Hallo Boris,
1. Bei den Experimenten habe ich z. B. in meinem Computer ein Foto ausgewählt, davon vier Versionen angefertigt und diese von leicht bis sehr stark per Weichzeichner (Photoshop) verschwommen gestellt. Dann habe ich das erste, leicht verschwommene Bild zwei Minuten betrachtet und anschließend auf ein scharfes, aber für mich aufgrund des großen Abstands leicht unscharfes Bild/ Text geschaut. Dieses Bild konnte ich dann nicht nur sehr scharf sehen, sondern völlig überdreht kontrastreich, so als wenn man in Photoshop den Kontrast eines Bilds sehr stark erhöht. Dies habe ich dann mit dem zweiten, etwas stärker verschwommenen Bild sowie mit den anderen beiden Bilden gemacht und das Ergebnis in Bezug auf die Ansicht des "Prüfungsbilds" war immer das gleiche. Wie bereits erwähnt, diese verschwommenen Bilder kann man nicht mit der verschwommenen Sicht durch Kurzsichtigkeit vergleichen. Mir ging es nur darum, darauf hinzuweisen, dass auch bei völlig unbrauchbarer Sicht Aktivitäten der Augen stattfinden. Das nur mit einer Akkomodation zu begründen, wie du es zu meinem Beispiel mit dem diffusen Schatten getan hast, ist mir fremd.
2. Die Frage ist, was man unter "praxisnahem Augentraining" versteht. Meine Ansprüche sind da sehr hoch. Nach dem Buch "Eselsweisheit" sind eine Dioptrie innerhalb von vier Tagen möglich, zuzüglich 30-40 Tage Festigung. Das schafft zwar kaum einer nur aufgrund des Lesens des Buchs und wohl auch nicht aufgrund der entsprechenden Seminare, aber dass es möglich ist, halte ich für glaubhaft. Durch Hypnose (Buch "Therapie in Trance") kann man auch in einer Sitzung alle Dioptrien wieder loswerden. Praxisnah kann aber nur das sein, was Jedermann, und nicht nur ein erfahrener Motivationstrainer o. Ä., hinbekommen kann. Das kann daher nur ein "technisches" Augentraining sein, weil man seine Person und seine Psyche nicht so schnell ändern kann. Aber eine Dioptrie pro Monat sollte das ehrgeizige Ziel sein. Wenn man von vornherein davon ausgeht, dass man dafür ein Jahr braucht, wird es auch mindestens so lange dauern, da die Einstellung entsprechend programmiert ist. Dieses Augentraining hat bislang noch keiner entwickelt.
3. Welche Konsequenzen ziehst du aus deinem Wissen zur psychologischen Komponente des Augentrainings? Hast du denn schon einmal genau beobachtet, welche die Ursachen deiner sehr kurzfristigen Sichtverbesserungen, die sich nach einem Blinzeln wieder erledigen, sind? Wenn das Auge für eine scharfe Sicht sich erst einmal langfristig verkürzen muss, wie kann es denn überhaupt zu solchen scharfen Momenten kommen?
4. Das Buch Eselsweisheit habe ich seit langem nicht mehr. Das Buch legt den Schwerpunkt des Augentrainings auf mentale Arbeit. Diese wird vom Autor mit 90 %, das technische Training mit 10 % an Wichtigkeit angegeben. Bei den Ursachen geht er ausschließlich auf mentales Verhalten der Personen ein. Obwohl ich weiß, was der Autor sagen will, ist bei genauer Überlegung ein prozentuales Verhältnis gar nicht möglich. Die mentalen Eigenschaften einer Person bestimmen nur den Faktor (den "Wirkungsgrad"), mit dem sich das technische Augentraining vollzieht. Daher kann die selbe technische Maßnahme bei einer Person stärker und bei der anderen Person schwächer wirken.
5. Eine langfristig verbesserte Sicht ist nach meiner Ansicht immer das Ergebnis einer Vielzahl von kurzfristig verbesserten Sichten, da das Gehirn sich nur an die bessere Sicht gewöhnen muss (so auch "Eselsweisheit"). Daher macht es auch keinen Unterschied, wie diese bessere Sicht (natürlich ohne Sehhilfe) entstanden ist. Eine effektive Maßnahme des Augentrainings zeigt sich daher relativ schnell. Wenn es tatsächlich eine "Power-Methode" geben würde, müsste man die daraus entstandene Qualität 30-40 Tage halten. Dann hätte sich das Gehirn insofern auf Dauer umgestellt.