Hallo zusammen,
bei meiner Reise in die wieder klare Sicht bin ich nun bei der Königsdisziplin, wie Flo sagt, angelangt. Seit einiger Zeit übe ich Palmieren mit: die Augen im Schwarzen schweifen lassen. Dabei merke ich, dass sich die Muskulatur um Schädelbasis und Schultern unwillkürlich entspannt.
Frage: warum entspannt sich der ‚Sehnerv dabei?
Damit im Wechsel lese ich Texte. Im Computer kann ich nun in ca. 60 bis 70 cm Entfernung im Augenforum lesen. Es ist noch etwas unscharfe Doppelsicht, aber ich kann in letzter Zeit den Beiträgen folgen und den Inhalt aufnehmen. Im Computer geht das, der ist in sich hell. Ein Genuss ist es noch nicht. Eine Sehhilfe habe ich schon lange nicht mehr benutzt. Es geht auch so. Und das Zentrale Sehen im Alltag scheint schon ganz gut in Fleisch und Blut übergegangen zu sein.
Ich habe jetzt auch den Artikel über Lord Macaulay durchgearbeitet:
http://www.central-fixation.com/better- ... 926-10.php
Dann habe ich also geübt, die schwarze Schrift zu sehen oder die weißen Zwischenlinien, oder auch das Weiße in den Buchstaben.
Aber so am Tisch, z. B. beim Frühstück, wenn nur Helligkeit aufs Papier fällt, das reichte nicht, und es waren wieder graue Nebelreihen, die ich nicht entziffern konnte. Das frustriert.
Die Schlangen in dem Testbild . Schlangenzungen.
http://www.ritsumei.ac.jp/~akitaoka/index-e.html
bewegen sich ganz ordentlich. Also sind meine Sakkaden schon recht aktiv. Trotzdem kam ich am Tisch nicht voran.
Dann stieß ich auf deine Schilderung, Marina:
Bei meinen eigenen 'Leseversuchen' bin ich auf eine 'Anspannungsquelle' gestoßen:
Ich nehme beim Lesen zu viel auf einmal in den Blick.
Eigentlich ganz banal und für die Fernsicht unmittelbar offensichtlich - man kann den Unterschied sehen.
Beim Leseabstand dagegen wird das Gesehene nicht unschärfer, wenn man diesen Fehler begeht, es bauen sich 'nur' Spannungen auf.
Wenn ich bewusst nur einen kleinen Teil eines Wortes oder sogar eines Buchstabens 'anvisiere', geht nichts an Schärfe verloren und ich kann genau so viel auf einmal erfassen; es ist aber viel entspannter.
Einfach nur eine falsche Angewohnheit, die ich mir eben bewusst wieder 'abtrainieren' muss...
Ich probiere weiter...
Gruss
Marina
Und das brachte mich darauf, dass ich das Zentrale Sehen auch auf den Text anwenden könnte: tatsächlich nur einen Buchstaben oder einen Zwischenraum zur Zeit. Der Gedanke kam mir erst ganz komisch vor, denn die Wörter sind ja klein. Da wäre ich nie drauf gekommen.
Und dann passierte das, wovon ich immer im Forum gelesen hatte, aber es noch nie so richtig nachvollziehen konnte, da ich es auf äußere Objekte bezogen hatte, wie Blätter oder Baumrinden. Die wurden nicht durch längeres Hinsehen schärfer.
Aber bei den Buchstaben hat es auf einmal funktioniert: aus den Nebelreihen lösten sich klare Buchstaben, die mir entgegenschwebten. Und je mehr ich auf einzelne Buchstaben in den Nebelreihen sah, ohne etwas erreichen zu wollen, umso mehr Buchstaben lösten sich aus den Nebelreihen, schwebten mir entgegen, und es erschienen lesbare Buchstaben und nach und nach auch Wörter. Klar erkennbar hoben sie sich von dem leisem Nebelhauch im Hintergrund ab. So dass ich zunehmend den Sinn aufnehmen und Text lesen konnte. Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass das Gehirn jetzt mitmacht. Es dauerte ziemlich lange, die ich in den Nebelreihen umher geschweift war, bis die Klarheit erschien.
Jetzt, wenn ich das schreibe, ist wieder das leichte Doppelsehen da. Damit kann ich genug Sinn erfassen, aber es sieht nicht klar aus. Ich bin ungeduldig, und will meine Beobachtungen ausdrücken und mitteilen, und nehme vorlieb mit dem leichten Doppelsehen, das ausreicht, um lesen zu können, anstatt lange auf den Text zu gucken und zu warten, ob sich klare Buchstaben herausschälen. Wenn ich noch weiter weg rücke, ca. 1 m, sieht es auch klarer aus. Und doch ist es leichtes Doppelsehen.
Heute beim Frühstück saß ich mit der Haltung: ich muss ja nicht lesen, ich sehe einfach auf das Schwarz oder das Weiß oder auf Zwischenräume und gucke was passiert. Und es dauerte eine ganze Weile, bis das Wunder geschah und sich die klaren Buchstaben aus den Nebelreihen herauslösten.
Wieder habe ich das Gefühl, kurz davor zu sein, aber es fehlt noch der letzte Klick.
Ja, das wollte ich euch doch gerne mitteilen. Gute Nacht wünscht
Sina