Hallo zusammen,
oha, kaum liest man mal eine Woche hier nicht mit, geht die Post ab.
Höchst interessanter Thread, dessen Nachlese mich heute morgen zwar eine Weile gekostet hat, aber die hat sich gelohnt.
Flo:
>
Unter dem Strich:
Anstrengung (in obigem Sinne!) ist aus meiner Sicht zwar selten ganz vermeidbar, aber immer kontraproduktiv... (intrinsisch motiviertes)
Bemühen um eine (für einen selber (und vielleicht auch für andere)) objektiv und subjektiv (!) nicht-schlechte Sache (in diesem Falle die
Vervollkommnung der eigenen Sehschärfe (oder auch dazu noch die
anderer) ist ein "Fortschritts-Generator" wie kaum ein zweiter... <
Dem stimme ich zu.
Ich finde im Übrigen die Abklärung der Begrifflichkeiten (sich bemühen, sich anstrengen, behutsam, zögerlich sein usw.) schon wichtig. Mir ist das aus der Cantienica-Welt wohlbekannt, dort wird ständig um Begriffe gerungen, damit (im Körper, im Geist) auch wirklich das passiert, was passieren soll - und ich entdecke immer mehr Parallelen zwischen den Vermutungen und Erkenntnissen, die wir gemeinsam hier gewinnen und untereinander austauschen und dem, was ich von Cantienica kenne.
Das Oberprinzip beim Üben ist Leichtigkeit, Leichtigkeit, Leichtigkeit, Punkt. Und die erfahrenen Instruktoren nebst der Frau, die das Ganze überhaupt ersonnen hat, berichten immer wieder, wie schwer (sic!) wir Übenden uns mit der Leichtigkeit tun. Wenn man sie dann mal "entdeckt" hat, ist sie auch beliebig immer wieder abrufbar. Beim einen geht das - bumm - auf einen Schlag, er oder sie hat sofort die Erkenntnis, dass es nur so gehen kann. Die meisten anderen (zu denen auch ich gehöre) tasten sich da peu à peu ran - und ich schreibe jetzt extra nicht "mühsam", weil hier dasselbe gilt wie beim Augentraining: Zu viel Mühe (Effort) bringt nichts, häufig genug das Gegenteil dessen, was man möchte. Dementsprechend viele unnötige Schleifen mit Rückfällen dreht man dann, bis man letztlich zur Erkenntnis kommt: Weniger ist immer mehr, noch weniger ist noch mehr - Leichtigkeit ist alles.
Statt Flos "behutsam" könnte man vielleicht auch noch aufmerksam (sich selbst und der Umwelt gegenüber) sagen. Wobei ich das "behut" in behutsam schon auch wichtig finde.
Für dieses ständige Wechselspiel zwischen Sehen (Auge) und Sehen (Geist) werfe ich mal noch einen Begriff aus der Cantienica-Welt in die Runde: "durchlässig werden". Dort bezieht sich das darauf, dass die gesamte Muskulatur so perfekt entspannt wird, dass ein Bewegungsimpuls, der z. B. an der Ferse (durch ein sanftes In-den-Boden-Stupsen z. B.) gegeben wird, "am anderen Ende", also beispielsweise am Sitzbeinhöcker, also dem unteren Ende der Beckenschaufel als Bewegung ankommt, die durch die ganzen feinen Muskeln weitergeleitet wird. Je durchlässiger man ist, also je mehr Leichtigkeit, Entspanntheit man zulässt, desto mehr Eigenregie können die Muskeln bei der Übergabe des Bewegungsimpulses übernehmen, desto genauer ist die Bewegung, desto perfekter die Kraftübertragung. Die Bewegung wird ergonomisch, so, wie sie von der Natur gewollt wird.
Im Zusammenhang mit den Augen wäre Durchlässigkeit für mich zum einen dieses "durch die Augen" statt "mit den Augen" schauen sowie zum anderen die ständige Interaktion zwischen organischem Sehsystem und geistiger Repräsentation desselben. Diese muss man, so meine Einschätzung, mit der Zeit immer feiner und filigraner werden lassen. Ziel ist eine weitgehende Autonomie dieses "Doppelsystems" bei der Einschätzung, was in der aktuellen Sehsituation jeweils erforderlich ist und dann Ausführung der entsprechenden "Aktionen", damit es geschieht.
Fazit: Ich finde diesen Streit um des Kaisers Bart über behutsam, zögerlich usw. schon wichtig!
Viele Grüße
Susa