Besseres Teamwork zwischen Auge und Hirn
Nordburgenland – Experten warnen: Sehschwäche wird meist zu spät diagnostiziert. Um späteren Folgen vorzubeugen, tourt Facharzt Obermayer durch Kindergärten und Volksschulen.
Erst wenn Probleme beim Lesen in der Schule auftreten, wird oft bei Kindern eine Sehschwäche diagnostiziert – „zu spät“, bedauert Wilfried Obermayer. Eben dem wollen der auf Kinderaugenheilkunde spezialisierte Mediziner und sein Team mit dem Pilotprojekt „Besser sehen“ entgegen wirken. Mit einem spielerischen Programm im Gepäck wird der Neufelder Schulen und Kindergärten in Eisenstadt und Umgebung einen Besuch abstatten.
„Besonders wenn Kinder noch nicht lesen können, können sie selbst nicht feststellen, dass sie schlecht sehen. Sie sind die Sicht der Dinge gewöhnt“, erklärt der Facharzt. Eine Sehschwäche kann jedoch ihr späteres Leben stark beeinträchtigen.
Das menschliche Auge sieht sofort nach der Geburt, aber es fungiert als optischer Vermittler. Das Sehen muss eigentlich die Sehbahn im Gehirn lernen. Wird eine Sehschwäche nicht früh behoben – etwa mit einer Lesebrille – kann die Sehbahn nur ungenügend das Sehen erlernen. Bereits ab dem achten Lebensjahr gibt es laut dem Experten kaum Chancen, die Sehbahn zu korrigieren.
Hinzu käme, dass Alters(weit)sichtigkeit bei jungen Menschen leicht mit Legasthenie verwechselt werden kann, führt Gesundheits-Landesrat Peter Rezar aus. Dagmar Reiche-Ehn vom burgenländischen Zentrum für Legasthenie betont: „Keine Legasthenie-Diagnose, bevor das Kind nicht medizinisch von einem Facharzt untersucht wurde. Das Nichterkennen von Hör- oder Sehschwäche kann später zu psychischen Schäden führen.“
Das von Obermayer initiierte Pilotprojekt „Besser sehen“ startet in diesen Tagen. Er will Kindern interaktive, lustige Vorträge halten, „außerdem wird er mit einem großen Auge unterwegs sein, mit dem Kinder selbst erfahren, wie man sieht, wenn man schlecht sieht“, verrät Projektkoordinatorin Angelica Freyler. „Ich werde natürlich nicht auf die Schnelle Augenuntersuchungen machen, es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, ob man schlecht sieht“, unterstreicht Obermayer. Die Eltern sollen etwa mit Vorträgen und Foldern eingebunden werden.
Gefunden beim Kurier