Martin/T. hat geschrieben:Was ich jetzt beobachtet habe, ist, dass über die 14 Wochen des Tragens von mit senkrechten Streifen abgeklebten Übungsbrillen,
die Rechts-Links-Komponente in diesem Stellungsfehler praktisch verschwunden ist.
Ich kann das sehr deutlich sehen, wenn ich durch das Lattenwerk eines Rolladens (horizontale Latten mit sehr schmalen Zwischenräumen) mit leicht schrägem Kopf auf den Laternenpfahl an der anderen Straßenseite sehe. Früher war er immer gebrochen in der einen Richtung (rechtes Auge sieht Bild weiter links, latentes Auswärtsschielen); jetzt ist er sehr oft ungebrochen und manchmal vermischt so oder so gebrochen. Aber am Oben-unten-Anteil des Stellungsfehler hatte sich bis hierher noch nichts verändert. (Ein Hydrantenschild am Latenenmast "hüpft" noch vertikal.)
(
Zitat vom 4.9.09)
Seitdem habe ich immer wieder die Entwicklung meiner Winkelfehlsichtigkeit u.a. an diesem "Rolladentest" geprüft, und dabei immer wieder geschrieben, dass dieser Test wohl der anspruchsvollste sei (vgl. mit Tests mit der Hand vor den Augen oder Zu-Öffnen eines Auges). Ich hatte das bisher immer darauf zurückgeführt, dass durch die Bewegung des Vordergrundes falsche Fusionsreize gegeben würden, die die alte Heterophorie wieder heraufbeschwören, aber das ist Unsinn.
Es klingt fast unglaubwürdig, aber ich hab erst jetzt gemerkt: es liegt ganz einfach an der Kopfneigung: mit geradem Kopf ist meine Höhen-Heterophorie meistens schon vollständig verschwunden. Mit nach rechts geneigtem Kopf wird sie begünstigt und tritt meistens noch auf, mit nach links geneigtem Kopf kommt es etwas häufiger als nicht zur Fehlstellung in der umgekehrten Richtung (linkes Bild tiefer als rechtes).
Die Lateralphorie (Exo) ist eigentlich verschwunden und tritt nur gelegentlich noch auf, meistens wenn meine Augen irgendwie "müde" sind. Manchmal tritt auch kurz Esophorie auf. Vielleicht hängt das auch mit der Kopfneigung zusammen, aber nicht so eindeutig wie bei der Höhe.
Zusammengefasst heißt das, es herrscht ganz allgemein noch recht viel Labilität, aber es pendelt schon ein aufs Ziel.
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Nachtrag Sa, 27.3.: Ich hatte jetzt wieder einen lausigen Abend - nachdem ich bisher in der Woche schon so zufrieden war, dass ich fast daran dachte, vllt. heute schon in einem Sehtest mir den nächsten Etappenerfolg bescheinigen zu lassen, - und ich vermute mal, es hängt auch damit zusammen, dass ich gestern wie verrückt versuchte, diese verbliebene Fehlstellung bei Kopfneigung zu 'zwingen'. Denn an manchen günstigen Momenten merke ich schon, dass dieser Mechanismus existiert, auch dieses Problem zu lösen, und eben manchmal schon geschmiert funktioniert.
Aber es scheint noch etwas strapaziös zu sein. Wenn ich mich beherrschen könnte, würde ich das einfach in Ruhe lassen und nur eine Handvoll Mal über'n Tag den Fortschritt messen.
Aber dann denke ich mir auch wieder: vielleicht auch nicht, vielleicht gibt es doch auch hier so etwas wie den Übungseffekt, und man muss durch diese Täler hindurch, immer wieder, bis es geschafft ist. Und das WANN bei diesem Geschafft, das merkt man schon. Ich schreib das hier mal so offen, damit keiner etwa denkt, bei mir wär das was anderes als reines Rumexperimentieren und 'auf das innere Gefühl hören'.
Ich weiß, in die Gefahr kamt Ihr sowieso nicht.
2. Nachtrag, Samstag: Also, die Prismenbrille ist ein unschätzbares Werkzeug. Ich bin sehr froh, sie beschafft zu haben. Ich trage sie zwar (einstweilen) nur momentweise oder mal für eins, zwei Minuten, aber auch das ist ja voll im Rahmen des Geplanten. Seitdem ich nicht mehr beidäugig durch (unprismatische) Lesebrillen schaue (
siehe hier, Nachtrag v. 6.3.), hat sich mein Sehen auch schon umgestellt, und ich "erwarte" (unterschwellig) den Eindruck, den ich mit der Prismenbrille habe, für den Fall, dass ich ein zweites Auge zuschalten würde, - weil ich ja die meiste Zeit noch einäugig durch +1 schaue.
Mit der Prismenbrille kann ich am Monitor direkt vergleichen, wie sich die Heterophorie am Fernpunkt ordnet, im Vergleich zu wie sie das in mittlerer Entfernung (ohne Brille) tut. Und da stelle ich fest, dass - wie erwartet - das am Fernpunkt etwas (noch) schwerer geht, weil hier ganz einfach in der kurzen Frist betrachtet (!) ein "Tradeoff" (wie man das so schön sagt, also ein Zielkonflikt) besteht zwischen scharfem Sehen links (wozu völliges Entspanen gebraucht wird) und Fortschritten beim Beidäugig-Sehen (was noch ein wenig einem Krafttraining für die Muskeln gleicht). Erst längerfristig (d.h. mit der Verbesserung der Grundkondition) fördert die Kurierung des einen Mechanismus auch die des anderen.
