also rausfinden, wie geht das Sehen im Prinzip. Das kann man auch gut lernen, wenn man es in einem Bereich macht indem man noch ganz gut Sehen kann, da man da besser die Unterschiede feststellen kann.
Hier ist es meiner Meinung nach das Freimachen von anderen Taetigkeiten -> Entspannung und das Konzentrien auf einen moeglichst kleinen Auschnitt des Bildes (Punkt). Das ist meine Erfahrung und wird von Bates auch immer wieder beschrieben. Je kleiner der Punkt, auf den ich mich konzentriere ist, desto mehr ziehen die Augenmuskeln bei mir.
Problem 2: Wenn man weiss wie es im Prinzip geht muss man das Augenmuskelziehen einfach nur noch durchziehen und ohne Ende das Konzentrieren auf einen moeglichst kleinen Auschnitt (Punkt) ueben, ueben, ueben bis man gut sieht.
Hier ist meiner Meinung nach Ausdauer und Erschoepfung der Augen so viel wie es geht von Vorteil.
Die Geschichten bei Bates gliedern sich eigentlich immer in Problem 1 und Problem 2. Problem 1 konnte den meisten Patienten recht schnell beigebracht werden und fuer Problem 2 wurden sie dann zum ueben nach Hause geschickt.
Problem 1 ist ein Problem des Geistes und Problem 2 ein Problem der Muskeln. Eigentlich redet Bates fast nur von Problem 1, also praktisch nur von dem geistigen Problem. Deswegen verstehe ich eigentlich auch nicht wieso so viele meinen er Rede von Muskelentspannung. Wahrscheinlich haben die meisten das englische Original nicht gelesen sondern nur Uebersetzungen und Interpretationen Dritter.
Beispiel Text Bates:
http://www.central-fixation.com/better- ... -pessimums
OPTIMUMS AND PESSIMUMS.
"In nearly all cases of imperfect sight due to errors of refraction there is some object, or objects, which can be regarded with normal vision. Such objects I have called optimums. On the other hand, there are some objects which persons with normal eyes and ordinarily normal sight always see imperfectly, an error of refraction being produced when they are regarded, as demonstrated by the retinoscope. Such objects I have called pessimums. An object becomes an optimum, or a pessimum, according to the effect it produces upon the mind, and in some cases this effect is easily accounted for."
".. the effect it produces upon the mind, .."
Er spricht wieder von Problem 1, also wie das Objekt den Geist beschaeftigt und vom Sehen ablenkt.
Bates Interpretation 1:
Ausserdem gebe ich noch etwas zu bedenken. Wenn Bates von "normal Vision" spricht ("... which can be regarded with normal vision. ..."), dann vermute ich mal, dass er meint, das er mit dem Retinoskop feststellen konnte, dass der Strahlengang durch das Auge perfekt auf die richtige Stelle in der Netzhaut abgebildet wird.
Das heisst aber noch lange nicht, das derjenige in dem Moment alles normal sieht! Man muesste hier Bates ragen koennen um die genaue Bedeutung zu erfahren, denn wenn die Augen die schnellen Scanbewegungen nicht hinbekommen (Sakkaden), sieht man zwar einen winzig kleinen Fleck scharf, der Rest ist aber unscharf. Das ist mir schon oefter aufgefallen, dass es bei mir, wenn ich die Augen loslasse und es einfach abgebe, es erstmal unschaerfer wird, dann fangen die Augen an zu ziehen wie verrueckt und dann wird es wieder schaerfer.
Meine Interpretation:
Ich denke in dem Moment wo es mehr auf den scharfen Fleck fokussiert wird, wird der Rest der Netzhaut ja defokussiert, es wird also unschaerfer.
Die schnellen Augenbewegungen (Sakkaden) muessen das kompensieren und muessen im Gehirn zu einem Bild zusammengesetzt werden. Das scheint ein wenig Zeit zu kosten. Das starke Muskelziehen scheinen die Sakkadenbewegungen der Augen zu sein.
Das ist allerdings nur meine Sicht der Dinge und muss ich noch an mir selbst beweisen.
Schoenen Abend und frohes Fest
Sven