Alte Gewohnheiten ablegen: Cantienica-Training

Akkomodieren, Fusionieren, Lichtbaden, Lichtblitzen, Palmieren, Visualisieren u.a.

Alte Gewohnheiten ablegen: Cantienica-Training

Beitragvon Susa » 12.10.2007 14:34

Hallo zusammen,
seit ein paar Wochen bin ich in diesem Forum. Schon nach dem ersten Tag, den ich nur mit dem Lesen der diversen Threads verbracht habe, bestätigte sich meine Vermutung: Augentraining hat was mit dem ganzen Leib zu tun! Ich las da viel von Entspannen, Muskeln trainieren, Kribbeln in der Nasenspitze und sonstwo, ungewohnten Empfindungen, die sich gut anfühlen, Qi/Prana, Atmen u.v.m. Viele von euch machen also dieselben Erfahrungen, die auch ich bisher machte!
Mein Erkenntnisweg in puncto Selbstwahrnehmung ging - wie vermutlich bei vielen Frauen - über meine Schwangerschaften. Plötzlich hörst oder liest du was von Beckenboden, Körpergeometrie (die sich gewaltig verschiebt in diesen Monaten!), Atemtechniken usw. - alles Dinge, die dir vorher schlicht schitigol waren. Aber so richtig innerlich begriffen habe ich doch nicht, was Sache ist. Mit Mitte 30 fing ich an Yoga zu praktizieren, da wurde es schon besser. Yoga mache ich, nun Mitte 40, immer noch. Seit ein paar Jahren gesellte sich aber noch ein anderer Bereich dazu: Beckenbodentraining nach der Methode von Benita Cantieni (www.cantienica.com). Ich besitze diverse Bücher von ihr, die alle im Prinzip dieselbe Botschaft haben:
1. Der menschliche Körper ist, sofern gesund, ein Wunderwerk, das ohne Hilfsmittel auskommt.
2. Die Muskeln am Körper sind von Scheitel bis Sohle miteinander vernetzt. Dreh- und Angelpunkt dieses Muskelnetzes ist der Beckenboden.
3. Jeder Menschenleib kommt mit perfekt vernetzter Muskulatur zur Welt und verliert unter den bei uns üblichen bewegungsarmen Lebensbedingungen mit der Zeit das Gespür dafür. Die Vernetzung löst sich über die Jahre auf, die Knochen rumpeln irgendwann an den Gelenken aufeinander, weil das stützende Muskelkorsett fehlt oder zu schwach ist. Ergebnis: Fehlhaltungen, Abnutzung, Schmerzen, Ostheoporose, Skoliose und wie das alles noch heißt.
4. Die Vernetzung ist irgendwo in unserem Leib gottseidank gespeichert, man muss die alten Muster nur wieder wecken. Also weg von den alt-neuen Gewohnheiten und weiter zu neu-alten Gewohnheiten sozusagen.
5. Ziel ist Aufspannung ohne Anstrengung, so wie das bei Tieren der Fall ist - 24 Stunden am Tag sozusagen.

So, damit wären wir beim Thema Augentraining: Auch hier scheint mir das Ziel zu sein, die alten Kurzsichtigkeitszöpfe abzuschneiden und sich komplett neue Sehgewohnheiten zuzulegen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, so wie es bei der Cantieni-Methode auch nicht geht. Wer aber das Prinzip verstanden hat (das einem auch zertifizierte Instruktoren vermitteln können oder man macht es nach den Büchern, wers halt kann), dem fällt es ganz leicht. Die zahllosen Testimonials in den Büchern und auf ihrer Website machen genauso Mut, wie wenn ihr hier schreibt, dass ihr eure Diops schon verringert habt.

Die C-Methode besteht aus mehreren Bausteinen, ist jedoch ein in sich geschlossenes System. Letztlich geht es aber immer drum, den inneren Beckenboden zu aktivieren, ob man nun gezielt was gegen Knieweh oder gegen Nackenweh tun möchte. Denn, wie gesagt, alles hängt eh mit allem zusammen. Das neueste Buch kümmert sich in dieser Manier um die gesamte Kopfmuskulatur, enthält auch Augenübungen. Oberste Prämisse ist, dass man so sanft und fein üben soll, wie nur möglich. Zuweilen ist es nur ein Atmen, vielmehr ein Spüren als ein Etwas-Machen. Die Selbstwahrnehmung wird extrem geschult damit, und Frau Cantieni betont auch, dass ihre Methode auch nur dann funktioniert, wenn man auf Dauer und beständig die Selbstwahrnehmung (ein)übt.

