Hallo zusammen,
seit ein paar Wochen bin ich in diesem Forum. Schon nach dem ersten Tag, den ich nur mit dem Lesen der diversen Threads verbracht habe, bestätigte sich meine Vermutung: Augentraining hat was mit dem ganzen Leib zu tun! Ich las da viel von Entspannen, Muskeln trainieren, Kribbeln in der Nasenspitze und sonstwo, ungewohnten Empfindungen, die sich gut anfühlen, Qi/Prana, Atmen u.v.m. Viele von euch machen also dieselben Erfahrungen, die auch ich bisher machte!
Mein Erkenntnisweg in puncto Selbstwahrnehmung ging - wie vermutlich bei vielen Frauen - über meine Schwangerschaften. Plötzlich hörst oder liest du was von Beckenboden, Körpergeometrie (die sich gewaltig verschiebt in diesen Monaten!), Atemtechniken usw. - alles Dinge, die dir vorher schlicht schitigol waren. Aber so richtig innerlich begriffen habe ich doch nicht, was Sache ist. Mit Mitte 30 fing ich an Yoga zu praktizieren, da wurde es schon besser. Yoga mache ich, nun Mitte 40, immer noch. Seit ein paar Jahren gesellte sich aber noch ein anderer Bereich dazu: Beckenbodentraining nach der Methode von Benita Cantieni (www.cantienica.com). Ich besitze diverse Bücher von ihr, die alle im Prinzip dieselbe Botschaft haben:
1. Der menschliche Körper ist, sofern gesund, ein Wunderwerk, das ohne Hilfsmittel auskommt.
2. Die Muskeln am Körper sind von Scheitel bis Sohle miteinander vernetzt. Dreh- und Angelpunkt dieses Muskelnetzes ist der Beckenboden.
3. Jeder Menschenleib kommt mit perfekt vernetzter Muskulatur zur Welt und verliert unter den bei uns üblichen bewegungsarmen Lebensbedingungen mit der Zeit das Gespür dafür. Die Vernetzung löst sich über die Jahre auf, die Knochen rumpeln irgendwann an den Gelenken aufeinander, weil das stützende Muskelkorsett fehlt oder zu schwach ist. Ergebnis: Fehlhaltungen, Abnutzung, Schmerzen, Ostheoporose, Skoliose und wie das alles noch heißt.
4. Die Vernetzung ist irgendwo in unserem Leib gottseidank gespeichert, man muss die alten Muster nur wieder wecken. Also weg von den alt-neuen Gewohnheiten und weiter zu neu-alten Gewohnheiten sozusagen.
5. Ziel ist Aufspannung ohne Anstrengung, so wie das bei Tieren der Fall ist - 24 Stunden am Tag sozusagen.
So, damit wären wir beim Thema Augentraining: Auch hier scheint mir das Ziel zu sein, die alten Kurzsichtigkeitszöpfe abzuschneiden und sich komplett neue Sehgewohnheiten zuzulegen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, so wie es bei der Cantieni-Methode auch nicht geht. Wer aber das Prinzip verstanden hat (das einem auch zertifizierte Instruktoren vermitteln können oder man macht es nach den Büchern, wers halt kann), dem fällt es ganz leicht. Die zahllosen Testimonials in den Büchern und auf ihrer Website machen genauso Mut, wie wenn ihr hier schreibt, dass ihr eure Diops schon verringert habt.
Die C-Methode besteht aus mehreren Bausteinen, ist jedoch ein in sich geschlossenes System. Letztlich geht es aber immer drum, den inneren Beckenboden zu aktivieren, ob man nun gezielt was gegen Knieweh oder gegen Nackenweh tun möchte. Denn, wie gesagt, alles hängt eh mit allem zusammen. Das neueste Buch kümmert sich in dieser Manier um die gesamte Kopfmuskulatur, enthält auch Augenübungen. Oberste Prämisse ist, dass man so sanft und fein üben soll, wie nur möglich. Zuweilen ist es nur ein Atmen, vielmehr ein Spüren als ein Etwas-Machen. Die Selbstwahrnehmung wird extrem geschult damit, und Frau Cantieni betont auch, dass ihre Methode auch nur dann funktioniert, wenn man auf Dauer und beständig die Selbstwahrnehmung (ein)übt.
Die Atemübungen erinnern mich persönlich an Pranayama-Übungen aus dem Yoga. Viele werden diagonal ausgeführt. Ich habe an anderer Stelle versprochen, dazu was zu schreiben (nähere Anleitung im Buch "New Faceforming", von B. Cantieni diesen Sommer erschienen).
Also: Auf Dauer soll mit der C-Methode der allzeit an uns ziehenden Schwerkraft ein Schnippchen geschlagen werden. Wir richten uns sozusagen gegen die Schwerkraft auf. Dies kann vom Atem unterstützt werden. Wer Yoga kennt, weiß vielleicht: Man kann an den Fußsohlen einatmen und am Kronenpunkt des Kopfes wieder aus. Man kann mit der Körpervorderseite einatmen und mit der Rückseite aus. Es ist klar, dass der Atem immer nur in die Lungen geht. Aber das muss einen nicht stören, einfach machen und spüren. Also:
Diagonalatmung für Anfänger:
Entspannt auf den Rücken legen, Kinn im Neunzigradwinkel zum Hals. Der Hinterkopf liegt auf. Der Nacken ist gerade und entspannt, nicht stauchen, nicht überdehnen. Beine anstellen, damit der untere Rücken nicht ins Hohlkreuz gehen kann. Alles möglichst gerade entlang der Wirbelsäule ausrichten. Wer unsicher ist, soll sich von jemandem sagen lassen, ob er halbwegs gerade liegt, mit der Zeit spürt man das sowieso.
Dann zu den Sitzbeinhöckern spüren (untere Enden des knöchernen Beckens). Am linken SB-Höcker einatmen, Atem bis zur rechten Schulter ziehen, dort ausatmen. Dann am rechten SB-Höcker einatmen, Atem zur linken Schulter, ausatmen. Das Ganze immer so hin und her, so lange es gefällt. Wichtig ist, sich zu entspannen, sich nur auf den Atem konzentrieren, sonst nix.
Dasselbe gibt es auch für den Kopf: An der rechten Kinnecke einatmen, an der linken Geheimratsecke aus. An der linken Kinnecke einatmen, an der rechten Geheimratsecke aus. Ein paarmal im Wechsel hin und her. Dann die Aufmerksamkeit mehr zum Hinterkopf verlagern. Rechts neben dem Atlaswirbel (das ist der oberste, auf dem der Schädel ruht) einatmen, an der linken "Hinterecke" (wär euer Kopf ein Quader, also die linke hintere obere Ecke) aus, links neben dem Atlas ein, an der rechten Hinterecke aus. Nun, wer will, das Ganze im Raum gekreuzt: Also vorne am Kinn rechts ein, hinten oben links aus und umgekehrt. Dann hinten am Atlas links ein und vorne an der Geheimratsecke rechts aus und umgekehrt. Es ist simpel, einfach probieren, es entspannt und tut gut! Immer darauf achten, dass der Kiefer locker ist, Mund leicht öffnen, das hilft.
Wer auch Erfahrung mit der C-Methode hat, kann sich also in diesem Thread mit mir, sofern es meine Zeit zulässt, austoben.
Viel Spaß!
Susa