Hallo zusammen,
ich ziehe mit meinem Posting mal auf die Hauptliste um, da passt das besser:
Martin/T. schrieb:
>>dachte nur, dass gerade die Idee der Übung sei, diesen spontanen (kurzfristig wirkenden) Scharfstellmechanismus in Gang zu setzen, und die fünf Sekunden im Idealfall nur die Auskostung des scharfen Sehens wären, nicht das Fischen, ob es doch noch klappt.<<
Ich denke, es soll primär natürlich das erste geschehen oder "eingeübt" werden, dass das Auge nach dem Lidschlag scharfstellt. Da die Leitung zwischen Hirn und Ziliarmuskel (und was da eben sonst noch so "angeworfen" wird) bei uns Maulwürfen eben etwas lahm ist, muss sie halt wieder "freigeblasen" werden. Drum ist es sicher nicht verkehrt, wenn man dann noch fünf Sekunden fischt, wie du das nennst, damit der Organismus überhaupt mal gezeigt bekommt: ah ja, genau so soll das also aussehen, so soll es sich anfühlen, so muss sich der Muskel spannen/entspannen, damit das Bild scharf wird. Man braucht ja auch das Zutrauen, dass es überhaupt möglich ist.
Ich denke, es ist ein Wechselspiel zwischen Gehirn und den Mechanismen im Auge, die dafür rein physikalisch verantwortlich sind. Ich stelle es mir immer wie ein Kommunikations-Pingpong vor, ähnlich wie zwischen Server und Client, die sich ja auch immer wieder gegenseitig ihrer Existenz und Funktion versichern. Diese Verbindung ist es, glaube ich, die man wiederherstellen oder stabilisieren lernen muss.
Ich betrachte mein momentanes Üben im Zusammenhang dessen, was ich sowieso schon jahrelang tue, um mich körperlich fit zu halten, nämlich Cantienica. (Nähere Infos auf der offiziellen Website dazu) Es ist eine Art Bewegungs- und Haltungslehre, die in sich schlüssig das Zusammenspiel der Muskeln, Knochen, Sehnen usw. von Fuß bis Kopf erklärt und über Übungen nachvollziehbar und in den Alltag integrierbar macht.
Ich kenne die Entwicklerin der Methode persönlich und weiß, dass ihr Credo ist: Im Körper ist von der Natur alles anatomisch-logisch angelegt. Nichts (an Bewegung, an Haltung, an Zusammenspiel-Mechanismen usw.) darf auf Kosten von etwas anderem gehen. Jede Bewegung muss mit Leichtigkeit möglich sein, sonst wäre das physische Dasein auf Dauer zu anstrengend.
Ich merke selbst inzwischen an vielen Stellen meines Körpers, wie sehr sie recht hat. Sie hat sich irgendwann auch mal speziell dem Kopf und seinen ganzen Muskeln und Knochen gewidmet, wozu natürlich auch die Augenmuskulatur gehört. Deshalb habe ich in einem meiner Postings ja geschrieben, dass ich den Weg suche, wie es _leicht_ möglich ist, scharfzustellen, ganz ohne Anstrengung. Der Körper weiß, wie es geht, man muss ihm nur den Weg dorthin wieder zeigen. So in etwa denke ich, dass es funktioniert.
Natürlich ist das nicht _nur_ ein Loslassen. Es ist beides: entspannt angespannt. Der Muskel muss ja arbeiten und auch ein Sich-lang-Machen und entspannen ist eine Arbeit für ihn. Es ist einfach einer seiner beiden möglichen Extremzustände "komplett angespannt" und "komplett entspannt". Wie schwer es ist, bei bestimmten Körperübungen bestimmte große Muskeln zu entspannen, damit andere (die tiefliegenden "richtigen" Muskeln für diese Bewegung) frei arbeiten können, weiß ich, seit ich Cantienica mache. Aber es lohnt sich und ich bin sicher, dass dieses Lebensprinzip auch irgendwo in den Augen umgesetzt wird. Sie gehören zum Körper, warum sollte da eine Ausnahme sein?
Wie seht ihr das? Erfahrungen, Meinungen, Widerspruch?
Grüße
Susanne