Sicher habt Ihr (oder zumindest einige von Euch) auch schon die Erfahrung gemacht, dass ein ganz kurz angesehener Gegenstand (zB ein Schriftzug in einer grösseren Entfernung) für einen ganz kurzen Moment ganz scharf und klar erscheint.
Dann wird es sofort unklar und muss erst 'mühsam' wieder 'scharf gestellt' werden (wenn es überhaupt gelingt, es wieder genau so scharf zu bekommen).
Bates schrieb darüber:
(S. 114)Es ist unmöglich für das Auge, seine Sehkraft für länger als einen Teil
einer Sekunde auf einen Punkt zu heften. Macht es den Versuch, so tritt
sofort eine Anstrengung ein, und die Sehschärfe wird herabgemindert.
Es ist nun aber auch so, dass bei einem Blickwechsel, insbesondere bei grösseren Blicksprüngen, das 'anvisierte Ziel' nicht sofort ganz richtig getroffen wird und 'auf den ersten Blick' für einen ganz kurzen Augeblick erst einmal unscharf erscheint - auch beim Normalsichtigen.
'Sakkadenmässig' wird das so erklärt, dass die erste Sakkade noch nicht voll ins Ziel trifft und dann von einer genaueren 'Korrektusakkade' gefolgt wird:
Wurde eine Sakkade ausgeführt, so unterschießt diese das
Ziel in der Regel, so daß unmittelbar nach einer Sakkade noch eine kleine Sakkade ausgeführt
wird, die dann das Ziel erfaßt. Diese kleinere Sakkade nennt man Korrektursakkade
( http://www.lascap.de/Downloads/Augenbewegungen.pdf S.6)
Vergleicht man dieses Sehverhalten mit dem oben beschriebenen 'kurzsichtigen 2. Blick', hiesse das 'sakkadenmässig ausgedrückt':
Der Normalsichtige 'schiesst' erst eine 'Peilsakkade' los und trifft dann mit der 'Korrektursakkade' genau(er) ins Ziel - und der Kurzsichtige 'schiesst' erst genau ins Ziel und dann mit der 2. (und jeder weiteren) Sakkade daneben?
Was meint Ihr dazu?
Gruss
Marina