Hallo Sina,
>Wenn ich jetzt also nicht mühelos lesen kann, kann ich mich fragen, ob ich jetzt überhaupt lesen will, und ob ich das jetzt eigentlich lesen will?<
Es ist sicherlich immer gut, mit sich in Kontakt zu sein und zu sehen, wie die momentane Befindlichkeit grade ist. Also möglichst alles dafür zu tun, sich so gut wie in der Situation grade möglich zu fühlen. Ich denke halt nur, dass das nicht in jeder konkreten Situation möglich ist. Man muss eben ab und an auch dann lesen, wenn man es "eigentlich nicht will", im Beruf oder zu sonstwelchen Situationen, mir fallen da einige ein. Genauso wie man x, y oder z tun muss, zuweilen, ohne sie tun zu wollen. Wie viele Menschen tun wie viele Dinge den lieben langen Tag, die sie eigentlich nicht tun wollen, und haben dabei keine Seh- oder Hörprobleme ...
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass mich die Suche nach den etwaigen psychischen Hintergründen meines Gerade-so-Seins (Augen grad schlecht, Ohren mies, da und dort zwickts und zwackts und was weiß ich) nicht dauerhaft im Heilungsprozess weitergebracht hat. Ich bin wohlgemerkt eine Verfechterin der Idee, das Menschen eine Leib-Seele-Geist-Einheit sind, aber für mich wird da kein Schuh draus, jedes nicht optimale Funktionieren der eigenen Augen oder anderer Organe nach einer dahinterstehenden psychischen Unstimmigkeit zu befragen.
Ich bin da vielmehr inzwischen ganz "mechanisch": Gutes Sehen kann und muss man "sich selber machen", so wie man sich schlechtes Sehen auch selber macht - durch die entsprechend richtigen bzw. falschen Verhaltensweisen.
Evtl. hast du durch deinen Sehweg da jetzt einfach mehr Gespür dafür und weißt inzwischen besser, wie du ein Zuviel von etwas vermeiden kannst? Vielleicht lässt du deshalb heute das Buch schneller mal sinken, weil du die Erschöpfungssignale deiner Augen nicht mehr so ignorieren kannst.
Ich merke selber, dass ich immer ein Stückchen automatischer und selbstverständlicher "wohltuende" und "gute" Sehgewohnheiten bewusst einstreue, wenn ich merke, dass die Augen ermüden. Nach den Hintergründen frage ich eigentlich gar nicht mehr, eigentlich sind sie ja auch egal. Zur Zeit z. B. fühlen sich meine Augen "müde" an, weil ich Heuschnupfen habe, der sich in dem langen kalten nassen Frühling gut bedeckt gehalten hat und jetzt voll ausbricht. Aber auch dann helfen gute Sehgewohnheiten enorm!
Fazit: Ich fahnde nicht mehr nach psychischen Urgründen, sondern registriere einfach nur noch "müde" oder "sehe grade schlecht" und unternehme dann etwas dagegen in dem Rahmen, in dem ich es grade kann. Und wundersamerweise bringt mir dieser "mechanische" Weg dann schon Erkenntnisse zu dahinterliegenden tieferen Prozessen in meinem Dasein. Aber mehr und mehr habe ich den Eindruck, dass ich zu denen durch ein gezieltes Danach-Suchen im Indiz des Schlechtsehens nie vorgedrungen wäre.
Viele Grüße
Susa