Die Atemübungen erinnern mich persönlich an Pranayama-Übungen aus dem Yoga. Viele werden diagonal ausgeführt. Ich habe an anderer Stelle versprochen, dazu was zu schreiben (nähere Anleitung im Buch "New Faceforming", von B. Cantieni diesen Sommer erschienen).
Also: Auf Dauer soll mit der C-Methode der allzeit an uns ziehenden Schwerkraft ein Schnippchen geschlagen werden. Wir richten uns sozusagen gegen die Schwerkraft auf. Dies kann vom Atem unterstützt werden. Wer Yoga kennt, weiß vielleicht: Man kann an den Fußsohlen einatmen und am Kronenpunkt des Kopfes wieder aus. Man kann mit der Körpervorderseite einatmen und mit der Rückseite aus. Es ist klar, dass der Atem immer nur in die Lungen geht. Aber das muss einen nicht stören, einfach machen und spüren. Also:
Diagonalatmung für Anfänger:
Entspannt auf den Rücken legen, Kinn im Neunzigradwinkel zum Hals. Der Hinterkopf liegt auf. Der Nacken ist gerade und entspannt, nicht stauchen, nicht überdehnen. Beine anstellen, damit der untere Rücken nicht ins Hohlkreuz gehen kann. Alles möglichst gerade entlang der Wirbelsäule ausrichten. Wer unsicher ist, soll sich von jemandem sagen lassen, ob er halbwegs gerade liegt, mit der Zeit spürt man das sowieso.
Dann zu den Sitzbeinhöckern spüren (untere Enden des knöchernen Beckens). Am linken SB-Höcker einatmen, Atem bis zur rechten Schulter ziehen, dort ausatmen. Dann am rechten SB-Höcker einatmen, Atem zur linken Schulter, ausatmen. Das Ganze immer so hin und her, so lange es gefällt. Wichtig ist, sich zu entspannen, sich nur auf den Atem konzentrieren, sonst nix.
Dasselbe gibt es auch für den Kopf: An der rechten Kinnecke einatmen, an der linken Geheimratsecke aus. An der linken Kinnecke einatmen, an der rechten Geheimratsecke aus. Ein paarmal im Wechsel hin und her. Dann die Aufmerksamkeit mehr zum Hinterkopf verlagern. Rechts neben dem Atlaswirbel (das ist der oberste, auf dem der Schädel ruht) einatmen, an der linken "Hinterecke" (wär euer Kopf ein Quader, also die linke hintere obere Ecke) aus, links neben dem Atlas ein, an der rechten Hinterecke aus. Nun, wer will, das Ganze im Raum gekreuzt: Also vorne am Kinn rechts ein, hinten oben links aus und umgekehrt. Dann hinten am Atlas links ein und vorne an der Geheimratsecke rechts aus und umgekehrt. Es ist simpel, einfach probieren, es entspannt und tut gut! Immer darauf achten, dass der Kiefer locker ist, Mund leicht öffnen, das hilft.
Wer auch Erfahrung mit der C-Methode hat, kann sich also in diesem Thread mit mir, sofern es meine Zeit zulässt, austoben. :-)
Viel Spaß!
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Beitragvon sven » 15.10.2007 00:35

Hallo Susa,

danke fuer die Erklaerung.


Ich hab es nicht ausprobiert, aber ich kann mich am besten entspannen bei schwerer koerperlicher Anstrengung. Dann macht man nichts mehr bewusst sondern ueberlaesst alles dem Koerper, was fuer mich an sich das Wort Entspannung bedeutet.

Ich weiss fuer viele Menschen bedeutet es rumhaengen aber so sehe ich das nicht. Fuer mich ist Entspannung abgeben vom Bewusstsein an den Koerper, da die Spannung aus dem Uneinsein von Koerper und Geist kommt.
Dieses kommt daher, weil wir als Menschen Gesellschaftliche Wesen sind und ueber den Geist den Koerper der Gesellschaft unterordnen. Das ist die Adam/Eva Apfel Geschichte.