Bei 1 dpt. Akkommodation (also im langjährig gesicherten Bereich) ist die Entfernungseinstellung einfach (noch) robuster, so dass die äußeren Augenmuskeln mehr Spielraum haben zu operieren (die auch am Nahpunkt noch neue Orthophorie zu finden), ohne dass darauf Rücksicht genommen werden muss, dass die (De)Akkommodation gehalten wird.
Nachtrag Di, 30.3.: Und natürlich "kann ich's nicht lassen" und mache jetzt diese Tests bei schrägem Kopf (auch am Bildschirm) so oft, dass man's als Übung bezeichnen muss (kann). Aber ich denke, es hilft auch tatsächlich. Mehr weiß ich in einigen Tagen.
Nachtrag Do, 1.4.: Bei diesen Binokulargeschichten mit schrägem Kopf spielen, wie ich jetzt beobachtet habe, auch leichte zyklophorische Komponenten hinein. Zyklophorie ist die latente relative Augenstellung bezüglich der schrägen Augenmuskeln, die bei Schrägstellung des Kopfes das Auge drehen, um die Kopfneigung (nach meiner Beobachtung allerdings nur teilweise) wieder wettzumachen.
Ich hatte früher gedacht, das macht allein das Gehirn; dem ist aber nicht so: Schaut euch euer Auge genau an; dank der Struktur in der Iris kann man das live verfolgen.
Nachtrag Fr, 2.4.:
Seit gestern trage ich die Prismenbrille +1/3i für alle Anwendungen, wo ich zuvor die Lesebrille hatte, ausgenommen natürlich das (gelegentliche, vernebelte) beidäugige Sehen in der Ferne (mit der Lesebrille). Daneben gewöhne ich mich weiter, langsam aber sicher, zurück ans unbebrillte Sehen auf alle Entfernungen in allen Alltagssituationen. ...
(edit 23.5.: Naja, das bleibt noch bis 29.05.10 [Datum wird später eingestellt] Zukunftsmusik. Erst muss das Sehen am Fernpunkt fixierte Norm sein, bis ich freiwillig wieder mehr als gelegentliches Nahpunktsehen zulasse. siehe hier) (edit 30.5.: Datum IST eingestellt worden. Manche Sachen gehen halt erst dann schnell, wenn man nicht mehr damit rechnet. siehe hier Und "fixierte Norm" ist gut, darf man aber keineswegs mit 'festgefahrener Norm' verwechseln. Da hab ich wohl doch wieder etwas länger als gut aufs falsche Pferd gesetzt. Ein eingerostetes Sehen ist nicht einmal am Fernpunkt erstrebenswert.) ... Ich fühle mich mit der Prismenbrille aber wohl und bin mir ziemlich sicher, dass das nichts schadet. Warum auch? ein natürlicher Mechanismus (Naheinstellung unter Wahrung der Proportionen von Akkommodation und Konvergenz) wird einfach in seiner Anwendungshäufigkeit etwas verschoben; das subjektive Wahrnehmen gewöhnt sich schnell an beide Sehmuster nebeneinander.
Schließlich ist eine Brille keine bewusstseinsverändernde Droge. Sondern es findet eine Anpassung der großhirnmäßigen Bewertung sensomotorischer Eindrucksmuster statt. Den Eindruck, der Bildschirm sei 'eine Kinoleinwand in der Ferne' konnte ich schon nach wenigen Tagen gar nicht mehr richtig aufkommen lassen.
Damit ist nun der Stand (komplett) erreicht, den ich am 17.2. beschrieb:
An diesem eigentlichen verbliebenen Trainingsziel tut sich zwar noch nicht Revolutionäres, aber es geht immer weiter. Ich denke, es wird in Zukunft auch wieder schneller gehen, weil jetzt der Hemmschuh wegfällt, den diese Streifenbrillen an sich ja auch bedeutet haben, und zwar durch ihre Einschränkung der Beweglichkeit der Augen. Das war ja noch extremer als Brilletragen an sich, weil der Blick immer um die Streifen orientiert war.
Das fällt jetzt weg, und ich spüre schon ein wenig, wie meine Augen dadurch aufleben. Aber, wie gesagt, ich denke, es war trotzdem richtig, erst den Durchbruch bei der beidäugigen Koordination abzuwarten.
Das beidäugige Sehen ist passives Beweglichkeitstraining; meine häufigen Heterophorietests mit schrägem Kopf (solange ich sie noch brauche) aktives.
Der "Durchbruch" - im Sinne eines Endes von Bedarf an speziellem, aktivem Training - wird bald kommen.
Nachtrag Do, 8.4.: Diese Binokulartests mit schrägem Kopf (mit oder ohne Prismenbrille, aber meistens am Fernpunkt), die ich seit ein bis zwei Wochen mache, haben sich zu einer richtigen Power-Übungseinheit entwickelt, - wahrscheinlich der letzten, die ich brauche. Sehr zeitaufwendig, sehr nervend (weil man für plemplem angeguckt wird), auch kopfweherzeugend - aber eben auch ergiebig: die immer häufigeren Vorstöße sind ausgesprochen gut. Wie ich schon lange vermute, dürften Klarblick und Lockerheit für's linke Auge zusammen und ganz zum Schluss kommen.