Hallo Kamerad(inn)en,
einen "Erfolgsbericht" der besonderen Art möchte ich heute einstellen. Nicht dass ich irgendeine Absicht damit verbände, von mir auf andere zu schließen, oder auch nur für mich selbst zugeben müsste, dass irgendetwas anderes als meine eigene Unachtsamkeit hier zu beschuldigen sei, das Augentraining ohne Not in einen Kontext zu bringen, der Skeptiker in ihrer angemaßten moralischen Verurteilung zu bestätigen geeignet ist, - aber ich denke, es ist trotzdem nur fair, ich bringe einfach die Fakten eines Ereignisses, das sich bei mir als "Nebenwirkung" erfolgreichen Augentrainings (angewandt durch den fehlbaren Menschen, der ich bin) eingestellt hat.
Jede(r) möge die Konsequenzen daraus ziehen, die ihm/ihr angemessen scheinen.
Nein, es war nicht die berühmte Unterkorrektur, die schuld war; ich bin ja fast normalsichtig, und die Vernebelungsbrille hatte ich schon im letzten Frühjahr abgelegt. Sondern es war ganz einfach nur klassische Unachtsamkeit. Hans-guck-in-die-Luft sozusagen.
Am 17. September letzten Jahres, an einem der letzten schönen Tage, - und entsprechend leicht bekleidet -, steuerte ich die letzten Kilometer einer meiner oft gefahrenen Überlandtouren an, als ich mitten in den schönsten Betrachtungen der Landschaft, - mit einem Arm vom Lenker, um meine bis dahin praktizierten "Heterophorietests" an irgendwelchen Masten und Linien in der Landschaft durchzuführen, - mit einem Schlag auf den Boden der Tatsachen - und auch der Erde zurückgeholt wurde. Bei etwa Tempo 30 war ich auf einem (leicht) steinigen Feldweg in eines der bösen, tiefen Schlaglöcher gesaust, die ich im Grunde genommen schon seit Jahren an dieser Stelle kannte, die ich aber noch leicht vor mir wähnte, bis sie mir dann (in der Zehntel Sekunde Unverletztheit, die mir dann noch blieb) reuevoll ins Gedächtnis zurücksprang.
Der Lenker war sofort total verrissen, und gegen den linken Fuß eingeklemmt. Mit der rechten Hand sowieso schon in der Luft (erhoben für meine träumerischen und eigentlich völlig überflüssigen Experimente) fiel ich links über hatte keine Chance mehr, irgendwelche Abfederungen zu versuchen. Den Kopf und alles Wesentliche konnte ich zwar vorm Aufprall retten - Gott sei Dank - aber dem linken Unterarm nahe dem Elnbogen und dem linke Knie fiel die Rolle des Bremspuffers zu.
Alles in allem habe ich sehr großes Glück gehabt. Nur die Wunde am Knie musste genäht werden. Alles verheilte gut, sogar die Narben scheinen gering zu sein, auch wenn die Stellen bis heute großflächig blutunterlaufen sind. Es war mein bisher schwerster Radunfall in 125.000 gefahrenen Kilometern über die letzten 20 Jahre, und eigentlich ein völlig überflüssiger.
Im Grunde ist das Letzte aber beruhigend. Ich habe es eindeutig zu weit getrieben, und ein Gefühl für den Ernst auch der einfachsten, eingefahrensten Alltagsprozeduren beim "Streben nach höheren Dingen" verloren. Ich denke, ich hoffe, ich habe daraus Konsequenzen gezogen.
Zusätzlich ist es auch ein schöner Anschauungsunterricht, wie verwundbar man als Zivilisationsmensch doch eigentlich lebt. Es war auch von daher Glück, dass es wenige 100 Meter neben einer Landstraße bei Tagzeit passierte, so dass ich rasch Helfer fand. All das kann auch einmal anders sein. Ich war zwar - nach kurzer Benommenheitspause am Wegesrand - noch gut lauffähig, aber doch heilfroh, dass ich von dieser Fähigkeit nicht über längere Strecken Gebrauch machen musste. Irgendwie schon erschreckend, wie schnell man sich doch wie armselig bereits fühlt.