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Beitragvon Susa » 15.10.2007 09:24

sven hat geschrieben:
ich kann mich am besten entspannen bei schwerer koerperlicher Anstrengung. Dann macht man nichts mehr bewusst sondern ueberlaesst alles dem Koerper,

Ich weiss fuer viele Menschen bedeutet es rumhaengen aber so sehe ich das nicht.


Hallo Sven,
für mich bedeutet Entspannung auch nicht rumhängen. Im Yoga wird ja auch genau diese Haltung geschult. Ich denke, viele Wege führen nach Rom. Der menschliche Organismus ist für die Ent- wie für die Anspannung gemacht. Wir hätten sonst nicht soundsovie Zehntausende von Jahren überlebt!
Was du sagst mit der körperlichen Anstrengung, kann ich nachvollziehen. der Körper macht es, wie er es für richtig hält - stimmt. Dazu gehören aber auch die wunderbaren Reparaturmechanismen, die er hat: z. B. Schonhaltungen aufzubauen, wenn ein Körperteil schmerzt. Auch das war vermutlich schon immer in der Menschheitsgeschichte überlebenswichtig! Wenn die Schonhaltung dann aber dazu führt, dass die Software auf der Festplatte umprogrammiert wird, dann "macht dein Körper, das was er für richtig hält", nur es ist im anatomisch-physiologischen Sinne nicht mehr das Optimum. Wir müssen sozusagen die fehlerfreie Software wieder einspielen, die wir bei Geburt mitbekommen haben. Bloß wie? Da muss vermutlich jeder auf sich selbst horchen. Der eine braucht Anstrengung, der andere Entspannung. Der gemeinsame Schlüssel ist aber die feine Selbstwahrnehmung. Sich einfach nur brutalomäßig anstrengen würde aus meiner Sicht nicht funktionieren. Bei dir klappt das, weil du vermutlich einen hohen Grad an Selbstwahrnehmung hast. Das schließe ich aus diversen deiner Postings.
Als Kinder haben wir uns allesamt leicht und ohne Probleme bewegt, richtig? Wir haben über nichts nachgedacht, als wir uns bewegten, es geschah ganz automatisch, und ganz automatisch richtig. Ich vermute mal, dass der Beginn der Desintegration der Muskulatur mit unserer Einschulung zusammenfiel. Wenn man, so meine Hoffnung und teilweise auch schon gemachte Erfahrung mit der Cantieni-Methode, das alte Muster wiederfindet, dann gibt es natürlich irgendwann auch wieder Automatismen, das ist das Tröstliche daran. Nur: Unsere Lebensweise ist nicht dazu angetan, dass die dann wieder lange bleiben. Wer also angefangen hat, sich auf einen "Weg der Besserung" zu begeben, sei das nun Augen- oder Körpertraining allgemein, der macht das nicht einmal für vier Wochen oder zwei Monate oder drei Jahre, sondern muss es sein ganzes Leben lang tun. Da wären wir wieder beim Yoga und anderen Selbsterkenntniswegen ...
Viele Grüße
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Beitragvon sven » 15.10.2007 09:36

Hallo Susa,

ich denke du hast recht und es ist eine lebenslange Geschichte, aber ich glaube nicht das man den Weg "bis zuende" gehen kann, da die vollkommene Entspannung die Aufloesung des "Ich" bedeutet.

Das "Ich", das wir immer so toll finden und als groesste Errungenschaft des Menschen ueber das Tier empfinden, macht uns zu gesellschaftlichen Wesen.

Der Preis dafuer ist meiner Meinung nach, dass der Koerper der Gesellschaft untergeordnet wird.

Die Gesellschaft ist ja durchaus das Erfolgsmodell, fuer die Rasse Mensch, nur fuer den einzelnen kann es zu Problem werden, wenn das "Ich" sich so in den Koerper einmischt, das man schwer krank wird.

Das Ausweichen gegenueber Schmerz und Anstrengung (auch Faulheit genannt), ist eigentlich nur eine Energie optimier Methode.
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Beitragvon Susa » 15.10.2007 09:53

sven hat geschrieben:
ich denke du hast recht und es ist eine lebenslange Geschichte, aber ich glaube nicht das man den Weg "bis zuende" gehen kann, da die vollkommene Entspannung die Aufloesung des "Ich" bedeutet.


