Hallo zusammen,
ich will auch mal wieder berichten, was sich bei mir jetzt tut.
Eseln hat mir bisher sehr geholfen zur Motivierung usw. wie ich ausgeführt hatte.
Ich merke, jetzt tut sich etwas entscheidend Neues.
Deine Übersetzung, Flo, (nochmal großen Dank dafür) von David´s Methode nach Bates hat meiner Augenentwicklung eine grundsätzlich neue Richtung gegeben.
Ich sehe jetzt also von Punkt zu Punkt. Noch muss ich mich immer wieder daran erinnern, von Punkt zu Punkt zu sehen, aber es fällt mir immer schneller wieder ein.
Auf diese Weise entdecke ich Kleinigkeiten, die ich nie zuvor wahrgenommen hatte, zu Hause, wie draußen. Nicht dass ich diese Kleinigkeiten besonders wichtig fände. Aber sie sind eben da, und so nehme ich sie wahr. Ich merke, dass mich das dazu auffordert, wertfrei zu schauen. D. h., unwichtig, ob ich das gut oder schlecht finde, was ich sehe. Es ist eben da und ich sehe es an.
Ich finde sogar, dass aufgeräumte Stellen langweiliger sind als chaotische, weil es dort mehr zu sehen gibt, das eben einfach da ist. Das überrascht mich, weil ich sonst oft geguckt habe, ob etwas aufzuräumen ist.
Die Gelenkeübungen von Norbekov habe ich reduziert auf 10 Minuten Kopf- Schulter- und Übungen die mir grade einfallen. Die Augenübungen mache ich nur noch, wenn sie mir einfallen, z. b. beim Lesen zwischendurch zur Entspannung oder beim Busfahren zur Selbstunterhaltung. Das tut mir gut. Es ist ein Stück zu mir zurückkehren.
Ansonsten merke ich, dass ich ein Bedürfnis habe, rauszugehen. Das ist neu. Zu Hause habe ich jetzt schon sehr viele Kleinigkeiten angesehen, das ist nicht mehr so aufregend. So habe ich jetzt Lust auf Spaziergänge, was etwas ganz Neues für mich ist: Spaziergänge fand ich sonst immer unglaublich langweilig.
Aber jetzt finde ich viel zum Schauen:
Baumrinden sind besonders spannend. Bei mir ist ja die Weitsichtigkeit aufzulösen – mir scheint, sonst sind hier fast nur Kurzsichtige (?).
So war es dann heute Morgen für mich, als ich nah an Bäumen stand, dass ich ca. 30/40 cm unter meinem Gesicht die Baumrinde klar sehen konnte, und ebenso ca. 30/40 cm über meinem Gesicht. Aber vor meinem Gesicht blieb sie verschwommen. So war es morgens.
Beim Spaziergang nach der Arbeit hatte ich den Eindruck, dass die Sicht vor mir klarer wurde: die Rinde, die Herbstblätter in Augenhöhe, die roten und orangenen kleinen Beeren der Heckensträucher.
Und später kam die Krönung: ich saß vor dem Eiscafé in der Sonne, die zwischen den Güssen der sturmgepeitschten Wolken immer wieder länger auftauchte, und las in meinem Roman, der relativ kleine Schrift hat.
Und ich las nach und nach 5 Seiten ganz klar!!!
Die Seiten ließ ich von der Spiegelung der Scheibe mit gespiegeltem Sonnenlicht beleuchten. Zwischendurch entspannte ich meine Augen mit Augenübungen und Herumgucken in der Ferne. Sie waren aber gar nicht angestrengt. Und ich hatte ganz normal geguckt, nicht durch die Wimpern, wie sonst oft, wenn ich kleine Schrift ohne Sehhilfe lesen will.
Es war wie ein Wunder.
Ich bin jetzt sehr zuversichtlich, dass ich bald ganz normal lesen kann wie früher. Einfach weiter von Punkt zu Punkt wandern: ich sehe dies an, ich sehe das an. Und weiter, entspannt, ob ich den Punkt nun klar sehen kann. oder ob er verschwommen bleibt.
Ich sehe ja auf dem Boden klar (Astlöcher der Dielenbretter, kleine Steine der Bodenplatten, Kiesel auf dem Weg) und in der Ferne (Bäume, Häuser, Menschen).
Verschwommen sind halt die nahen Teile: Nähe Augenhöhe. Aber anscheinend ist das egal. Das Wichtige ist, von Punkt zu Punkt zu wandern, und jedem Punkt eine kleine Aufmerksamkeit zu schenken.
So weiß ich dann, wie die Gesamtgestalt aussieht - vermutlich, denn ich habe ja nicht die Zeit das zu prüfen und bin auf die kleinen Punkte konzentriert - (z. b. Jacke, Tasche, Bauzaun) aber gucke nur auf 2 oder 3 Punkte davon, und gehe dann schon wieder zu neuen Gegenständen über, weil ich ja weiter gehe. Das scheint mir unvollständig, aber so habe ich den Artikel verstanden. und es scheint zu funktionieren.
Genug für heute
und glückliche Grüße von
Sina
PS: die Optikermessung brachte eine tendenzmäßige Verbesserung, aber (noch?) keine Hurra-Meldung. Die reduzierenden Bemerkungen des Optikers, um den Erfolg wegzureden, will ich mir hier sparen.