Da wird es jetzt sehr philosphisch: Kann man den Weg gehen oder kann man nicht? Nicht umsonst ist der Mensch in verschiedensten Kulturen immer wieder auf dieses Thema gestoßen, und ja, es beschäftigt uns bis zu unserem physischen Ende.

sven hat geschrieben:Das Ausweichen gegenueber Schmerz und Anstrengung (auch Faulheit genannt), ist eigentlich nur eine Energie optimier Methode.


Die Vertreibung aus dem Paradies quasi. Wir wurden von Wolke 17 auf den Boden der Tatsachen geworfen, Boden kannst du hier sogar ganz wörtlich betrachten: Wir, oder unser Ich, kann hinieden nicht ohne Schwerkraft sein, aber die Schwerkraft ist es auch, die immer wieder an uns, am Ich, zieht. Naja, wir trösten uns damit, dass das Paradies auch die Hölle sein könnte, oder? Gibt es was Langweiligeres als ein Paradies, frage ich dich? Mensch sein heißt nun mal in der Klemme sein, aufgespannt sein zwischen Wollen und Können, Wunsch und Wirklichkeit. Daraus speist sich neu immer wieder unsere Lebensenergie. Im Paradies brauchen wir die ja nimmer, da "lebt" "Es" ja quasi von alleine. :-)

Paradisisch-irdische Grüße
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Beitragvon sven » 16.10.2007 13:37

Die Vertreibung aus dem Paradies ist eher die Entwicklung der Gesellschaft und damit auch die Entwicklung des Bewusstseins. Die Apfelgeschichte halt.
Wie ich schon sagte. Man wird zweigespalten und das ist der Urprung der ganzen Misere, laesst sich aber nicht wirklich total aufloesen ohne aus der Gesellschaft ausgestossen zu werden.
Schoene Gruesse

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Beitragvon Susa » 16.10.2007 16:43

sven hat geschrieben:Die Vertreibung aus dem Paradies ist eher die Entwicklung der Gesellschaft und damit auch die Entwicklung des Bewusstseins.
.


Das würde ich aber umgedreht sehen. Erst Bewusstsein, dann Gesellschaft. Oder?
Wie auch immer, unsere Gesellschaft hier ist ja nur eine von vielen, die es seit der Menschheitsgeschichte schon gegeben hat. Und auch nur eine von vielen, die parallel nebeneinander existieren. Es mag ja durchaus Gesellschaftskonstrukte geben, in denen der gute alte "Leib" noch Geist und Körper in sich vereint. Bei uns ist das nun wirklcih sehr stark getrennt. Ich sehe eine gewisse Entwicklung in die aus meiner Sicht richtige Richtung durch das Aufkommen von Yoga und anderer östlich-religiöser und spiritueller Einflüsse. Aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr erst mal nicht.
Viele Grüße
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Beitragvon sven » 16.10.2007 17:09

Ich sehe das so:

An sich sehe ich das unabhaengig von der Kultur.

Meiner Meinung nach entsteht das "Ich" um einen Kompromiss zwischen nden Wuenschen der Anderen und den Wuenschen des Koerpers herzustellen.

Es verwehrt dem Koerper also Wege und kann ihn damit auch krank machen bzw macht ihn damit auch krank.

Also gibt es ohne "Ich" kein Zusammenleben. Das ist unser Dilemma aus dem wir niemals rauskommen. Wir sind aus dem Paradies vertrieben und muessen unseren Koerper kontrollieren um fuer die anderen akzeptabel zu sein. Es ist die Erkenntnis von Gut und Boese.
Je nach Mensch verwehrt das "Ich" dem Koerper mehr oder weniger ist also staerker oder weniger stark ausgepraegt.

Entspannen ist fuer mich ein Schritt in Richtung Koerper also weg vom "Ich". Man tut was von der boesen Seite in die gute Seite um bei dem Bild zu bleiben.
Spannung/Stress ist die Umgekehrte Richtung.

Das hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, was die Muskeln machen oder wieviel der Koerper grade leistet sondern, damit wieviel "Ich" man hat, d.h. wieviel man vom Koerper versucht bewusst anders zu kontrollieren als er es will.
Es geht darum wie man seinem Koerper vertraut und ihn laufen lassen kann.

Ich gebe dir recht das die beim Yoga oder aehnlichen Sachen viel mehr davon wissen als in unserem Kulturkreis.

LG

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